Wenn ein Traum Wirklichkeit wird Im Bett mit Marilyn Monroe
22.04.2012, 06:57 Uhr
Colin Clark und Marilyn Monroe kommen sich näher. (Szenenbild aus "My Week With Marilyn" im Verleih von Ascot Elite)
(Foto: 2012 Ascot Elite Filmverleih GmbH)
Er ist 23 Jahre jung und kommt gerade von der Uni, als er Marilyn Monroe begegnet - leibhaftig und später auch hautnah. Colin Clark verbringt eine unglaubliche Zeit mit dem berühmtesten Filmstar aller Zeiten, dem Sexsymbol. "Meine Woche mit Marilyn" ist eine wahre Geschichte.
Schultern zurückgeworfen. Ein Hüftschwung, die Brust raus und den Busen nach vorn gestreckt. Ein roter Schmollmund mit gespitzten Lippen und die Augen dazu weit geöffnet. So kennt man sie. So wird sie geliebt, verehrt, geradezu vergöttert: Marilyn Monroe, der berühmteste Filmstar der Geschichte. Sex-Symbol und Ikone der Massen. Den Menschen dahinter kennen nur wenige. Colin Clark ist einer von ihnen.
Colin Clark ist 23 Jahre jung und kommt gerade von der Uni, als er dem Hollywood-Star begegnet. Er ist der dritte Regieassistent - also Laufbursche und Mädchen für alles - bei einem Film, der in den englischen Pinewood Studios gedreht wird. "The Prince And The Showgirl" ("Der Prinz und die Tänzerin") ist der Titel, Sir Laurence Olivier, gefeierter Bühnen- und Charakterdarsteller, spielt die Hauptrolle und führt Regie. Er ist der Prinz - Monroe das Showgirl Elsie Marina.
Am Wendepunkt

Marilyn Monroe in "Das verflixte 7. Jahr" - Bei Schirmer/Mosel ist auch "Marilyn Monroe: Metamorphosen" erschienen.
(Foto: Frank Powolny - courtesy Schirmer/Mosel)
Die Wasserstoff-Blondine ist 1956 nach den Erfolgen von "Blondinen bevorzugt", "Wie angelt man sich einen Millionär?", "Rhythmus im Blut" und vor allem "Das verflixte 7. Jahr" auf dem Höhepunkt ihrer Schauspielkarriere. Nun will sie sich den ernsteren Rollen zuwenden und weg von den leichten Komödien. Die nur wenige Wochen zurückliegende Heirat mit dem Dramatiker Arthur Miller fällt auch in diese Zeit. Monroe ist wie Olivier Mitproduzentin von "Der Prinz und die Tänzerin" und beide erhoffen sich von dem Mitwirken des jeweils anderen eine Aufwertung ihrer Person, einen weiteren Karrierekick.
Doch die Chemie zwischen den beiden stimmt nicht. Es kommt oft zum Streit, auch weil zwei Welten aufeinanderprallen: Hier der britische Bühnendarsteller, ein Theatermensch durch und durch; dort das nach außen so lebenslustig wirkende Glamour-Girl aus Hollywood. Olivier schart in den Studios eine englische Entourage um sich; Monroe umgibt sich mit ihrer eigenen aus den USA.
Aus Interesse wird Verehrung
Dass der Film doch noch zu Ende gedreht wird, darf sich wohl Clark an sein Revers heften. Für ihn sind die Dreharbeiten der erste Schritt ins Berufsleben. Seine Eltern sind mit Olivier und dessen Gattin Vivien Leigh ("Vom Winde verweht") eng befreundet, und so ist er in der Filmcrew gelandet. Am Anfang steht er Monroe skeptisch gegenüber, da sie Leigh die Rolle des Showgirls weggeschnappt hat. Aber bereits als er sie zum erstem Mal sieht, lässt er sich "durch ihre Aura verführen" und ist fasziniert und gefangen zugleich von ihrer Ausstrahlung. Er will sie persönlich kennenlernen.
Unter einem Vorwand gelangt Clark in das von ihr und Miller bewohnte Haus, denn er hat die Hausangestellten ausgesucht und auch den Leibwächter des Filmstars, Roger, engagiert. Als Clark nach ein paar Bierchen wieder nach Hause will, stolpert er in dem dunklen Hausflur fast über die auf dem Fußboden vor ihrer Schlafzimmertür sitzende Monroe. Sie lässt sich nichts anmerken und Clark verschwindet und hofft, dass der nächtliche Zwischenfall ohne Nachwirkungen bleibt.
Ein folgenschwerer Kuss
Denkste! Am nächsten Drehtag soll er in Monroes Garderobe kommen. Dort muss er ihr versichern, dass er kein Spion sei, der für Olivier arbeite. Clark schwört ihr "für immer treueste Ergebenheit" - und bereits nur einen Tag später, erfüllt sich Clarks Traum: Er trifft den Filmstar persönlich und ungestört, privat. Unter einem Vorwand bestellt Monroe Clark zu sich nach Hause. Dort reden sie dann frei von der Leber weg, bis Monroes Ehemann, der bereits wieder abgeflogen ist, anruft. Damit ist Clarks kleines Téte-à-Téte beendet.
Aber irgendwie erfährt die Crew am Set von dem Stelldichein und egal, wie glaubhaft Clark versichert, dass er und die Monroe sich nur unterhalten hätten: Olivier und der Rest haben sich ihr Urteil bereits gebildet - über Clark und auch den weiblichen Star des Films: Den beiden wird eine Affäre angedichtet. Erst recht, als sie plötzlich am Wochenende in ihrer Einsamkeit bei Clark auftaucht und ihn zu einer Spritztour entführt. Die beiden statten unter Rogers Aufsicht und Fahrkünsten Schloss Windsor einen Besuch ab. Monroe bekommt dort das überdimensionale Puppenhaus der Queen und die Bibliothek zu sehen, danach geht es zum Eton College, das Clark einst besucht hat und anschließend baden sie gemeinsam in der Themse. Da passiert es.
Monroe, von der Hüfte an aufwärts nackt, zieht Clark zu sich heran und drückt ihm mit ihrem feuerroten Schmollmund einen Kuss auf seine Lippen. Mehr nicht. Aber für Clark reichen diese Sekunden, um diesen Tag für immer den schönsten seines Lebens werden zu lassen.
"Pillen, Alkohol, Sex, Skandale"
Olivier und der Rest der Crew erkennen, dass Clark einen Draht zu Monroe gefunden hat. Wie er zustande gekommen ist und wie weit er reicht, ist zumindest Olivier egal. Das sagt er Clark jedenfalls. Clark wiederum weiß nun, unter welchem Druck der Filmstar Monroe (ein Kollege über sie: "Das ist ihr Leben: Pillen, Alkohol, Sex, Skandale") steht und dass dieser auch dem Menschen zu schaffen macht. Er sieht, wie sie Pillen nimmt, wie sie ohne jedes Selbstbewusstsein und Stunden zu spät am Set erscheint - und macht sich Sorgen.
Als Clark dann eines Nachts zu ihr gerufen wird, weil sie sich im Schlafzimmer eingeschlossen hat, seit Stunden kein Laut mehr von ihr zu hören ist und sie auch nicht auf besorgte Rufe reagiert, klettert er über das Fenster in ihr Zimmer. Sie liegt völlig verquer auf dem Bett - aber lebt: Er hört ihren Atem, den Schlüssel für die Tür findet er nicht. Als sie wenig später aufwacht, reden die beiden und sie offenbart ihm ihrer tiefsten Ängste. Er bleibt die restliche Nacht bei ihr im Bett. Sie bittet ihn darum. Löffelchenstellung.
Passiert ist nichts. Außer der Tatsache, dass Clark Monroe überreden kann, von nun an pünktlich am Set zu erscheinen und allen zu zeigen, aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt ist. Zu seiner Überraschung hört sie auf ihn und nicht nur er ist überrascht, auch Olivier klopft ihm anerkennend auf die Schulter.
Doch dann ist das Clarks wahr gewordener Traum urplötzlich zu Ende. Es heißt nicht wie im Märchen: "… bis an ihr Lebensende". Clark erkennt, dass Monroe ihren Ehemann über alles liebt und bevor die traute Zweisamkeit zwischen ihm und dem Filmstar zu unüberbrückbaren Differenzen zwischen ihr und Miller führen kann, beendet er das, was immer zwischen ihm und der sechs Jahre älteren Monroe gewesen ist.
Menschlich und einfühlsam
Wäre das Ganze nicht wirklich so passiert, man müsste es glatt erfinden. Aber Clark hat seine Zeit mit Marilyn Monroe in einem Tagebuch niedergeschrieben: "Meine Woche mit Marilyn", erschienen bei Schirmer/Mosel, ist zudem mit der für einen Oscar nominierten Michelle Williams in der Rolle Monroes gerade in die deutschen Kinos gekommen. Der Film basiert auf Clarks Buch. Und Clarks Buch basiert auf seiner eigenen wahren Geschichte.
Clark liefert darin ein ungezwungenes Porträt des Filmstars und Sexidols Monroe. Aber genauso schafft er es, den Menschen hinter der Starfassade zu offenbaren. Einen Menschen, der perfektionistisch ist und suchend; der den Ruhm um alles in der Welt will, aber nie wirklich mit ihm umgehen konnte. Er präsentiert einen Menschen, der leicht verletzbar ist, Schwächen hat und dennoch stark sein kann. Sein Buch ist einer Frau gewidmet, die Kind geblieben ist und "über den Dingen steht".
Clarks Buch ist eine, seine bescheidene Reverenz an die Frau, die sein Leben für immer verändert hat. Und da ist er ganz sicher nicht allein.
Quelle: ntv.de