Tourauftakt von Take That in Hamburg Wer braucht schon Robbie Williams?
03.10.2015, 13:42 Uhr
Bei den vielen Tänzern und Statisten fällt kaum ins Gewicht, dass Take That nur noch aus drei Mitgliedern besteht.
Take That sind zwar zum Trio geschrumpft, doch ihre Shows gehören nach wie vor zur Crème de la Crème der Popwelt. Sogar für Männer ist es heute keine Schande mehr, die einstige Boyband zu mögen.
Einen guten Sinn für Humor haben Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald zweifellos. "Wir sind das, was von Take That übrig geblieben ist" – mit diesen Worten haben sie die Besucher ihrer Konzerte zuletzt gerne begrüßt. Erst hatte Robbie Williams die Band erneut verlassen, dann kündigte auch Jason Orange seinen Ausstieg an. Deshalb sind die Briten seit Sommer als Trio auf Tour. Doch auch in dezimierter Besetzung geben sie an diesem Freitagabend beim Deutschland-Auftakt in der Hamburger Barclaycard Arena ein perfektes Popkonzert.
Es gibt so wahnsinnig viel zu sehen, dass man gar nicht weiß, wo man hingucken soll. Unzählige Statisten wuseln über die Bühne. Ein Verkäufer hält dem Publikum einen Aktenkoffer mit Uhren entgegen, dann saust jemand auf einem Einrad über den langen Steg, der u-förmig ins Publikum ragt. Währenddessen steigt ein Mann im Overall in ein Laufrad, das den Strom für die große Leinwand zu liefern scheint. Nach und nach erstrahlt die Stadt, die darauf zu sehen ist, in hellem Licht.
Und dann stehen sie da, in bunte Anzüge gekleidet: Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald. "Oh there are people here / So many people here looking back at me / Feel the energy / Oh they call my name / Oh they call my name it’s the loudest noise / And it’s all for me" singen sie passend zu der kollektiven Euphorie, die das Eröffnungsstück "I Like It" begleitet.
Ein Take That Konzert zu besuchen, das bedeutet auch die eigene Kindheit und Jugend noch mal aufleben zu lassen. Ende der Achtziger als Boyband gestartet und 1996 unter den Tränen verzweifelter Fans beerdigt, haben Take That sich im Jahr 2006 wieder vereinigt - und sind seitdem erfolgreicher denn je. Die Fans sind über die Jahre mitgealtert. Manche haben ihre eigenen Kinder dabei. Andere ihre Männer. Überhaupt - die große Anzahl der Männer im Publikum macht deutlich: Take That zu mögen, ist längst keine Schande mehr.
Pirouetten wie in den Neuzigern
Und was fahren die Briten in den kommenden 120 Minuten nicht alles auf: Feuerfontänen schießen zu "Get Ready For It" aus dem Boden. "Affirmation", bei dem Barlow, Donald und Owen auf drei hohen Podesten vor Keyboards und einem Drumpad stehen, ist eine Hommage an Kraftwerk, und zu der Ballade "Flaws" performen Donald und Owen eine moderne Tanzchoreographie, die von den Männer belächelt wird, die Frauen jedoch zum Kreischen bringt.
Auch die alten Hits dürfen natürlich nicht fehlen. "Relight My Fire" zum Beispiel - die Tänzer tragen japanische Outfits, auf der Leinwand erstrahlt die Abendsonne - oder "Pray". Immer wieder schön, wenn Take That dazu Pirouetten drehen wie in den Neunzigern.
Höhepunkt des Abends ist jedoch das Stück "The Garden": Wunderschöne Schattenspiele schwirren über ein weißes Tuch vor der Bühne, und als der Vorhang schließlich fällt, offenbart sich eine neon-bunte Unterwasserwelt mit tanzenden Seepferdchen, hüpfenden Quallen und trommelnden Seeigeln.
Als Überraschung für die Band haben die Hamburger Fans bunte Luftballons mitgebracht, die durch die Luft fliegen. All das zusammen fühlt sich an wie ein riesiger, vergnügter Kindergeburtstag für Erwachsene. Am Ende muss sogar der zwangsverpflichtet Mann der Autorin dieser Zeilen zugeben: "Das war ja wie eine Cirque du Soleil Show." Besser geht’s wirklich nicht.
Take That auf Tour:
04.10. Köln, LANXESS Arena
05.10. München, Olympiahalle
08.10. Berlin, Velodrom
11.10. Stuttgart, Schleyerhalle
Quelle: ntv.de