Rache, Schuld, blutige Vergeltung "Tokarev": Wenn die Mafia Pate steht
23.05.2014, 07:19 UhrPaul Maguire ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, hat eine wunderschöne Frau und liebt seine Tochter über alles. Aber er hat auch eine Vergangenheit als Mafioso - mit Blut geschrieben. Als seine Tochter ermordet wird, bricht sich diese gnadenlos Bahn. Köpfe werden rollen.
Die Vergangenheit stirbt niemals. Diese abgedroschene Phrase hat im Internetzeitalter wieder an Bedeutung gewonnen. Aber so richtig aus der Mode war sie eigentlich nie. Und deshalb ist sie auch ein Thema, auf das Hollywoodfilme gern zurückgreifen. Jüngstes Beispiel ist der düstere Mafia-Rache-Thriller "Tokarev", der nicht nur mit seinen düsteren Bildern fasziniert ("Pulp Fiction"-Kameramann Andrzej Sekula ist dafür zuständig), sondern der auch mit den Hauptdarstellern überzeugen kann - allen voran Nicolas Cage.

Zum Gewehr greift Maguire nur in Ausnahmefällen. Er benutzt Messer, die sind "leise".
(Foto: Ascot Elite)
Cage spielt Paul Maguire. Vater einer Tochter, Mann einer wunderschönen jungen Frau und erfolgreicher Geschäftsmann - ein perfektes Leben also. Aber das ist alles nur Staffage, eine Maske, die Risse bekommt und brüchig wird, als die Vergangenheit an Maguires Eigenheimtür klopft: Seine Tochter Caitlin (Aubrey Peeples) wird entführt - und ermordet.
Wer nicht hören will, ...
Polizei-Detective St. John (Danny Glover; "Lethal Weapon"-Reihe) verspricht Maguire alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Täter dingfest zu machen. St. John kennt Maguire bestens, auch seine Vergangenheit: Maguire gehörte früher zum Mafia-Clan des Iren O'Connell (Peter Stormare; "The Big Lebowski", "Fargo") und hat definitiv Dreck am Stecken. Aber Maguire ist ausgestiegen und O'Connell hat ihn gehen lassen. Auf der Beerdigung seiner Tochter bekommt Maguire noch den Tipp des mittlerweile im Rollstuhl sitzenden Iren, ruhig zu bleiben und die Füße stillzuhalten, die Polizisten einfach ihre Arbeit machen zu lassen.
Maguire hält sich nicht daran. Er trommelt seine alten Kumpels Kane (Max Ryan; "Death Race") und Danny (Michael McGrady; "Der schmale Grat") zusammen und gemeinsam mit seinen zwei in die Jahre gekommenen Kriminellen-Buddies macht sich Maguire auf die Suche nach den Mördern seiner Tochter.
... muss fühlen
Sie klopfen an Türen, fragen zuerst höflich nach Hinweisen. Niemand will etwas gesehen haben. Nun treten sie die Türen ein und helfen bei den Fragen mit ihren Fäusten nach. Es wird blutig, es wird schmutzig - doch noch immer kein Hinweis auf die Mörder. Erst als sie aus Polizeikreisen erfahren, dass es sich bei der Tatwaffe um eine Tokarev handelt, fällt der Groschen: Die Russenmafia muss es gewesen sein. Die Tokarev T33, 7,62 Millimeter, Achter-Magazin, mit der Caitlin getötet wurde, ist eine alte Armee-Feuerwaffe der Sowjets - und die Lieblingswaffe der Russenmafia.
Nun handeln die drei entschlossen und ohne zurückzuschauen. Die Reihen der russischen Mafiosi lichten sich spürbar. Die Polizei schaut zu, vermutet einen Mafia-Krieg hinter all dem. Und sie hat ja nicht ganz Unrecht. Nur, dass Maguire und seine Jungs auf eigene Faust handeln. Dem Boss der Russenmafia, Chernov (Pasha Lychnikoff), reicht es irgendwann. Er ist sich keiner Schuld bewusst, weiß nichts von einem entführten und ermordeten Mädchen. Also schlägt er zurück, entschlossen, denn auch er hat eine Vergangenheit: Seine Tochter wurde vor Jahren umgebracht, keine Spur zu niemandem. Aber Maguire weiß etwas.
Mit voller Wucht
Ja, die Vergangenheit, sie stirbt nie. Das weiß auch Nicolas Cage. Der Action-Dauerbrenner ("Con Air", "The Rock") war bereits ein Star, als er mit dem Softie-Film "Stadt der Engel" neues Terrain betritt. "8mm" und "Lord of War" beweisen, dass Cage richtig gut schauspielern und auch schwierige Themen verarbeiten kann. "Tokarev" beweist das erneut eindrucksvoll.
Wer ihn als wütenden Ex-Mafiosi in Gesichter anderer schlagen sieht, kann nicht glauben, dass das der gleiche Schauspieler ist, der in "Stadt der Engel" erfolgreich auf die Tränendrüsen von Millionen Frauen gedrückt hat. Dem Cage aus "Tokarev" geht man besser aus dem Weg. Wenn er auf einen zukommt, wechselt man lieber die Straßenseite, sicherheitshalber.
Die Intensität seines Spiels ist enorm, seine Wut greifbar, seine innere Zerrissenheit spürbar. Das verleiht "Tokarev" das nötige Etwas, um aufzufallen. Regisseur Paco Cabezas hat ganze Arbeit geleistet und damit seine Scharte des eher mittelmäßigen "Neon Flesh" ausgewetzt. "Tokarev" brilliert mit ruhigen Momenten, die dann, bevor es langweilig werden könnte, von zum Teil roher Gewalt abgelöst werden: Die Foltermethoden, die Chernov anwendet, um Informationen aus Gefangenen herauszukitzeln, sind nicht ohne - werden aber gezeigt. Das ist nicht jedermanns Sache. Cabezas spielt in "Tokarev" gekonnt damit.
Die Vergangenheit stirbt niemals - so der Untertitel von "Tokarev" -, das stimmt am Ende aber nicht ganz. Es müsste lauten: Die Vergangenheit stirbt erst, wenn alle Rechnungen beglichen sind - egal, wie alt sie sind.
Quelle: ntv.de