"Unter Lämmern" frei nach May "Mehrschtenteels" zu Ostern
24.03.2005, 02:00 Uhr"Ellenlange Forellen, im kalten Seewasser gefangen, wurden im heißen Wasser gesotten, welches nur wenige Fuß entfernt aus dem Boden hervorkochte. Der kleine Sachse bildete sich nicht wenig darauf ein, am Nachmittag ein wildes Schaf geschossen zu haben. Es gab infolgedessen gekochtes Schöpsenfleisch voran und Forellen als Dessert. Die heiße Quelle war von so geringem Umfang, dass sie geradezu als Kochtopf diente, und das abfließende Wasser hatte dadurch einen solchen Bouillongeschmack, dass es mit den wenigen vorhandenen Lederbechern geschöpft und mit großem Appetit getrunken wurde." (Aus Karl May: "Unter Geiern")
Auch heute noch wird in Sachsen gerne "Schöps", also Hammel, gegessen. Allerdings wird der Hammel nicht mehr wie von Hobble-Frank zu Old Shatterhands Zeiten geschossen, sondern meistenteils (Hobble-Frank würde sagen: "mehrschtenteels") schön zerlegt beim Fleischer gekauft. Ich bevorzuge Lammfleisch, es ist viel zarter und magerer – und außerdem störungsfrei vom "Bock"-Geschmack und -geruch.
Für viele Menschen gehören neben den bunten Ostereiern und dem "Osterhasen" der Fisch an Karfreitag (zum Beispiel Forelle – als "Dessert" sagt mir das sowieso nicht zu) und der Lammbraten am Ostersonntag auf den Tisch. Benutzt man zum Braten den Römertopf, hat die Hausfrau oder der Hausmann auch noch Zeit für andere Dinge. Und auf den Tisch kommt mit dem Römertopf noch ein Hauch Wildwest-Romantik. Vielleicht spielt ja das Wetter mit, und wir können schon den Tisch im Grünen mit den "Sächsischen Lammhaxen im Römertopf" decken:
Zutaten:
4 Lammhaxen
4 Knoblauchzehen
10 Wacholderbeeren
1 Pä Creme fraiche oder Sauerrahm
200 g braune Champignons (frisch oder Feinfrost), besser sind noch Pfifferlinge oder Steinpilze (auch aus der Dose oder Feinfrost)
1 große Zwiebel
4 cl Whiskey
1 Bund Petersilie
Salz, frisch gemahlener Pfeffer
Zubereitung:
Die gesäuberten Haxen mit Salz, Pfeffer, den zerdrückten Knoblauchzehen und den zerdrückten Wacholderbeeren gut einreiben. Möglich ist auch, zwischen Fleisch und Knochen mit einem spitzen Küchenmesser tief einzustecken und Stifte der Knoblauchzehen hineinzustecken. Das Fleisch etwa 2 Stunden kühl stellen und marinieren lassen.
Den Tontopf (für 4 Haxen braucht man einen ziemlich großen) eine Viertelstunde wässern. Die Haxen in den Tontopf legen und ¼ l Wasser angießen. Deckel (auch gewässert!) drauf und alles ab in den kalten Ofen. Den Rost in die untere Einschubleiste einlegen und darauf den Römertopf. Wie folgt den Ofen "hochfahren": Gasherd 5 min auf Stufe 1, 5 min auf Stufe 2 und dann auf 250 Grad (Stufe 5-6) einstellen. E-Herd gleich auf 250 Grad stellen Er heizt langsamer auf als ein Gas-Herd.
Die Haxen 1 Stunde schmoren lassen. Kontrolle ist unnötig, es brennt nichts an.
Nach einer Stunde die in Scheiben geschnittene Zwiebel und die Pilze (auch in Scheiben) dazugeben. Die saure Sahne erhitzen und darüber gießen. Benutzt man Dosenpilze – Flüssigkeit vorher abgießen. Nimmt man Feinfrost-Pilze: vorher auftauen bzw. anwärmen. Überhaupt darf man in den heißen Römertopf absolut nichts Kaltes hinzugeben, sonst "dankt" er die eiskalte Zugabe mit einem Riss. Am besten sind ohnehin frische Pilze – zu Ostern sind's dann eben Champignons. Alles nochmals 1 Stunde schmoren lassen.
15 Minuten vor Ende der Bratzeit (insgesamt reichlich 2 Stunden) den Deckel abnehmen und die Haxen offen überkrusten. Dazu schmecken am besten Klöße (typisch sächsisch) oder Naturreis (eher westmännisch). Ich bevorzuge Reis, und zwar auf die folgende Weise: Den Reis fast gar kochen. Mit der gehackten Petersilie mischen. Wenn der Deckel für das Überkrusten abgenommen wird, den Reis in den Bratenfond geben, die Haxen darauf legen und dann alles 15 min überkrusten. Das Gläschen Whiskey in einer Kelle anzünden und brennend über das fertige Fleisch gießen – ein bisschen offenes Feuer muss schließlich sein im "Wilden Westen" bei Hobble-Frank und im Osten bei seinen sächsischen Nachkommen auch.
Viel Spaß und Frohe Ostern wünscht Heidi Driesner
Quelle: ntv.de