Roman Lob holt in Baku den achten Platz Loreen verzaubert Europa
27.05.2012, 07:01 Uhr
Loreen aus Schweden gewinnt den Eurovision Song Contest mit ihrem mystischen Lied "Euphoria".
(Foto: AP)
Der Rest Europas hat keine Chance. Lange vor Ende der Punktevergabe steht fest: Loreen aus Schweden gewinnt den Eurovision Song Contest in Baku. Dabei schlägt sie die Omas aus Russland und auch Serbien aus dem Rennen. Der Deutsche Roman Lob holt einen beachtlichen achten Platz. Die politische Lage in Aserbaidschan spielt während der Show keine Rolle.
Schweden hat den 57. Eurovision Song Contest in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku gewonnen. Mit ihrem mystischen Popsong "Euphoria" setzte sich die Sängerin Loreen eindeutig durch. Der deutsche Sänger Roman Lob kam mit seinem Lied "Standing Still" auf den beachtlichen achten Platz. Russland landete mit seiner Oma-Gruppe Buranowskije Babuschki und dem Feiersong "Party for Everybody" auf Platz zwei; Serbien belegte Rang drei.
Für Schweden ist es der fünfte Sieg in der Grand-Prix-Geschichte. Zuletzt gewann das Land 1999. Auch der berühmteste Sieg der Eurovisions-Geschichte war schwedisch: Abba 1974 mit "Waterloo". Mit dem Sieg ist kein Geld, sondern nur eine eher wertlose Glas-Trophäe in Form eines Mikrofons verbunden. Loreen kam am Ende auf 372 Punkte und damit den zweithöchsten Punktestand in der Geschichte des Wettbewerbs - Lena Meyer-Landrut reichten vor zwei Jahren mit "Satellite" 246 Punkte zum Sieg.
Loreen bezeichnete ihre Gefühle nach dem Sieg als "euphorisch". Sie lud alle zum Grand Prix nach Schweden im Mai 2013 ein und warb für die reine Luft und das Wasser dort. "Wir haben viele schöne Dinge in Schweden", sagte die Halb-Marokkanerin bei einer kurzen Pressekonferenz mit dem gläsernen Mikrophon als Trophäe in der Hand.
Loreen war in Schweden durch eine Castingshow bekannt geworden. Damals nannte sich die Schwedin mit marokkanischen Wurzeln noch Lorén Talhaoui. Auf die Teilnahme an der Sendung folgten eine Single-Veröffentlichung und die Moderation einer Castingshow. Ihr bürgerlicher Name lautet Lorine Zineb Noka. Für ihren Sprung aufs Grand-Prix-Podest brauchte Loreen zwei Anläufe. Im vergangenen Jahr scheiterte sie noch im schwedischen Vorentscheid, ihr Beitrag "My Heart Is Refusing Me" wurde trotzdem ein Hit.
"Ich bin super happy"
Lob zeigte sich sehr zufrieden mit seinem Abschneiden unter den besten Zehn. "Super! Das war mein Ziel. Ich bin super happy", sagte der 21-Jährige. Er wolle einfach nur der deutschen Delegation danken. "Es war so eine geile Zeit hier." Schweden habe er selbst auch als einen Favoriten angesehen. "Euphoria ist ein Supersong." Der deutsche Jury-Präsident, Rapper Thomas D, sagte: "Wir sind glücklich". Dabei verwies er darauf, dass Deutschland etwa Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien hinter sich lassen konnte und damit hinter Schweden das zweitbeste westeuropäische Land war.
Aserbaidschan selbst wird so langsam zu einer festen Größe in der Grand-Prix-Gemeinde: Diesmal landete Sabina Babajewa auf Platz vier - nach Platz eins, fünf, drei und acht in den Vorjahren. Überraschend schlecht schnitten dagegen die irischen Zwillinge Jedward auf Platz 19 ab - nach Rang acht im Vorjahr. Der 76-jährige britische Sänger Engelbert kam sogar nur auf den 25. und vorletzten Platz. Dabei hatte seine Ballade "Love Will Set You Free" Experten wie Fans überzeugt. Den letzten Platz belegte der Norweger Tooji.
Um den Musikwettbewerb in der früheren Sowjetrepublik Aserbaidschan im Südkaukasus . Die Regierung des Landes steht wegen ihres Umgangs mit Oppositionellen sowie wegen Verletzungen von Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit in der Kritik. Bis zum Tag des Finales kam es zu Protesten, die die Führung mit Polizeigewalt unterband. Dutzende Regierungsgegner wurden allein in der letzten Grand-Prix-Woche verprügelt und festgenommen.
"Es ist gut, wählen zu dürfen"
Während der Show, die der gigantischen Gala in Düsseldorf im vergangenen Jahr kaum nachstand (und auch von denselben Leuten der deutschen Firma Brainpool produziert wurde), gab es keine politischen Aktionen oder Äußerungen der Künstler - dies verbieten die Regeln der Europäischen Rundfunkunion EBU, die den Wettbewerb veranstaltet. Die deutsche Moderatorin Anke Engelke verpackte in die Bekanntgabe der Punktezahl aus Deutschland die einzige politische Botschaft des Abends: "Heute Nacht konnte ja niemand für sein eigenes Land abstimmen. Aber es ist gut, abzustimmen, und es ist gut, eine Wahl zu haben. Viel Glück auf eurer Reise, Aserbaidschan. Europa schaut auf euch", sagte Engelke.
Einen Tag vor dem Finale verlangte das Internationale Presseinstitut (IPI) in Wien vom aserbaidschanischen Präsidenten Aufklärung über Berichte von Angriffen auf Journalisten. In dem offenen Brief wurde Alijew zudem aufgefordert, er solle die Fälle von sechs inhaftierten Reportern überprüfen. Viele internationale Beobachter hätten berichtet, dass die Beschuldigungen, die zur Inhaftierung der Journalisten führten, konstruiert worden seien wegen ihrer kritischen Berichterstattung, hieß es vom IPI. Sollte sich dies als wahr herausstellen, sei dies eine Verletzung der Menschenrechte.
Millionen Fernsehzuschauer in ganz Europa
Der aserbaidschanische Popstar Emin Agalarow sang während der Pause vor der langwierigen Punktevergabe das Lied "Never Enough" (Nie genug). Er ist der Schwiegersohn des autoritären Staatschefs Ilcham Alijew. Als Vorsitzende des Nationalen Organisationskomitees ESC 2012 hatte die Frau des Präsidenten, Mechriban Alijewa, agiert.
Geschätzte 120 Millionen Fernsehzuschauer in ganz Europa verfolgten die pompöse Musikshow aus der von Deutschen gebauten Crystal Hall am Kaspischen Meer. Der Eurovision Song Contest ist ein Liederwettbewerb. Den Preis am Schluss bekommen eigentlich die Komponisten des Liedes, die nicht immer aus dem Land kommen, für das sie den Song geschrieben haben.
Der 58. Eurovision Song Contest 2013 wird in Schweden über die Bühne gehen. Als Termin für das Finale gab die European Broadcasting Union (EBU) bereits den 18. Mai bekannt, die Halbfinals finden am 14. und 16. Mai statt.
Quelle: ntv.de, dpa