Bunga Bunga bei Mörtel Ruby macht's billiger
02.03.2011, 19:50 Uhr
(Foto: dpa)
Der zwar berühmte, nichtsdestotrotz etwas angestaubte Wiener Opernball dürfte in diesem Jahr so richtig spannend werden. Denn die diesjährige Walzerkönigin des Society-Löwen Lugner heißt Ruby und kann nur Bauchtanz.
Bevor sich Wien in diesem Jahr im Walzer wiegt, ist erst einmal mächtig Aufregung angesagt. Ein hübsches, aber "leichtes Mädchen" aus Italien bedroht mit seinem Besuch an der Seite eines alternden Unternehmers die Ikone der österreichischen Handkuss- und Glamourwelt: den Wiener Opernball. "Pietätlos" sei das, so wird geschimpft, ein "Sittenverfall". Die Warnung vor einem "Logen-Strich" geistert durch die Öffentlichkeit.
Und dann das noch: "Walzer tanzen kann ich nicht, ich kann nur bauchtanzen", gesteht "Ruby Rubacuori", 18 Jahre, recht entspannt vor gespannten Journalisten auf einer Pressekonferenz.
Die skandalträchtige Dame, Callgirl von Beruf, mit bürgerlichem Namen Karima El Mahroug, würde ja nie im Leben an der Seite von Society-Löwe Richard Lugner in die heiligen Hallen der Wiener Staatsoper schreiten, wäre sie nicht durch die etwas zu enge Bekanntschaft mit Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi zu einer leicht anrüchigen Weltberühmtheit gelangt - und damit von Interesse für Lungner.
Bo Derek wollte zu viel
Der unter dem Spitznamen "Mörtel" bekannte Baulunternehmer hatte ursprünglich die US-Schauspielerin Bo Derek zum diesjährigen Opernball am Donnerstag eingeladen, sich wegen derer erhöhten Entgeltforderungen dann jedoch für Ruby entschieden. Wie viel nun die gebürtige Marokkanerin hinblättert, bleibt wohl Lugners Geheimnis.

Ruby verteilt hier keine Tanzkarten für den Opernball, sondern Autogramme auf einer Pressekonferenz.
(Foto: dpa)
Jedenfalls sorgt der 78-Jährige in diesem Jahr für eine Menge Entrüstung, was bei seinen Gästen vergangener Jahre, kaum der Fall war, obgleich die auch nicht immer eine astreine Vergangenheit oder Gegenwart aufzuweisen hatten. So flanierte auch schon der Sohn des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, an der Seite des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider über das Parkett. Im Jahr 2000 begrüßte der damalige Kanzler Wolfgang Schüssel den kasachischen Autokraten Nursultan Nasarbajew als Staatsgast in der Oper, dem die Unterdrückung von Oppositionellen und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden.
"Nur Gutes" von Berlusconi
Doch bei "Ruby" bebt die gute Wiener Gesellschaft vor Entrüstung. Die 18-jährige soll als Minderjährige an den berüchtigten "Bunga Bunga"-Partys Berlusconis teilgenommen haben. In diesem Zusammenhang muss sich der Premier ab Anfang April einem Prozess stellen. Sie hoffe, dass in dem Prozess die Wahrheit ans Tageslicht komme, sagte Ruby bei dem gemeinsamen Auftritt mit Lugner in Wien und widersprach Berichten, sie sei als Callgirl von Berlusconi gebucht worden: "Es gibt keinen einzigen Beweis, dass ich für solche Dinge bezahlt worden bin", sagte sie entrüstet. Sie habe von Berlusconi "nur Gutes erfahren".
Lugner jedenfalls dürfte die Aufmerksamkeit haben, die er immer will: Mit 217 Nennungen schlägt der Urheber des Ruby-Coups in Österreichs Medien nach Rechnung des Nachrichtenmagazin "Profil" in den Tagen vor dem Opernball klar alle Politiker. An dem Klatschspalten-Dauergast prallt wie immer alle Kritik ab: "Sie ist absolut nett und gescheit", sagte der 78-Jährige. Es gebe keinen besseren Gast.
Zu Lugners bezahlter Begleitdame in seiner Loge gesellen sich am Donnerstagabend noch die Schauspieler Larry Hagman ("Dallas") und Zachi Noy ("Eis am Stil") und natürlich auch seine aktuelle, mehr als 50 Jahre jüngere Freundin "Katzi".
Es gibt Schlimmere(s)...
Prominente Unterstützung erhielt Ruby ausgerechnet von den obersten Hütern von Moral und Stil in Österreich: Dompfarrer Toni Faber und dem Benimm-Papst und ehemaligen Opernball-Zeremonienmeister Thomas Schäfer-Elmayer. Ihr Auftritt sei zwar ein Abstieg, aber Prostituierte seien auch Menschen, so Schäfer-Elmayer. "Wer weiß, wie viele davon sonst am Ball sind." Es gebe bei weitem himmelschreiendere Professionen - wie etwa Waffenschieber, die auch auf dem Ball vertreten seien, sagte Faber der Zeitung "Österreich".
Journalistische Freiheit à la ORF
Auch auf die Berichterstattung in den österreichischen Medien darf man gespannt sein: Der Programmdirektor des öffentlich-rechtlichen Senders ORF, Wolfgang Lorenz, ordnete vorsichtshalber intern eine Art Zensur an. Die Mitarbeiter mögen das Fest "nicht zum Nuttenball umfunktionieren" schrieb er in einer Mail, deren Inhalt allerdings zum Bedauern des ORF durchsickerte. Der Opernball sei ein Künstlerball und der "Versauung des Opernballs durch Mini-Berlusconis" sei Einhalt zu gebieten, wetterte Lorenz. Gerade eine öffentlich-rechtliche Anstalt sei da in der Pflicht. "Ich spreche der Dame nicht jede Art von Künstlerschaft ab, wenn auch auf anderen Gebieten."
Hochkultur auf dem Opernball
Um viel Kunst und Kultur soll es auf dem diesjährigen Opernball nämlich gehen, so hatten es sich jedenfalls die Organisatoren vorgestellt. Der Höhepunkt der Wiener Ballsaison wird erstmals von dem neuen Staatsoperndirektor Dominique Meyer mitorganisiert.
Er hat sich vorgenommen, die Künstler mehr in den Mittelpunkt zu stellen: Zum ersten Mal begleiten die Wiener Philharmoniker das Fest, die lettische Sängerin Elina Garanca tritt auf und der Direktor des Staatsopernballetts, Manuel Legris, will selbst tanzen. Als Besucher haben sich unter anderem Stars wie Sängerin Anna Netrebko und der Musiker und Friedensaktivist Bob Geldof angesagt. Unter den Debütantinnen im weißen Kleid soll sich die Tochter von Udo Jürgens, Gloria Burda, im Linkswalzer drehen.
Quelle: ntv.de, hdr/dpa/AFP