Unterhaltung

"Let's Dance": "Boys vs. Girls" Warum sexy sein eben nicht alles ist

Faisal, der beste Speck-Schüttler des Abends

Faisal, der beste Speck-Schüttler des Abends

Motsi will zurück nach Afrika, Gil tanzt etwas anderes und Vanessa kassiert erneut ab. So toll, so bekannt. Doch dann sollen die Damen den Po schwingen - und einige haben dazu so gar keine Lust.

Menschenskinder, frotzelt der geneigte Fernsehzuschauer, ist ja wirklich schön, den Promis zuzusehen wie sie ihr Entertainment-Gesicht auflegen und schubidu-mäßig übers Parkett wirbeln, aber: Muss die Sause wirklich fast vier Stunden gehen?

Stunden, in denen man ständig in das erboste Gesicht von Frau Pade schauen oder befürchten muss, dass der schöne Maxi seine Tanzpartnerin, die schwangere Isabel, jeden Moment zu Boden plumpsen lässt. Stunden, in denen man den Kopf schüttelt, wenn die Enddreißigerin Sylvie Sätze sagt, wie: "Du als Mädchen weißt, was zu tun ist."

Eine lange Sendezeit mit llambischer Formalhöflichkeit kann sich ziehen wie ein keenscher Krupphusten. Dennoch fühlt sich dabei alles so schön familiär an, Jorge hat ein paar Schwimmflossen geklaut und sie als Schuhe umfunktioniert und Llambi muss ihn, wie der nette Onkel, glatt die Showtreppe runtertragen, damit er sich mit den Botten nicht die Beine bricht.

Faisal schüttelt phänomenal den Speck

"Let's Dance" ist wie ein Familienfest mit der Sippe. Backpflaumen kauend schaut man Giovanni Zarrella dabei zu, wie er bei seinem Jive "zu wenig Merenge-Hüft-Aktionen" abliefert oder wie die "schöne, erotische, sinnliche" Frau Brömmel zwar eine sexy Rumba tanzt, sich aber - obwohl sie viel Lob erntet - nur sehr wenig freuen kann. Der blöde Zorro-Umhang hat das Beinchenheben beeinträchtigt.

Gerade als die Finger die nächste Süßigkeit ins Schnütchen schieben wollen, kommt  plötzlich er um die Ecke und "schüttelt seinen Speck": Faisal Kawusi, der große Pfundskerl tanzt mit "Jackpot" Oana eine Samba zum Song "Schüttel deinen Speck" von Peter Fox. Es ist unglaublich, was der komische Kauz für ein Rhythmusgefühl hat. Sein "Six-Speck" bewegt sich genial im Takt und löst Hurra-Klatscher aus. Auch Llambi fällt nichts mehr ein, als zuzugeben: "Das war ne geile Show."

"Ich gehe zurück nach Afrika"

Genauso wie der Contemporary, den Vanessa Mai und Christian Polanc darbieten. Mit offenem Mund schaut man den beiden zu, wie sie sich gegenseitig "mit einer unfassbaren Körperspannung" anhopsen. Dabei streckt man zum ersten Mal an diesem Abend die Zehen durch, um mal zu gucken, wie weit es mit der eigenen Körperspannung so steht (eher Backpflaume).

Rrrrrr... Gil und Ekat tanzen Tango.

Rrrrrr... Gil und Ekat tanzen Tango.

Herrlich schräg sind auch die emotionalen Ausraster von Miss Motsi, als sie über den Tanz der beiden urteilt. Manchmal ist eine tänzerische Leistung nicht mehr mit gängigen Worten zu beschreiben. Jeder Superlativ: eine Verharmlosung: "Ich kann dir meine Klamotten geben, meinen Schmuck, ich gehe zurück nach Afrika, du warst mega, bäm bäm".

Jorge mit seinen Schickeria-Teufelshufen schnappt sich alle Zehnerkellen vom Jurypult und das Publikum grölt - 30 Punkte, mehr geht nicht, selbst wenn man wollte.

"Den Arsch zurück strecken"

Für ganz großes Kino sorgen auch Gil und Ekat. Die beiden tanzen zwar einen Tango, aber eigentlich "war das etwas anderes". Dieser Mann, dieser Blick, diese Bewegungen, "das Tischpult hat sich gehoben". Motsi ackert sich an sämtlichen Verben ab, die ihr einfallen, aber schnell ist Sense. Das mabusische Blut gerät in Wallung: "Ich schwöre, wenn du mich anfasst, da passieren Dinge in meinem Körper, rrrrrr ..."

"Rrrrrr ..." rutscht es einem auch raus, wenn man den Ladys bei ihrem "Boys vs. Girl"-Battle zuschaut. Der Grund aber ist ein anderer: Während die Herren mit einer lässigen "MC Hammer"-Performance für Stimmung sorgen, rackert sich die Damenschaft an einer lahmen Sex-Nummer ab.

Männer können einfach Männer sein und Spaß haben, Frauen müssen "die Sexkeule auspacken", wenn sie punkten wollen, "den Arsch zurück strecken" und sich lasziv zu "Big Spender" von "Shirley Bassey" auf einem Stuhl rekeln. So mancher Dame steht es dabei förmlich ins Gesicht geschrieben, dass sie auf diese Nummer keine Lust hat. Frei nach dem Motto: Ich bin so ein endgeiles Luder, uha, ich bin so sexy, schaut mal her, wie lasziv ich hier gerade den Stuhl anbumse – herrjemine, die armen Damen!

"Sexy sein ist unsere beste Waffe!"

Aber es wird noch schlimmer: So sagt ausgerechnet Angelina Kirsch, die Frau, die mit ihren "umwerfenden Kurven" anderen Frauen Mut machen möchte und auf Instagram deswegen gern ihren Po zeigt: "Sexy sein ist unsere beste Waffe!"

Wie bitte? Frauen wollen emanzipiert sein, frei sein, die alten Rollenbilder und engen Sichtweisen einer von Männern dominierten Gesellschaft ablegen - und wie? Indem sie sich nackig machen? Funktioniert wie vor tausend Jahren, denken sich die "modernen" Ladys.

Doch falsch gedacht, die Herren der Schöpfung gewinnen das Battle. Ausgetanzt nach Show Nummer Vier hat Anni Friesinger. Wenigstens muss sie jetzt nicht mehr "den Arsch zurück strecken".

Quelle: ntv.de

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