Kanzlerin allein in Bayreuth Söder übernimmt Verantwortung für Merkel
25.07.2019, 19:11 Uhr
Bayerns ranghöchster Wagner-Freund mit Angetrauter (l.) und Anvertrauter (r.).
(Foto: REUTERS)
Ist die Oper gut, spürt das Publikum keine Hitze. Mit dieser Einstellung erscheint eine Besucherin bei den Wagner-Festspielen. Und erste Berichte künden von einer guten "Tannhäuser"-Aufführung. Der Rest ist pure Willenskraft. Und um die aufzubringen, hat Kanzlerin Merkel einen Ministerpräsidenten an ihrer Seite.
Deutschlands Kultur-Liebhaber pilgern wieder auf den Grünen Hügel. Und in diesem Jahr ist ist das Schaulaufen auf dem Roten Teppich bei der Eröffnung der Bayreuther Opernfestspiele vor allem eine schweißtreibende Angelegenheit. Während die Sonne vom Himmel knallte und die Wetterdienste Rekordwerte meldeten, posierten Politiker, Schauspieler und andere Prominente vor den Fotografen und Fernsehteams.
Unter den Ehrengästen war auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ohne ihren Mann angereist war. Stattdessen erschien sie mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. "Ich bin heute zuständig für meine Frau und für die Kanzlerin", scherzte der CSU-Chef, der Merkel über den Roten Teppich begleitet hatte.
Auf dem Programm stand zum Auftakt Richard Wagners Oper "Tannhäuser" zu sehen. Die Neuinszenierung von Tobias Kratzer mit Waleri Gergijew als Dirigent ließ die Hitze und die Strapazen schnell vergessen. Schon nach dem 1. Akt gab es begeisterten Beifall.
Regisseur Kratzer macht die Festspiele selbst zum Thema, ebenso wie den Gegensatz zwischen Popkultur und Hochkultur. Auf der Bühne: Ein Nachbau des Festspielhauses. Der Chor als Wagner-begeistertes Publikum läuft den Grünen Hügel hoch und fächelt sich dabei Luft zu. In der ersten Pause gab es eine Einlage im Festspielpark. Ein Travestiekünstler, in der Oper der Hüter des Venusberges, sang "Holiday" von Madonna und einen Song aus dem Zeichentrickfilm "Arielle".
"Keine Klimaanlage"
Tapfer zeigten sich angesichts der Temperaturen vor allem die Männer unter den Gästen. Denn ungeachtet der brütenden Hitze machten sie bei der Kleiderordnung mehrheiltich keine Abstriche: Anzug oder schwarzer Smoking, Krawatte oder Fliege. Da hatten es die Damen in luftigen Abendkleidern zumindest etwas angenehmer.
"Wenn die Oper gut ist, spürt man weder Hitze noch Kälte", sagte Schauspielerin Michaela May, die im eleganten Goldkleid in praller Sonne über den Roten Teppich lief. Goldtöne gab es auch in Merkels Kostüm, mit grün-changierendem, langem Rock und Oberteil mit Dreiviertelärmeln. Bei Bundesdigitalministerin Dorothee Bär glitzerte es dagegen am Fuß: Sie trug extravagante, silberne Pumps mit hohen Absätzen.
Angesichts der großen Hitzewelle überlegten sich einige Gäste offenbar, doch lieber auf ihren Besuch zu verzichten. Das Kartenbüro berichtete von Eintrittskarten für die Festspieleröffnung, die wegen der angekündigten extrem hohen Temperaturen zurückgegeben worden waren.
Musikdirektor Christian Thielemann ist von den Umständen offenbar nicht so begeistert. "Ich würde Ihnen ja lieber die Inbetriebnahme der nigelnagelneuen Klimaanlage ankündigen", hatte er am Vorabend gesagt. Doch solch technische Neuerungen sind auf dem Grünen Hügel nicht geplant. "Die Klimaanlage ist ausgeschlossen", hieß es von Festspielseite.
Leidensfähig waren die Journalisten, Kamerateams und Autogrammjäger am Roten Teppich. Viele schwitzten schon Stunden vor Beginn in der Sonne. Wer konnte, drängte sich unter ein paar wenigen Sonnenschirmen oder setzte auf Hut und Sonnencreme.
Im Publikum saßen auch der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit seiner Gattin Soyeon Kim, die Schauspieler Harald Krassnitzer und Udo Wachtveitl sowie zahlreiche Politiker, etwa Gesundheitsminister Jens Spahn.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa