Essen und Trinken

Multikulti unterm Lampion "En Kölle" in Berlin

Der Kölner Dom ist Deutschlands beliebteste Sehenswürdigkeit. Bei einer Online-Umfrage des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) und des Städteportals meinestadt.de. entschieden sich 15,2 Prozent der 3.000 befragten User für das Kölner Wahrzeichen. Neben dem Kölner Dom interessieren sich die Deutschen besonders für ihre Hauptstadt. Gleich viermal tauchen Sehenswürdigkeiten aus Berlin in den Top 15 auf: Das Brandenburger Tor liegt auf Platz vier, die Stadt Berlin insgesamt auf Platz sieben, der Berliner Fernsehturm kommt auf Platz neun und das Reichstagsgebäude auf Platz 14.

Was macht nun ein Kölner, wenn es ihn des Berufs wegen für lange Zeit nach Berlin verschlägt? Er ruft in jährlichen Abständen, aber regelmäßig, "Kölle Alaaf" und versucht, den Preußen das rheinische Kulturgut "Karneval" nahezubringen (oft genug vergebens), er ruft "Stübchenrunden" ins Leben, hierzulande eher als "Stammtisch" bekannt, er verzweifelt bei dem Versuch, "Kölsch" zu trinken, denn das schmeckt NUR in Kölle selbst, und er bäckt Puttes oder Knall oder Döppekooche oder Dibbelabbes. Was irgendwie alles dasselbe ist.

Und dann lädt der Kölner einen Berliner (oder auch eine Berlinerin) zum Martinsessen ein, denn heimlich liebt der gemütliche Kölner sogar den bissigen Berliner Humor (und das will was heißen), haut den Puttes auf den Tisch und erklärt: "Puttes oddr Döppekooche ess en Äädäppelsjerisch, dat am Festdach vumm Hillje Zinte Meätes jejesse weed." Aha. "Et heijs de falsche Meätesjans." Aha. "Et ess en Ärm-Lück-Esse för die, die nit vill Fleisch jehaat hänn." Aha. "Äwwer et ess och lekker." Aha.

Ich übersetze das jetzt mal: Der Döppekooche oder Puttes oder ??? ist auf hochdeutsch ein Topfkuchen, der im Rheinland traditionell am Martinsabend gegessen wurde. Während in bürgerlichen Familien die teure Martinsgans auf den Tisch kam, gab es bei den "kleinen Leuten" besagten Puttes oder Döppekooche oder ... Der heißt nämlich in jeder rheinischen Ecke anders. Außerhalb des Rheinlands heißt er auch Klump oder Knall oder Kesselsknall oder Schales oder Getze oder Potthucke oder ... Mal wird er im Bräter gebacken, mal in der Stielpfanne (Tiegel) eher gebraten, mal ist er süß und mal herzhaft.

Hergestellt wird der Kölsche Puttes aus einer Masse aus geriebenen Kartoffeln, die der geneigte Preuße von seinen geliebten Puffern her kennt. In die Kartoffelmasse werden traditionell Speck und Zwiebeln oder - in der süßen Variante - Rosinen untergemischt. Das Geheimnis des Döppekoochens liegt in der Zubereitungsart: In einem gusseisernen Topf (Kessel, deshalb auch Kesselsknall) sollte er gebacken werden. Nur so erhält er seinen speziellen Geschmack - und vor allem die super-knackige Kruste. Um die hatte sich mein Gastgeber als kleiner Junge immer mit seinen größeren Brüdern gestritten. Der Kleine blieb Sieger, weil er am lautesten heulte: Er bekam die Kruste, damit er endlich aufhörte zu weinen!

Da Kölsch wirklich nur in Kölle schmeckt (das weiß sogar ich!), habe ich Weißherbst zum Puttes getrunken. Von der Zwei-Mann-Portion wären zwar vier Mann satt geworden, aber wir haben eben noch mal nachgenommen. So habe ich Kölsche Gastlichkeit am Martinstag im tiefsten Preußen genossen. Ich bekam übrigens die Kruste ganz ohne Tränen! Jaaa! Und ob Ses mir nu glooben oda ooch nich: Et hat jeschmeckt. Jut sojar. Da es der 11. 11. war, schwebte auch ein kleiner gelber Lampion über mir und dem "Puttes":

Zutaten für 2 Personen (im Rheinland, in Berlin reicht's für 4):
2,5 kg Kartoffeln
150 g durchwachsener Speck
2 grobe geräucherte Mettwürste
2 bis 3 Eier
2 Zwiebeln
Salz, Muskat, etwas Mehl, etwas Öl oder Butter, Paniermehl

Zubereitung:
Speck und Zwiebeln in kleine Würfel schneiden. Die geschälten Kartoffeln reiben, mit den Speck- und Zwiebelwürfeln und den Eiern vermengen. Mit Muskat und etwas Salz würzen. Den Teig mit ein wenig Mehl binden.

Den gusseisernen Bräter mit etwas Fettigkeit einreiben und mit Paniermehl bestreuen (dadurch löst sich der Puttes besser aus dem Bräter). Dann den Teig etwa zu einem Drittel einfüllen, kleingeschnittene Mettwürste hinzugeben, erneut Teig einfüllen. Das so lange wiederholen, bis keine Mettwurst mehr da ist. Zum Schluss den restlichen Teig darauf geben.

Den Bräter in den auf 220 Grad vorgeheizten Ofen stellen und etwa 2,5 Stunden backen, bis der Puttes eine feste Kruste hat. In der letzten halben Stunde immer mal mit einem Pinsel etwas Öl oder Butter auf die Oberfläche streichen, damit es eine kräftige Kruste gibt.

Varianten: Anstelle der Mettwürste Rosinen oder auch Porree verwenden. Bei Porree verlängert sich die Backzeit um eine halbe Stunde.

Am besten schmecken dazu "en lekker Kölsch", ein gut gekühlter Riesling vom Rhein oder ein Weißherbst.

Gutes Gelingen wünscht Ihnen Heidi Driesner: "Et ess lekker."

Quelle: ntv.de

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