"... und das ist auch gut so" Wowereits Outing-Satz fiel spontan
05.04.2015, 17:44 Uhr
(Foto: dpa)
Klaus Wowereit ist 2001 der erste Politiker, der es so deutlich sagt: "Ich bin schwul", ruft er der Berliner SPD entgegen. Heute offenbart er: Der berühmt gewordene Satz danach "flutschte" ihm spontan heraus. Er hatte allerdings gute Gründe, in die Offensive zu gehen.
Berlins früherer Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat sein legendär gewordenes Coming-out aus dem Jahr 2001 nur teilweise geplant. "Der Zusatz "... und das ist auch gut so", der dann zu einem geflügelten Wort wurde, ist mir so rausgeflutscht. Ehrlich wahr!", schreibt der heute 61-Jährige in einem Gastbeitrag im Berliner "Tagesspiegel".
Der Satz "Ich bin schwul - und das ist gut so" fiel 2001 auf einem Sonderparteitag der SPD, bei dem Wowereit zum Spitzenkandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters gewählt wurde. Wowereit betont in seinem Beitrag, dass das Outing in dieser Form damals durchaus riskant gewesen sei. Einige Kollegen hätten ihm davon abgeraten. "Es war ja das erste Mal, dass sich ein aktiver Politiker outet."
Viele, aber nicht alle wussten es
Ursprünglich habe er etwas geplant wie: "Ich bin schwul - und dafür muss ich mich nicht entschuldigen." Am Ende sei vor allem wichtig gewesen, wie er es gesagt habe, schrieb Wowereit: "Selbstbewusst und nicht defensiv." 2001 sei zwar vielen bekannt gewesen, dass er homosexuell sei - anderen aber auch nicht. "Das war eine Zeit, wo so etwas als Privatsache galt und Journalisten nicht darüber schrieben."
Der ehemalige Regierende Bürgermeister wollte deshalb offenbar für den Fall vorbauen, dass seine Homosexualität zu einem öffentlichen Thema würde - und möglichen Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen. Tage zuvor hatte er sich bereits bei der Fraktionssitzung der SPD geoutet. Außerdem habe er bereits vor dem Parteitag gewusst, dass "Bild" und die Berliner Boulevardzeitung "B.Z." sein Schwulsein in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung stellen wollten. "Es wäre mir merkwürdig vorgekommen, wenn die es bringen und ich auf dem Parteitag nichts dazu sage", schreibt Wowereit rückblickend über seine Motive.
Die Resonanz sei sehr positiv gewesen und gab Wowereit wohl auch als Politiker eine besondere Art der Starthilfe: Er sei eine Woche lang in allen Talkshows gewesen. Sein zweiter berühmter Satz "Berlin ist arm, aber sexy" sei gegen das Outing harmlos gewesen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa