Alles andere als Weihnachtsstimmung "Der Nussknacker" ist ohne Zauber
23.12.2011, 07:13 Uhr
Mary (Elle Fanning) entdeckt, dass ihr Nussknacker lebt.
(Foto: Capelight)
"Der Nussknacker" ist vor allem durch die wunderbaren Melodien von Peter Tschaikowski zu einem weltberühmten Klassiker in der Vorweihnachtszeit geworden. Der gleichnamige Film auf DVD, der sich sowohl der Musik Tschaikowskis als auch der Geschichte Hoffmanns bedient, stiftet durch Ratten in Wehrmachtsuniformen eher Verwirrung als Weihnachtsstimmung.
Der Nussknacker heißt ein neuer Weihnachtsfilm, der als DVD rechtzeitig vor dem Fest in die Läden gekommen ist. Die Geschichte, die sich am relativ unbekannten Weihnachtsmärchen von E. T. A. Hoffmann orientiert und die Musik zum weltbekannten Ballett "Der Nussknacker" von Peter Tschaikowski mit einbezieht, lässt jedoch trotz großem Aufwand und einem Filmbudget von 90 Millionen US-Dollar nicht so recht eine zauberhafte Weihnachtsstimmung aufkommen. Nur in wenigen Augenblicken schafft es der Regisseur Andrej Kontschalowski, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und zu verzaubern.
Den größten Teil des Filmes allerdings bleibt man verwirrt und fragend an den prekären Einzelheiten im Film kleben. Klingt es doch sehr befremdlich, wenn die wunderbaren Melodien des Balletts von Peter Tschaikowski mit eigenwilligen Texten (in Englisch) gesungen werden. Auch die Tatsache, dass der erfolgreich Filmmusiktexter Sir Tim Rice, der auch für das Musical "Der König der Löwen" die Texte schrieb, für diesen Film gewonnen werden konnte, macht die Sache leider nicht besser.
Enttäuschte Kinder und Onkel Einstein
"Der Nussknacker" spielt in den 1920er Jahren in Wien. Die neunjährige Mary (Elle Fanning) ist bitter enttäuscht, da ihre Eltern, die sehr wohlhabend sind, den Weihnachtsabend nicht mit ihren Kindern verbringen werden, sondern lieber gesellschaftlichen Verpflichtungen nachgehen. Ihr geliebter und etwas verrückter Onkel Albert, der kein Geringerer sein soll als Albert Einstein, kommt, kurz bevor die Eltern gehen, zu Besuch und bringt Geschenke für Fanny und ihren jüngeren Bruder mit.
Fanny bekommt einen Nussknacker, den sie sofort in ihr Herz schließt. In der Nacht erwacht die Puppe aus Holz zum Leben und verwandelt sich in einen Jungen, der – wie sollte es anders sein – ein verwunschener Prinz ist. Durch die Zuneigung von Mary kann der Fluch, der auf dem Nussknacker liegt, gebrochen werden. Doch es gibt noch ein weiteres Problem: Das Volk des "Nussknacker-Prinzen" wird vom Rattenkönig unterdrückt und in die Dunkelheit gezwungen. Diese wird durch den Rauch der großen Spielzeugverbrennungsanlagen erzeugt. Aus diesem Grund müssen alle Kinder im Reich, das der böse Rattenkönig beherrscht, ihre liebgewonnenen Spielzeuge abgeben.
Wehrmachtsuniformen und Spielzeugverbrennungen
Auch an dieser Stelle erzeugt der Regisseur eher Verwunderung als Faszination. Die Armee des Rattenkönigs ist in Uniformen gehüllt, die unmissverständlich an die Wehrmacht und das Dritte Reich erinnern sollen. Die Abgabe der Spielzeuge und anschließende Verbrennungen lassen Parallelen zu den Bücherverbrennungen 1933 in Deutschland erkennen. Und selbst der Rattenkönig, der von John Turturro in Szene gesetzt wird, erinnert an die Person Adolf Hitler. Diese Adaptionen erscheinen völlig unpassend, in einem Film, der als "opulentes Fantasy-Spektakel für die ganze Familie" bezeichnet wird.
Nachdem Mary und ihr Nussknacker-Prinz nach Verfolgungsjagden, Kämpfen und nur mit Hilfe ihrer Freunde es schaffen, den Rattenkönig in die Flucht zu schlagen, muss Mary zurück in ihre reale Welt und ihr Prinz bleibt bei seinem Volk, in der Welt der Fantasie. So ähnlich wie Mary im Film geht es auch dem Zuschauer, der nach den 106 Minuten Spielzeit in der Welt der Fragen und Verwirrungen zurückbleibt. Da helfen auch die 54 Minuten Extras (Making of, Featurette und Kinotrailer) leider nicht weiter. "Der Nussknacker" ist weit entfernt davon, eines der "schönsten und mitreißendsten Weihnachtsgeschichten aller Zeiten" zu sein. Schade!
Quelle: ntv.de