Unterhaltung

Vor dem Nobelpreis Zocker setzen auf Lyrik

Knapp eine Woche vor der Bekanntgabe des Nobelpreises für Literatur wird wie immer heftig spekuliert. Bei den Wetteinsätzen führen Lyriker wie der Schwede Tomas Tranströmer. Nach dem Preis für Herta Müller im vergangenen Jahr finden sich kaum deutschsprachige Anwärter.

Der Nobelpreis ist mit umgerechnet rund einer Million Euro dotiert.

Der Nobelpreis ist mit umgerechnet rund einer Million Euro dotiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

"13 Jahre ohne Poesie! Das gab es noch nie." Kurz vor der Bekanntgabe des diesjährigen Nobelpreises für Literatur am 7. Oktober hat dieser empörte Aufschrei im "Svenska Dagbladet" jedenfalls schon mal bei den Zockern eingeschlagen. Auf der Ladbrokes-Wettliste der Favoriten führt der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer (79). Mit dem Polen Adam Zagajewski (65), Ko Un (77) aus Südkorea und dem in Syrien geborenen Libanesen Adonis (80) folgen drei weitere vor allem auch durch Gedichte berühmt gewordene Anwärter.

Alle vier Dichter im fortgeschrittenen Alter dürften ihre Rolle als "Rennpferde" beim Zieleinlauf des berühmtesten Literaturpreises der Welt als absurd empfinden oder von Herzen verabscheuen. Wie ja auch die in Rumänien geborene 57-jährige Berlinerin Autorin Herta Müller die pompöse Nobelpreis-Ehrung des vergangenen Jahres an sie verwundert zur Kenntnis nahm: "Das hat mit dem Schreiben überhaupt nichts zu tun. Ich mache da einen ganz anderen Beruf."

"Modernisierung" des Literatur-Nobelpreises

Der als Literatur-Nobelpreis-Anwärter gehandelte Koreaner Ko Un gilt als bedeutendster lebender Lyriker seines Landes

Der als Literatur-Nobelpreis-Anwärter gehandelte Koreaner Ko Un gilt als bedeutendster lebender Lyriker seines Landes

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Dieser "Beruf" wird derzeit mit zehn Million Kronen (knapp eine Million Euro) dotiert und von nominell 18 Juroren der Schwedischen Akademie unter strengster Geheimhaltung vergeben. Dass mit der heute 87 Jahre alten Polin Wislawa Szymborska 1996 zum letzten Mal eine lyrisch geprägte schriftstellerische Arbeit ausgezeichnet wurde, empfindet der schwedische Literaturwissenschaftler Björn Håkanson als "Diskriminierung" oder als "bewusste Modernisierung" des Preises: Am besten verkaufe sich nun mal Prosa, vielleicht hätten das die Juroren im Hinterkopf.

Peter Englund, Sekretär der Stockholmer Akademie mit ausgeprägt modernem Hang zum Internet-Bloggen, weist alle Vermutungen über eine Anpassung der Nobelpreises an den durchkommerzialisierten Literaturbetrieb zurück: "Wir richten uns einzig und allein nach Qualitätskriterien und bewerten Lebenswerke."

Keine Garantie

Herta Müller wurde im Jahr 2009 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Herta Müller wurde im Jahr 2009 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Vielleicht also tatsächlich wieder mal ein Lyriker. Möglicherweise wissen auch ein paar Leute mit Wetteinsätzen schon, was hinter den Kulissen läuft. Als der türkische Autor Orham Pamuk 2006 ausgezeichnet wurde, waren die Wetteinsätze auf ihn mit dem Näherrücken der Vergabe verblüffend in die Höhe gestiegen. Ebenso 2008 beim Franzosen Jean-Marie Le Clézio. Bei der Vergabe an Doris Lessing aus Großbritannien im Jahr davor allerdings lagen die Zocker daneben.

Neben "ewigen" Anwärtern wie den US-Autoren Thomas Pynchon, Philip Roth und Joyce Carol Oates findet sich überhaupt nur ein Name aus dem deutschsprachigen Raum auf der Ladbrokes-Liste: Der 67-jährige Peter Handke. Allerdings dürften die Aussichten des Österreichers als ziemlich gering einzustufen sein.

Quelle: ntv.de, Thomas Borchert, dpa

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