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Drogen, Krempel und die Liebe Was man beim Entrümpeln festhalten sollte

Inmitten des Chaos verbirgt sich Wertvolles, nicht nur im materiellen Sinn.

Inmitten des Chaos verbirgt sich Wertvolles, nicht nur im materiellen Sinn.

(Foto: imago/Michael Schick)

Mit dem richtigen System sollte die Entrümpelung eines Hauses eine überschaubare Aufgabe sein, denkt sich Lucy. Doch sie hat nicht mit ihrer störrischen Kundin gerechnet und auch die Untiefen ihres eigenen Privatlebens erheblich unterschätzt.

Lucy Bloom ist 39 und muss sich gerade mit der vierjährigen Tochter ihrer besten Freundin das Bett teilen. Ihr Freund hat mit ihr Schluss gemacht und ihr Sohn Ash versucht einen Drogenentzug durchzuhalten. Um den bezahlen zu können, hat sie ihr Haus und auch das meiste Hab und Gut verkauft. Lucy ist also gerade richtig gut im Loslassen. Das Buch zum Thema hat sie auch schon geschrieben: "Dinge sind keine Menschen", nicht gerade ein Bestseller der Entrümpelungsliteratur.

"Fast wie neu" ist bei Knaur erschienen. 464 Seiten, 12,99 Euro

"Fast wie neu" ist bei Knaur erschienen. 464 Seiten, 12,99 Euro

Deshalb braucht sie nun dringend einen Job. Sie hofft auf Will Meier, der sie mit der Entrümpelung des Hauses seiner Mutter betrauen will. Einer älteren Dame ein paar mottenzerfressene Pullover auszureden kann ja nicht das Problem sein. Doch schon die erste Begegnung mit der Frau lässt sie ahnen, dass sie sich das Geld bei diesem Job hart erarbeiten muss.

Denn ihre Kundin ist niemand anderes als die bekannte Malerin Marva Meier Rios. Und sie ist nicht nur außerordentlich unfreundlich, sondern vor allem äußerst unwillig, sich auch nur von einem einzigen Ding in ihrem Haus zu trennen. Das wäre jedoch dringend notwendig, denn die gesundheitlich angeschlagene Frau geht locker als "Messie" durch. Das ganze Haus ist mit Möbeln vollgestellt; riesige Berge von Tüten und Büchern, Nippes, Vasen, Bildern und Wer-weiß-was-noch bilden ein unglaubliches Chaos. In weniger als acht Wochen soll Lucy hier Ordnung gemacht haben, eine Aufgabe, die nicht gerade leichter wird durch die Vorgabe, dass Marva über jedes einzelne Stück selbst entscheiden will.  

Aufräumen mit Kribbelfaktor

Seit ihrem Weltbestseller "Die Wunschliste" ist Jill Smolinski bekannt für ihre lebensklugen und trotzdem unterhaltsamen Schmöker. Mit "Fast wie neu" (im Original "Objects of my affection") ist sich Smolinski absolut treu geblieben. Während Lucy mit ihren ersten Entrümpelungsversuchen bei Marva krachend scheitert, nimmt ihr eigenes Privatleben eine verrückte Wendung nach der anderen. Umzugshelfer Niko erweist sich nicht nur als äußerst gut gebaut, sondern auch durchaus interessiert an einem näheren Kennenlernen. Lucys Ex-Freund Daniel muss als Filmexperte einige Besitztümer von Marva begutachten. Dabei wird nur allzu deutlich, dass diese Beziehungsgeschichte alles andere als ausgestanden ist. Außerdem türmt auch noch Ash aus der Entzugsklinik.

Zu allem Überfluss beschleicht Lucy eine dunkle Ahnung, warum es Marva so schwerfällt, irgendetwas wegzuschmeißen. Und es kommt noch schlimmer: Lucy findet deutliche Indizien dafür, dass sich die Malerin gleich nach Abschluss der Räumungsaktion umbringen will.

Smolinski weiß, was Frauen lesen wollen. Schließlich hat sie lange genug für "Vogue", "Harper's Bazaar" und "Mademoiselle" geschrieben. Die 450 Seiten von "Fast wie neu" lassen sich gleichermaßen entspannt wie genüsslich weglesen. Danach hat man wahrscheinlich keine neuen Erkenntnisse darüber gewonnen, wie man seines unaufgeräumten Kellers Herr werden kann. Auch für den Umgang mit einem drogensüchtigen Kind sind hier keine Anleitungen zu finden. Aber wenn die Tage lang und grau sind, ist dieser Ausflug in die Welt der am Ende siegenden Liebe allemal unterhaltsam. 

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Quelle: ntv.de

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