Unterhaltung

Króls Abschieds-"Tatort" Suff-Cop auf Rachefeldzug

Hat selbst noch eine Rechnung offen: Ex-Cop Poller.

Hat selbst noch eine Rechnung offen: Ex-Cop Poller.

(Foto: HR/Degeto/Bettina Müller)

Alkoholkranke Polizisten, tote Mädchen, verzweifelte Ex-Bullen und drei kriminelle Kids zwischen den Fronten: In Hauptkommissar Steiers siebtem und letzten Fall leiden fast alle - aber eben nur fast.

Sechs doppelte Wodka und eine Flasche Rotwein sind bei den allermeisten Menschen das perfekte Rezept für einen veritablen Kater am nächsten Morgen. So auch bei Frank Steier, der mit satten 2,5 Promille vor der Wohnung eines stadtbekannten Verbrechers steht und aussieht wie ausgespuckt. Bezahlen muss für den Restalkohol im Blut des Hauptkommissars ein kleines Mädchen, das ihm erst noch die Zunge rausstreckt und ein paar Augenblicke später von einer Kugel durchlöchert auf dem Boden einer Plattenbauwohnung verblutet, weil der Ermittler sich von einem zweiten Gangster überrumpeln lässt und einer der als Warnung gedachten Schüsse sein Ziel verfehlt.

Der Auftakt der Abschiedsepisode des Frankfurter "Tatorts" mit Joachim Król in der Hauptrolle ist gleichzeitig der logische Endpunkt der über sieben Folgen etablierten Alkoholsucht des Ermittlers: Zwar kann Steier vor Gericht den Täter zweifelsfrei identifizieren, glauben will der Richter dem Suff-Cop aber nicht. Mädchen tot, Mörder frei: Die doppelte Niederlage spült der Kommissar erst mit einer Flasche Wodka runter, gibt dann seine Dienstmarke ab und startet einen Rachefeldzug.

Nichts zu verlieren, bis aufs Blut kämpfen

Neben Frank Steier leiden in diesem "Tatort" mit dem klangvollen Namen "Das Haus am Ende der Straße" auch fast alle anderen: Die drei jugendlichen Verbrecher, denen er auf den Fersen ist und die selbst auf der Flucht nach vorne sind - vor ihren Gläubigern einerseits, von der eigenen Drogensucht andererseits - und der Besitzer des namensgebenden Hauses, den der Herointod seines Sohnes bis kurz vor den Suizid getrieben hat. Nur einer leidet während dieser 90 intensiven Minuten kein bisschen: der Zuschauer.

Das liegt zum einen am grandios geschriebenen Drehbuch von Michael Proehl, der bereits für den vielfach ausgezeichneten Tukur-"Tatort" "Im Schmerz geboren" verantwortlich zeichnete - und zum anderen an der starken Besetzung: Armin Rohde spielt den gebrochenen Ex-Polizisten Poller mit Bravour. Zusammen mit Steier und den drei kriminellen Kids ergibt sich eine extrem spannende Konstellation aus Menschen, die fast nichts zu verlieren haben und trotzdem bis aufs Blut um das wenige kämpfen, das ihnen geblieben ist.

Das funktioniert unter anderem auch deswegen so gut, weil die Handlung nach gut 30 Minuten endlich im Haus am Ende dieser Straße im Frankfurter Nirgendwo angekommen ist und sich von da nur noch selten wegbewegt: Regisseur Sebastian Marka gelingt das Kunststück, den klassischen Krimi zu einem Kammerspiel mit Annotationen aus diversen Thriller-Subgenres aufzupeppen, ohne dass die Versatzstücke aus Rachefilm, Home-Invasion-Schocker und Horrormovie jemals aufgesetzt wirken.

Intensive Lichtstimmungen, untermalt von einem gelungenen Soundtrack, der von klassischen Stücken bis zu Chet Baker reicht, runden Króls Abschied so stilsicher ab, dass man sich am Ende wünscht, Frank Steier möge doch noch ein bisschen länger leiden.

Quelle: ntv.de

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