"Sinister 2": unheilvoll gut Der "Kinderfresser" ist zurück
17.09.2015, 19:55 Uhr
Courtneys Söhne sind in Gefahr, genauso wie sie selbst.
(Foto: Wild Bunch)
Immer wieder werden Familien auf bestialische Weise ermordet, das jüngste Kind verschwindet spurlos. Ein Polizist entdeckt Zusammenhänge - und stößt auf einen uralten Dämon, der bereits die nächste Familie im Visier hat.
"Du kannst das Böse nicht stoppen. Du kannst dich nur selbst davor schützen." Diesen Rat erhält Deputy So & So (James Ransom; "Inside Man", "Oldboy") von einem Pastor, den er aufgesucht hat, wegen einiger Geschehnisse aus seiner Vergangenheit. Wahrhaben will er den Rat nicht. Zu viel ist schon passiert.
So & So war der letzte Mann, der den Erfolgsautoren Ellison Oswalt (Ethan Hawke; "Good Kill", "Training Day") und seine Familie lebendig gesehen hat. Oswalt, der rätselhaften Verbrechen wie etwa Familienmorden auf der Spur war, ist tot. Der Rest seiner Familie ebenfalls. Nur die jüngste Tochter könnte überlebt haben, denn von ihr fehlt jede Spur, auch ein Leichnam. So & So (ein Spitzname, den ihm Oswalt verpasst hat), hatte bei dessen Recherchen zu einem kniffligen Fall geholfen. Das ist nun geraume Zeit her. Er selbst ist nicht mehr Deputy.

Der Bughuul ist zurück: "Sinister 2" läuft ab 17. September 2015 in den deutschen Kinos.
(Foto: Wild Bunch)
Aber der Fall Oswalt hat ihn nie losgelassen, verfolgt ihn noch immer. Denn Oswalt ist auf einen uralten Dämon gestoßen. Bughuul. Und So & So will ihm nun das Handwerk legen. Zuerst einmal heißt es, jedes Haus niederzubrennen, in dem Bughuul sein Unwesen getrieben hat. Sein nächstes Ziel ist deshalb ein abseits gelegenes altes Farmhaus. Seitdem dort eine Familie auf bestialische Weise ermordet wurde, steht das Haus leer. So waren zumindest die Informationen So & Sos.
"Rudabaker!"
Mittlerweile wohnt Courtney (Shannyn Sossamon; "Ritter aus Leidenschaft") mit ihren beiden Zwillingssöhnen Dylan (Robert Daniel Sloan) und Zach (Dartanian Sloan) dort. Sie ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann Clint (Lea Coco) - und immer auf der Hut. Selbst beim Einkaufen im Supermarkt bläut sie den beiden Jungs ein: "Wenn ich 'Rudabaker' rufe, rennt ihr los." Bevor sie in dem abgelegenen Farmhaus landen, passiert es wieder einmal. "Rudabaker!" schreit Courtney, die Jungs flitzen zum Auto, schnallen sich sofort an. Courtney steigt ein, die Reifen quietschen, weg sind sie. Clint scheint näher, als Courtney gedacht hat.
Aber wenn sie gewusst hätte, was in dem "sicheren Unterschlupf" auf sie und ihre Familie wartet, wäre sie wohl mit wehenden Fahnen zurück zu ihrem prügelnden Mann gerannt und hätte ihm nochmals ewige Treue geschworen. Es beginnt mit Alpträumen …
Dylan hat sie. Bereits in der Anfangssequenz von "Sinister 2" ahnt der Zuschauer, dass dieser Film beinhart wird, so unheilvoll wie der Titel selbst. Drei Kreuze stehen in einem Feld. An ihnen sind drei Menschen angebunden. Ihre Gesichter unter Säcken verborgen. Plötzlich zucken Flammen, ein Feuer bricht los. Die Kreuze brennen lichterloh. Dylan erwacht in seinem Bett. Er schaut zur Tür, denn er hat ein Geräusch gehört. Er sieht etwas in der Dunkelheit. Im nächsten Moment ist es bei ihm im Bett.
Ein zweiter Teil, der sich lohnt!
Wer den Überraschungshit "Sinister" von Regisseur und Genregröße Scott Derrickson ("Der Exorzismus von Emily Rose") kennt, weiß, was ab da passiert. Und er kennt auch das Ende: Tod, eine Familie ausgelöscht, das jüngste Kind verschwunden. Also warum ein weiterer Teil? Klar, "Sinister" war ein Überraschungshit. Der Film kostete rund 3 Millionen Dollar in der Produktion, spielte dann aber mehr als 50 Millionen Dollar an den weltweiten Kinokassen ein. Da lohnt sich ein weiterer Film allemal. Ein neuer Regisseur soll dabei für neue Einblicke sorgen. Ciaran Foy ("Citadel") ist das grandios gelungen. Im Team mit Derrickson, der erneut am Drehbuch mitwirkte, gewann er der Story um den Bughuul neue Sichtweisen ab, setzte - ohne dass dadurch dämonische Mystik und Gruselfaktor verloren gehen - die Kinder in den Mittelpunkt der Geschichte.
Und das ist der Schlüssel zum Erfolg. Die beiden Sloan-Brüder bereiten dem Zuschauer mit ihrem Spiel eine ebensolche Gänsehaut wie die 8-Millimeter-Snuff-Filme, die sie sich anschauen müssen. Es sind die Morde anderer Kinder an ihren jeweiligen Familien. Der Bughuul hat sie dazu gebracht und gleichzeitig so zu seinen Jüngern gemacht. Dylan sieht die Unheilbringer, er stellt sich ihnen und wehrt sich dagegen, die Filme zu schauen. Aber am Ende gewinnt der Dämon - er macht einfach Zach zu seinem massenmordenden Handlanger.
Zach greift Dylans Traum vom Anfang des Films auf. Ex-Deputy So & So hat es in der Hand, den Familienmord noch aufzuhalten. Allein, jeder Liebhaber von Horrorfilmen weiß, dass man Dämonen nicht einfach so zur Strecke bringen kann. Ein geweihtes Kreuz? Da lacht sich nicht nur der Bughuul scheckig - seine Wurzeln reichen viel weiter zurück als das in seinen Augen lächerliche Christentum. Aber einen Weg muss es geben, richtig? Oder hatte der Pastor doch recht?
Es geht noch unheilvoller
Der Kinozuschauer sollte sich bei "Sinister 2" zumindest darüber im Klaren sein, dass er keinen einfachen Scream-Haunted-House-Geistergrusel serviert bekommt. "Sinister 2" ist viel komplexer - und das ist neben den beiden Jungschauspielern das zweite Erfolgsgeheimnis. Sieht man über die Anfangssequenz hinweg, könnte der Film auch als packender Home-Invasion-Thriller funktionieren. Die Found-Footage-Elemente, bereits bekannt aus dem Erstling, werden um weitere Medien erweitert - und so noch unheilschwangerer.
Der Score nimmt ebenfalls eine Schlüsselrolle ein. Ist der Klingelton von Ex-Deputy So & So noch der fragwürdige 1990er-Jahre-Dancehit "Cotton Eye Joe", gewinnt der Zuschauer und Zuhörer vor allem zum Ende des Films hin den Eindruck, dass Rob Zombie hier die Finger an den Reglern gehabt hat. Die Töne, die die Schreckensbilder untermalen, scheinen direkt aus der Hölle zu kommen, wie in Zombies "The Lords of Salem".
Was beim Zuschauer nach "Sinister 2" bleibt, ist eine anhaltende Gänsehaut und die Hellhörigkeit Geräuschen auf dem Dachboden gegenüber. Vielleicht schläft man auch ein oder zwei Tage bei Licht und versichert sich mehrere Male, dass man allein im Bett liegt, oder dass der Rechner wirklich ausgeschaltet ist, oder der Fernseher … zur Sicherheit noch einmal die Sätze des Pastors: "Du kannst das Böse nicht stoppen. Du kannst dich nur selbst davor schützen."
"Sinister 2" läuft ab 17. September 2015 in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de