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Gute oder böse Marke? Es ist nicht leicht, gut zu sein

Die Zeiten, in denen man einfach im Supermarkt zusammenraffen konnte, was man halt brauchte oder zu brauchen meinte, sind lange vorbei. Schon in der Gemüseabteilung tauchen die ersten Fragen auf, also Öko ist doch besser als konventionelles Gemüse, was aber ist mit Öko-Erdbeeren aus sonst wo mitten im Dezember? Bio-Milch ist klar, aber geht es dem Huhn, das mein Bio-Ei gelegt hat, wirklich besser als dem deutschen Durchschnittshuhn?

Bei Kleidung wird es noch schwieriger, "Made in Romania", das Land ist nach Bedarf austauschbar, das klingt nach Verlust deutscher Arbeitsplätze, nach Kinderarbeit und nicht eingehaltenen Umweltkriterien. Die Liste der möglichen Fallen ließe sich beliebig fortsetzen, für Möbelkäufe, Imbissbesuche usw. usf.

Der taz-Journalist Stefan Kuzmany hat sich dieses Dilemmas angenommen und beschreibt die Schwierigkeit, in einer globalisierten Welt die Herkunft von Produkten erschöpfend zu klären, ethische Bedenken beim Einkauf walten zu lassen und vor lauter Klima-Korrektheit nicht verrückt zu werden. Offenbar ist der Autor kinderlos mit Freundin, hat also noch nicht einmal das ganze Problem mal Kinder erlebt. Ich kann nur sagen, einfacher wird es nicht.

Die Entscheidung, was denn nun besser für die Welt ist, der Besuch bei der Döner-Bude oder der bei McDonalds, nimmt Kuzmany dem Leser oder der Leserin jedenfalls nicht ab. Einkaufen ohne schlechtes Gewissen geht wohl nicht mehr. Unterhaltsam ist Kuzmanys Versuch, ein besserer, vielleicht sogar klimaneutraler Mensch zu werden, jedoch allemal. Irgendwie wird man auch nachdenklich angesichts der zwar nicht neuen, aber immer wieder umwerfenden Erkenntnis, wie alles mit allem zusammenhängt. Und wir empfehlen, beim nächsten Mal einfach mal nichts zu kaufen, das fühlt sich richtig gut an.

Solveig Bach

Stefan Kuzmany, "Gute Marken, böse Marken", Fischer Taschenbuch 2007, 192 Seiten, 8,00 Euro

Quelle: ntv.de

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