Unterhaltung

"And where the train goes there" Merkel gibt der Queen Geschichtsunterricht

Schloss-Empfang, Bootsfahrt, Kranzniederlegung und Bankett: Es ist ein straffes Programm, das die Queen an ihrem ersten offiziellen Besuchstag absolviert. Im Kanzleramt kommt es beim Treffen unter mächtigen Frauen zu einem königlich-amüsanten Smalltalk.

Tausende Queen-Fans, ein Bundespräsident als Stadtführer und viel politische Symbolik: Beim fünften Staatsbesuch der britischen Königin Elizabeth II. in Deutschland haben beide Länder ihre enge Verbundenheit demonstriert. Die ganz in Weiß gekleidete britische Monarchin und ihr Mann Prinz Philip trafen sich mit Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel. Bei trübem Wetter und kühlen Temperaturen fuhren die Royals mit Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt auf der Spree durchs Regierungsviertel und winkten den Schaulustigen, die die Ufer säumten und dem Besuch zujubelten.

Nach der Bootsfahrt fuhren Elizabeth II. und Prinz Phi lip zum Kanzleramt, wo die Kanzlerin sie in Empfang nahm. Merkel führte die Queen auf den Balkon ihres Amtssitzes und sagte auf Englisch: "And where the train goes there" ("Dort, wo der Zug fährt"), da hätte die Mauer gestanden. Sie zeigte nach vorne und erklärte der Königin, sie selbst lebe nur 200 Meter dahinter. Eine halbe Stunde später kamen sie wieder heraus, die Königin und die Kanzlerin plauderten angeregt. Die Bundesregierung veröffentlichte die Szenen in einem Video bei Facebook.

Übernachtet hatten die Queen und ihr Mann, die am Vorabend in Berlin eingetroffen waren, im Hotel Adlon am Brandenburger Tor, wo es beim Hissen der königlichen Flagge zu einer Panne gekommen war. Von dort fuhren sie am Vormittag vor Schloss Bellevue vor, wo Gauck und Schadt bereits warteten. Hunderte Schaulustige standen trotz des Wetters am Straßenrand, um die Monarchin zu begrüßen. Eine Militärkapelle spielte die britische Hymne "God Save the Queen" und die deutsche Nationalhymne. Die beiden Besucher trugen sich ins Gästebuch des Bundespräsidialamtes ein und tauschten Geschenke mit dem deutschen Staatsoberhaupt aus, auf dessen Einladung sie offiziell in der Bundesrepublik sind.

Die Queen als Neunjährige auf einem Pony

Die Queen hat Gauck ein Buch aus dem 19. Jahrhundert mitgebracht, die "Briefe eines Verstorbenen" von Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Der Bundespräsident schenkte Elizabeth II. neben Lübecker Marzipan das Gemälde "Pferd in Royalblau" der Hamburger Künstlerin Nicole Leidenfrost, das die Pferdeliebhaberin als kleine Prinzessin im Sattel zeigt. Die anschließende Unterhaltung der beiden Staatsoberhäupter dauerte etwa eine halbe Stunde und war damit etwas länger als geplant.

Nach dem Gespräch gingen die Queen, Prinz Philip, Gauck und Schadt zu Fuß an die Spree. Im Schiff "Ajax", das wie die Queen Jahrgang 1926 ist, fuhren sie über den Fluss - begrüßt von vielen jubelnden Schaulustigen am Spreeufer. Die Bootsfahrt ist etwas Besonderes: Bisher hatte Gauck noch keinen Staatsgast im Boot über die Spree begleitet. Die vier winkten immer wieder der Bevölkerung zu. Gauck gab im Stehen den Stadtführer, die Gäste zeigten Interesse und zeigten immer wieder auf Gebäude, an denen das Schiff vorbeifuhr. Die Fahrt war bewusst als Gelegenheit für die Berliner geplant, die Royals zu sehen. Es ist der Queen nach offiziellen Angaben wichtig, dass möglichst viele Menschen einen Blick auf sie werfen können.

Als die Queen in der Neuen Wache am Brandenburger Tor der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedachte, folgte ein Moment des Innehaltens. Zwei Soldaten legten in ihrem Namen einen Kranz nieder. Nach einer Mittagspause wird sie am Nachmittag die "Queen's Lecture" an der Technischen Universität besuchen - eine Vortragsreihe zu ihren Ehren. Abends ist ein festliches Bankett zu Ehren der Königin im Schloss Bellevue geplant.

Am Donnerstag fliegt Elizabeth II. mit Gauck nach Frankfurt/Main. Am Freitag besucht sie die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide. Es war im April 1945 von britischen Soldaten befreit worden.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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