Unterhaltung

Dieses Rock-am-Ring-Feeling Zwischen Isländern und entblößten Hoden

Highlight bei Rock am Ring: Thirty Seconds to Mars um Frontsänger Jared Leto.

Highlight bei Rock am Ring: Thirty Seconds to Mars um Frontsänger Jared Leto.

(Foto: imago/Manngold)

Rock am Ring, das ist ein Gefühl. Vor allem die persönlichen Randgeschichten bleiben den Besuchern in Erinnerung. Dabei geht es natürlich vornehmlich um Musik. Aber manchmal auch um entblößte Geschlechtsteile.

"Der läuft schon den halben Tag über die Campingplätze und präsentiert seinen Hoden", erklärt mir eine junge Camperin leicht angewidert, als ich bei einem Zeltgelage einkehre und sehe, wie ein voll bekleideter Mitzwanziger Teilen seines Genitalbereichs über den Hosenstall Luft verschafft. Ein Freund hat mich zu seinem Zeltplatz eingeladen, die anderen zwölf Ring-Gänger dort kenne ich nicht. Nach zwei Minuten habe ich ein Bier in der Hand und lasse mich in einen Campingstuhl fallen. "Fühlt sich an wie früher", denke ich mir und lasse einige Erfahrungen meines Heimat-Festivals Rock am Ring aus den vergangenen Jahren Revue passieren. Die sind dann vorwiegend musikalischer Art, aber auch kuriose Geschichten sind nicht selten.

Den Hoden packt er erst ein, als ihm irgendjemand eine Gitarre in die Hand drückt und er einfach drauflosspielt. "Fly away" von Lenny Kravitz gibt er zum Besten und singt dazu - und das ziemlich gut. Die Gruppe, die eben noch über seine freigelegten Eier gelacht hat, lauscht fast andächtig den Klängen seiner Akustik-Klampfe. Dann wechselt er fließend in einen Deutsch-Rap-Song auf Moselfränkisch - eine Mundart aus dem Trierer Raum. Alle lachen wieder, aber dieses Mal, weil es überraschend genial ist. Es sind solche Randgeschichten, die das Festival besonders machen und in meinem Fall passieren die auch, wenn ich beruflich auf dem Ring bin.

In Island trinkt man "Opal"

Beim Festival am Nürburgring tobt das Leben auf den Zeltplätzen.

Beim Festival am Nürburgring tobt das Leben auf den Zeltplätzen.

(Foto: imago stock&people)

Um Stimmen von anderen Besuchern zu sammeln, verschlägt es mich auch auf das Luxus-Campinggelände. Dort finde ich mich dann irgendwann im Zelt mit vier Isländern wieder, die mir erklären, wie komfortabel es ist, dass die Zelte bereits bezugsfertig aufgebaut werden - da zahlt man dann auch gerne ein paar Euro mehr.

Auch Schnaps muss ich anschließend mit ihnen trinken. Das wäre so Tradition in Island, sagen sie zu mir und halten mir eine schwarze Flüssigkeit vor die Nase, die sie "Opal" nennen. Geschmacklich geht es in die Richtung Hustensaft und nach einem Kurzen bin ich dann auch bedient. Danach gibt's noch eine kleine Unterrichtsstunde in Isländisch und als ich die Namen der vier Jungs korrekt betont aussprechen kann, lassen mich Svavar, Thorannin, Hjalti und Asgeir wieder weiterziehen.

Was rockt den Ring wirklich?

Musikempfehlungen geben sie mir auch noch mit auf den Weg, nur von den Bands hatte ich bislang noch nichts gehört. Die großen und auch kleinen Acts am Ring wissen zu begeistern. Größen wie Thirty Seconds to Mars, Muse oder Body Count feat. Ice-T verwöhnen die Rock-Fans, andere Bands wie Snow Patrol, Casper und oder die Gorillaz lockern das Musikbild des Festivals auf - auch wenn viele Ring-Gänger auf eher traditionelle Rockbands schwören und ihnen teilweise auch nachweinen.

Ist dann doch nicht alles so wie früher, weil das Festival mit der Zeit gegangen ist und sich breiter aufgestellt hat. "Das rockt" wird dann eine weit gefächerte Beschreibung. Zum Abschluss sollen die Foo Fighters noch einmal eine Rockshow der Extraklasse beisteuern. Die ist dann für Festivalverhältnisse mit 150 Minuten Spielzeit auch auf Überlange angesetzt.

Sie singen "Scheiß Tribüne"

Und für das Ende des dreitägigen Festivals stehe ich im Menschenpulk vor der Hauptbühne. Die Medienvertreter und VIP-Karteninhaber sind größtenteils in der Boxengasse des Nürburgrings. Unten grölen die Massen "Scheiß Tribüne". Ich singe noch mit, ehe ich merke, dass ich ja eigentlich selbst da oben stehen könnte. Aber irgendwie gehört das auch zum Ring-Feeling: Nähe statt Distanz.

Zum Ring gehört zwar auch das mäßige Wetter, das einen Tag vor Festivalbeginn katastrophal startet, aber über die einzelnen Tage immer besser wird. Vergessen sind die schicksalhaften Unwetter und die Terrorwarnungen aus den letzten Jahren. Das Festival selbst kann endlich gegen Ende nochmal Fahrt aufnehmen - findet ja auch alles auf einer Rennstrecke statt und ein großes Finish kann Rock am Ring.

 

Quelle: ntv.de

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