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"Große, moderne Klassik" Barrueco: Concierto Barroco

Es wird in der zeitgenössischen Literatur häufig genug geschrieben, dass es bei den Konzerten für Gitarre und Orchester ein "Vor" und ein "Nach" dem "Concierto de Arranjuez" von Joaqun Rodrigo gibt. Unbestritten. Die nach dem Meisterwerk entstandenen Kompositionen müssen es sich gefallen lassen, an der Latte des Valencianers gemessen zu werden. Wahr ist nun aber auch, dass Rodrigo sein Stück an barocken Vorbildern, in Sonderheit an Antonio Vivaldi, ausrichtet und deshalb wohl als der eigentliche Maßstab gelten darf.

Barrueco und das Sinfonieorchester aus dem Nordwesten Spaniens wählen drum die Konzerte in A-Dur und G-Dur des Venezianers in der Bearbeitung für Gitarre des Katalanen Emilio Pujol. Die vorliegende Aufnahme drapiert die italienische Vorlage mit einem ganz eigenen iberisch-mediterranen Flair, das zu erreichen man wohl zwischen Pyrenäen und Säulen des Herkules geboren sein muss.

Erstaunlich, wie reibungslos sich das 1977 geschriebene "Fratres" des Esten Arvo Pärt in diese Umgebung eingliedert. Erklärbar sicherlich, weil sich der Mann aus dem Ostseeraum – ohne Plagiat - bei unzähligen Vorbildern aus dem romanischen Sprachraum bedient, die dann so gar nichts baltisches an sich haben.

Das Oeuvre, das mit "Concierto Barroco" dem Album seinen Namen gibt, hat nur einen Satz, der allerdings die multiplen Inspirationen brillant miteinander verwebt. "Concierto Barroco" geht zurück auf den gleichnamigen fantastischen Roman des Kubaners Alejo Carpentier. Entstanden ist es auf Anregung von Manuel Barrueco, der den Komponisten Roberto Sierra nach der Lektüre bat, etwas zu schreiben, das eben den von Carpentier beschriebenen Moment erfasst, in dem sich Vivaldi, Händel, Scarlatti und ein Mann von den Westindischen Inseln treffen. Carpentier hat Stimmungen und kulturelle Identität dieser doch so unterschiedlichen Typen literarisch präzise eingefangen, Sierra auch. Musikalisch kongenial.

Manfred Bleskin

"Concierto Barroco", das ist schlicht und einfach große, moderne Klassik.

Quelle: ntv.de

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