Film und Serien

"Morning Glory" 15 Minuten mit Harrison Ford

It's only a job, not my whole life!

It's only a job, not my whole life!

(Foto: AP)

Er war Indiana Jones, Han Solo und ist einer der vielfältigsten Schauspieler seiner Generation. Jetzt kommt er als Nachrichten-Moderator in die Kinos, der sich zu fein fürs Frühstücks-TV ist. Zum Ausgleich hat er die bezaubernde Rachel McAdams an seiner Seite.

Aufregung im Ritz Carlton, Berlin: Indiana Jones, Han Solo und der Präsident der Vereinigten Staaten sind da - und alle in einer Person: Harrison Ford hält Hof. Er tut das ganz bescheiden, ganz leise, dafür wird die versammelte Journaille dennoch eher unsanft darauf hingewiesen, wie sie sich zu verhalten hat: "Also, Herrschaften, Foto is' nich', Autogramme auch nich', wir machen das doch alle schon ein paar Tage, oder?" Ja, stimmt, machen wir, aber schön wäre ein Foto mit "Indie", Held meiner Kindertage, und ein Autogramm für den Star-Wars-begeisterten Neffen schon gewesen. Und Mr. Ford hätte sicher eines gegeben - so milde gestimmt, wie er war.

Regisseur Michell hat seine Schauspieler sorgsam ausgesucht.

Regisseur Michell hat seine Schauspieler sorgsam ausgesucht.

(Foto: REUTERS)

Der 68-Jährige soll ein granteliger Typ sein, heißt es. "Stimmt doch gar nicht", kontert er da, "ich bin nur zurückhaltend." Ja, das ist richtig, und ein wenig mehr Temperament hätte man dem Kassenmagneten schon zugetraut. Immerhin spielt er fast immer Rollen, die viel Engagement von ihm abverlangen, sowohl psychisch als auch physisch. Bevor wir mit Herrn Ford reden dürfen, ist aber erstmal Rachel McAdams dran, die junge Hauptdarstellerin von Roger Michells neuester RomCom (Romantic Comedy!) "Morning Glory", die so gar nicht eine reine RomCom ist, sondern durch Slapstick und Wortwitz an alte Screwball-Kömödien à la "Bettgeflüster" oder "Spion in Spitzenhöschen" erinnert.

Dinner mit Dick

Worum geht's? Als bissiger TV-Nachrichtenmann Mike Pomeroy ist Hollywoodstar Harrison Ford hier zu sehen. Er soll eine klatschlastige TV-Morgensendung retten und dafür in die Frühschiene wechseln. Mike Pomeroy ist jedoch nur aufgrund einer kniffeligen Vertragsklausel mit dem Fernsehsender dazu zu überreden - und dies äußerst widerwillig und übellaunig. Für ihn ist das Morgenmagazin mit peinlich niedrigen Einschaltquoten, bei dem es mehr um seichte Unterhaltung als anspruchsvolle Nachrichten geht, unter seiner Würde, hat er doch schon mit Dick Cheney diniert und Patronen im Unterarm während des Irakkriegs weggesteckt. Seine Co-Moderatorin Colleen Peck (Diane Keaton) ist von ihrem überheblichen neuen Kollegen genervt ("Er bekommt also einen Südfrüchte-Teller, soso!"), die beiden ergötzen sich an Wortgefechten vor laufender Kamera, dass die Funken fliegen. Gestoppt werden können sie nur durch das Rotlicht der Kamera, sie streiten sich bis zu der Frage, wer das Schlusswort in der Sendung sagen darf (Mike: "Auf Wiedersehen, meine Damen und Herren." Colleen: "Auf Wiedersehen!" Mike: "Auf Wiedersehen, meine Damen und Herren." Colleen: "Auf Wiedersehen!" Mike: "Auf Wiedersehen, meine Damen und Herren." Colleen: "Auf Wiedersehen!").

Was wird aus Indiana Jones?

Was wird aus Indiana Jones?

(Foto: dpa)

Becky fällt nun nicht nur die schier unlösbare Aufgabe zu, zwischen ihnen zu vermitteln und zu versuchen, Pomeroy zur Kooperation zu bewegen, nein, darüber hinaus muss sie sich etwas einfallen lassen, um das Absetzen der Sendung zu verhindern, die ihr Boss (Jeff Goldblum) angedroht hat, falls es ihr nicht gelingt, die Quote zu verbessern. Neben der ganzen Arbeitsbelastung findet Becky aber noch Zeit, ihren Traummann Adam Bennett (Patrick Wilson) im Fahrstuhl kennenzulernen und sich zu verlieben.

Eines mal gleich vorneweg: "Morning Glory" wird die Geschichte des Kinos nicht revolutionieren, aber da die Story aus der Feder von "Der Teufel trägt Prada"-Autorin Aline Brosh McKenna und der Film vom Regisseur so wunderbarer Komödien wie "Notting Hill", Roger Michel, stammt, kann man sich auf eine lustige, kurzweilige und rasante Zeit im Kino einrichten. Außerdem tragen die wohlüberlegt ausgewählten Schauspieler dazu bei, dass "Morning Glory" aus der Masse der Geschichten, die die Welt der Nachrichten und des Fernsehens bisher auf die Schippe nahmen, herausragt. Das liegt zum einen an Harrison Ford, der das Drehbuch von Anbeginn liebte und den Rachel McAdams, die die junge Produzentin Becky Fuller spielt, voller Enthusiasmus so beschreibt: "Mit Harrison Ford zusammen zu arbeiten war unglaublich, fantastisch! Die Chemie am Set stimmte einfach", und ja, das kann man sehen. "Auch mit Diane Keaton war es wundervoll", erzählt McAdams weiter, "sie ist perfekt!" Beide Frauen spielten bereits zusammen in dem Comedy-Drama "Die Familie Stone", "wobei ich da ihre Tochter war und jetzt ihre Chefin, das war schon komisch!"

"Ist nicht mein Ding!"

Spektakuläres Kleid!

Spektakuläres Kleid!

(Foto: AP)

McAdams, die in einem wunderbaren, sexy und doch dezenten Kleid zu den Interviews erscheint, perfektes Make-Up trägt und zart-korallenfarbene Fingernägel hat, strahlt noch mehr, als sie von der Zusammenarbeit mit Keaton erzählt: "Diane erscheint auf dem Set, perfektes Make-Up, perfekte Frisur, perfekte Kleidung, meterhohe High Heels! Und wenn man sie fragt: "Warum machst du das?" dann lächelt sie und sagt: "Das gehört doch zu meinem Job!"" Rachel McAdams strahlt immer noch, während sie erzählt und gibt zu:"Ich kann auf den Dingern eigentlich keinen Meter laufen!" Aber im Film rennt sie - gefühlt - viele Kilometer durch New York, auf High Heels und in einem atemberaubendem Tempo: "Ja, hinterher war ich wesentlich fitter als vorher", lacht sie und schüttelt ihr blondes Haar, das im Film noch braun ist und wo sie auch einen Pony trägt (was Harrison Ford alias Mike Pomeroy zu der Bemerkung hinreißt: "... und dieser lächerliche Pony!"). Überhaupt die Beziehung zu Mike: Schön, dass es keine Love Story im üblichen Sinne zwischen der sehr jungen Produzentin und dem, sagen wir mal, doch recht erfahrenen Co-Moderator wird, sondern eine erst frostige, dann nötige, später respektvolle und am Ende sogar väterlich-töchterliche Beziehung wird. "Ich war genau wie du, nur noch schlimmer", sagt er ihr, nachdem er endlich wieder einen echten Nachrichten-Coup gelandet hat und nicht über Abstriche, Kochrezepte und Erziehungtipps reden musste.

Ein Herz für Journalisten

"Ich habe inzwischen viel mehr Respekt für die Journalisten und was sie leisten", sagt Rachel McAdams. "Ich hatte schon immer Respekt für Journalisten", grummelt Harrison Ford, und irgendwie glaubt man ihm. Der Mann, der für sein Umweltengagement ausgezeichnet und mit Film-Preisen überhäuft wird und nach dem schon Ameisen und Spinnen benannt wurden, hat sicher auch ein Herz für Journalisten - vor allem, wo er in seiner Rolle als Frühstücksfernseh-Moderator, der mal was Besseres war, ehrlich überzeugt. Wie hat er sich denn vorbereitet auf seine Rolle als eitler Moderator? "Ich bekomme meine Informationen aus verschiedenen Quellen. Ich sehe fern, ich lese drei verschiedene Zeitungen - die 'Los Angeles Times', die 'New York Times' und das 'Wall Street Journal'. Ich höre mir die Nachrichten im Radio an, ich lese Nachrichtenmagazine. Viele verschiedene Quellen sind wichtig. Denn wenn man sich nur an einer Stelle informiert, bekommt man wahrscheinlich nicht ausreichend Fakten über die Dinge, die passieren." Und was liest Harrison Ford zuerst in der Zeitung? Muss er das Feuilleton gleich an seine Frau, Calista Flockhart, weiterreichen? "Ich lese zuerst die Titelseite. Den Sportteil muss ich an meinen Sohn abgeben. Aber ich bin ohnehin kein großer Sportfan. Und der Boulevard interessiert mich nicht." Und surft ein 68-Jähriger, der ein 10 Jahre altes Kind hat? "An das Internet gehe ich mit einem gewissen Misstrauen heran. Es ist anonym und es gibt dort jede Menge Informationen, die Müll sind - das habe ich immer und immer wieder gesehen. Ich benutze das Internet, um ganz spezifische Informationen zu bekommen. Ich mag die Berichte, für die jemand mit seinem Namen bürgt."

Eine richtige Plaudertasche ist er nicht gerade, der Herr Ford, aber immerhin lässt er noch wissen, dass er sehr gerne verheiratet ist und dass alle Spekulationen über eine Indiana-Jones-Fortsetzung auf puren Gerüchten basieren. Harrison Ford, der schon so oft die Welt gerettet hat, der den Naturburschen gab, den Kämpfer im All und nun einen eitlen Gockel, ist nicht zu entlocken, welche Rolle er am liebsten in seiner langen Karriere gespielt hat. "It's only a job, not my whole life", sagt Becky in einer Szene - und der könnte auch von Herrn Ford stammen.

Quelle: ntv.de

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