"Sing meinen Song" Moses lebt!
07.06.2017, 00:15 Uhr
Moses rappt Lenas Song.
(Foto: VOX / Markus Hertrich)
Tränen, Jubelschreie und lautstarkes Herzpochen: Der Abend von und für Lena Meyer-Landrut lässt die Emotionen bei den "Tauschkonzert"-Kandidaten ununterbrochen Achterbahn fahren.
Die "Sing meinen Song"-Folge, in der sich die diesjährigen Teilnehmer mit Songs von ESC-Wunderkind Lena Meyer-Landrut beschäftigen, wurde bereits im Vorfeld als die vermeintlich "emotionsloseste" abgestempelt. Niemand konnte oder wollte sich so richtig vorstellen, wie man dem kindlich quäkenden "Satellite"-Pop der mittlerweile 26-jährigen Hannoveranerin mehr Tiefe verleihen könnte.
Nach dem eher ernüchternden Folk-Pop-Einstieg von Stefanie Kloß, die mit ihrer Bubblegum-Version von Lenas Florence Welch-Kniefall "Stardust" nicht gerade Bäume ausreißt, fühlen sich Vorab-Kritiker bereits bestätigt. Ermüdet und gelangweilt winken die imaginären Zweifler vor den TV-Geräten ab. Doch dann betritt Mark Forster die Bühne. Zumindest für einen kurzen Augenblick. Noch ehe sich der erste Ton seiner "Satellite"-Neuinterpretation durch die Boxen schält, nimmt das "Hitmonster" nämlich wieder auf der Kandidaten-Couch Platz. Mit dem Mikrofon in der Hand und melancholischen Kammerpop-Vibes im Schlepptau nimmt Mark Kontakt zur Hauptprotagonistin des Abends auf.
Rotz und Wasser
Drei Minuten später hat sich das Blatt gewendet. Alle Kritiker sind verstummt. Lena, Mark und Stefanie heulen Rotz und Wasser. Lena-Pop kann also doch ganz schön tief gehen. Man muss die Songs halt nur richtig ummodeln.
Auch die beiden BossHoss-Cowboys Alec Völkel und Sascha Vollmer legen sich für den von Mark Forster gestarteten Lenas-Musik-kann-auch-anders-klingen-Abend mächtig ins Zeug. Wummernder Stoner Rock ersetzt reduziert funkelnden Elektro-Pop: Kann man machen. Hebt definitiv die Laune. Und für eine wie Lena, die an diesem Abend hilflos zwischen Achterbahn fahrenden Emotionen hin und her pendelt, fungiert eine Prise gute Laune des Öfteren wie der berühmte Fels in der Brandung.
Leuchtende Augen
Nach Lenas Papa-wo-bist-du?-Hilferuf "If I Wasn’t Your Daughter" macht man sich vor und hinter den TV-Kameras im schönen Südafrika bereits große Sorgen. Abermals kullern die Tränen. Aber man hat ja einen Gentleman an Bord, der genau weiß, wie man aufkommender Tristesse am effektivsten den Wind aus den Segeln nimmt. Ein bisschen Hip-Hop, ein Tupfer Dancehall und ganz viel Scat-Gebrubbel lassen Lenas Augen schnell wieder leuchten ("Beat To My Melody").
Kurz darauf fangen die Hände aller Anwesenden aber schon wieder an zu zittern. Der Moses ist nämlich der Nächste, der sich das Mikro schnappt und in Richtung Podest dackelt. Zaubert er erneut Cassandra Steen aus dem afrikanischen Busch? Das könnte die Stimmung wieder kippen lassen. Ausgesucht hat sich der Frankfurter nämlich ausgerechnet Lenas Tragik-Perle "Home".
Doch der Moses hat heute Großes vor. Und so verwandelt er die englischsprachige Ballade in eine tiefgreifende und aufwühlende Deutsch-Rap-Nummer mit Langzeitwirkung. Unterstützt von Stefanie Kloß erwacht der bis dato vor sich hin schnarchende Hip-Hop-Bär zum Leben und liefert DIE Performance des Abends ab. Wow! Da kann selbst Stadion-Paddy nicht mehr mithalten.
Der haut zum Abschluss mit seiner rockigen Hobbit-Version von "Traffic Lights" zwar auch noch ordentlich einen raus. Aber am Ende sind sich alle einig: Moses hat dem Abend seinen Stempel aufgedrückt. Das "Teilen" der "Song des Abends"-Ukulele mit den Kollegen Gentleman und Mark Forster nimmt der Hesse dann auch ganz gelassen. Sein verschmitzter Blick verrät: Hier weiß einer ganz genau, wer an diesem Abend das mit Abstand dickste Ausrufezeichen gesetzt hat.
Quelle: ntv.de