Lyambiko und Chris Isaak Aus alt mach neu
21.01.2012, 14:26 UhrGershwin aus Thüringen - geht das? Lyambiko tritt den Beweis an. Uralter Rock and Roll aus Memphis, Tennessee, gespielt von einem Kalifornier - geht das? Und ob!
Es gibt Musik, von der geht ein ganz eigenartiger Zauber aus, der über Jahrzehnte die unterschiedlichsten Interpreten anregt, sich an ihr abzuarbeiten. Die Musik von George Gershwin und der Rock and Roll gehört ganz gewiss dazu.
Lyambiko widmet sich auf ihrem, wenn ich richtig zähle, achten Album den Kompositionen des US-amerikanischen Meisters. Lyambiko ist der Künstlername der 1978 im thüringischen Greiz Geborenen und der Nachname ihres aus dem ostafrikanischen Tansania stammenden Vaters. Im vergangenen Jahr gewann sie den begehrten "Jazz Echo"-Preis. Sie gibt dem ursprünglichen Gershwin-Song eine gehörige Zusatzportion Jazz. Ihre Stimme ist eigentlich an Soul Jazz und Latin geübt. Ihre Gershwin-Interpretation bekommt dadurch ein eigenwilliges, weil souliges Flair.
Die Auswahl ist im Wesentlichen die, welche wir auch von anderen Hommagen an Gershwin kennen. Aber es ist halt die Stimme, die den Unterschied macht. "S' Wonderful", "Ain't Necessarily So", I Got Rhythm". Und mehr. "Summertime" darf natürlich nicht fehlen. Die Band besteht aus dem US-Amerikaner Mark Lowenthal, dem Kanadier Robin Draganic und dem Deutschen Heinrich Köberling am Schlagzeug. Lebendiger Internationalismus, der dem Spiel viel Frische verleiht. Schön, dass die Sängerin den Musikanten auch mal Gelegenheit gibt, ihre Spielkunst auch außerhalb ihrer Rolle als Begleiter zu präsentieren.
Das ist bei Chris Isaak etwas anders. Der Mann aus dem kalifornischen Stockton benutzt seine Band wie dereinst Elvis: Ein perfektes Musikbett für einen brillanten Gesang. Einst hatte der 1956 als Christopher Joseph Isaak Geborene mit "Wicked Game" einen Erfolg, der es 1991 auf einen beachtenswerten sechsten Platz der US Charts brachte. Der Topact bleibt für den Rezensenten gleichwohl das "Blue Hotel On A Lonely Highway".
Sei's drum. Mit der vorliegenden Scheibe hat sich Mr. Isaak an die Wurzeln seines musikalischen Ichs herangemacht. Wo ginge das besser, als dort, wo "die Musik geboren wurde", in den Sun Studios des großen Sam Phillips in Memphis/Tennessee. Isaak bleibt eng am Original. Und das heißt: Jerry Lee Lewis’ "Great Ball Of Fire" klingen so wie beim "Killer". Dies gilt gleichermaßen für Johnny Cashs "I Walk The Line" oder "Your True Love" des völlig zu Unrecht vergessenen Carl Perkins. Alles klingt viel sauberer als damals, von wegen der Digitalisierung und so, aber es ist echt. Missgriffe: Elvis’ " It's Now Or Never" und Roy Orbisons "Oh, Pretty Woman" haben so rein gar nichts mit den Sonnenstudios in Tennessee zu tun, weil sie entstanden, als Mr. Phillips die Mannen schon an die "majors" genannten großen Plattenfirmen verkauft hatte.
Summa summarum: Wieso, weshalb, warum hat die Musik von damals eine so große Anziehungskraft? Entscheiden Sie!
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Quelle: ntv.de