Hausdurchsuchung live im TV Polizei entschuldigt sich bei Cliff Richard
02.09.2014, 20:22 Uhr
Richard wurde mit Straftaten an Kindern in Verbindung gebracht.
(Foto: REUTERS)
Im August hat die Polizei eine Wohnung von Cliff Richard durchsucht - und die BBC berichtete live. Längst steht nicht mehr der Sänger im Mittelpunkt des Falls. Stattdessen müssen sich Ermittler und Journalisten vor dem britischen Parlament rechtfertigen.
Nach der Hausdurchsuchung bei Cliff Richard hat die britische Polizei sich bei dem Popstar dafür entschuldigt, wie die Aktion abgelaufen ist. "Wir hatten einen Job zu erledigen, aber ich entschuldige mich bei Sir Cliff, wenn wir dabei etwas heftig vorgegangen sind", sagte der Polizeipräsident der Region South Yorkshire, David Crompton, in London.
Polizei und BBC waren nach der Durchsuchung in der englischen Grafschaft Berkshire im August in die Kritik geraten, weil Reporter vor der Polizei am Einsatzort waren, live berichteten und die Arbeit der Ermittler im Haus aus einem Hubschrauber filmten. Die Ermittler hatten Hinweise auf ein Vergehen an einem Jungen in den 80er Jahren erhalten. Der 73-jährige Musiker ("Spanish Harlem", "Living Doll") weist die Vorwürfe zurück. Über seinen Anwalt ließ er mitteilen, er wolle sich nicht in den Streit zwischen BBC und Polizei verwickeln lassen.
Richard hat inzwischen bei der Polizei ausgesagt, es wurde keine Anklage gegen ihn erhoben. Trotzdem hat er einige öffentliche Auftritte, etwa beim Tennisturnier US Open, abgesagt. Die Ermittlungen zu dem Fall seien von Anfang an gefährdet gewesen durch eine angebliche undichte Stelle bei Scotland Yard, die Informationen an die BBC weitergegeben habe, sagte Crompton in einer Anhörung vor britischen Parlamentariern. Die Polizei habe den Sender 18 Stunden im Voraus über die Hausdurchsuchung informieren müssen, um zu verhindern, dass die BBC schon früher über den Verdacht gegen Richard berichte.
Unangemessene Berichte
Von Erpressung wollte Crompton aber nicht sprechen. Cliff Richard selbst wurde nicht vorher informiert. Die Berichterstattung nannte der Polizeipräsident unangemessen. "Ich dachte, die BBC wird wahrscheinlich an der Straße stehen und Fotos von meinen Leuten machen, wie sie rein und raus gehen." Er habe keine Ahnung gehabt, dass die Reporter mit einem Hubschrauber zu dem Haus fliegen würden. "Das war vielleicht ein bisschen naiv", sagte Crompton.
BBC-Generaldirektor Tony Hall verteidigte den Sender. Sie hätten die Geschichte nie veröffentlicht, wenn die Polizei sich an ihn oder seine Kollegen gewandt hätte mit der Befürchtung, dass die Ermittlungen dadurch behindert würden. Sein Reporter habe Tipps zum Fall Richard von einer Quelle bekommen, die er nicht nennen wolle.
Quelle: ntv.de