Drogen, Gewalt, Gier: der "neue" Stieg Larsson "Easy Money" - Spür die Angst!
19.03.2012, 17:00 Uhr
Das Trio Infernale: Jorge (Matias Padin Varela), Jo (Joel Kinnaman) und Mrado (Dragomir Mrsic, v.l.).
(Foto: Senator)
In einer reichen Stadt wie Stockholm arm zu sein, gefällt niemandem. Da sind der smarte BWL-Student Jo, Drogenhändler Jorge und der serbische Mafiaschläger Mrado keine Ausnahmen. Alle drei träumen vom schnellen Geld. Ein Traum, der zu einer Spirale der Gewalt wird. Jens Lapidus' Bestseller verfilmt von "Safe House"-Regisseur Daniel Espinosa.
Vor wenigen Jahren sorgt ein Schriftsteller für weltweiten Wirbel: Seine Bücher führen die Bestsellerlisten monatelang an, die Verfilmung seiner Trilogie schafft ähnliche Erfolge im Kino. Und selbst die US-Adaption des Stoffs ist ein mit Stars gespickter Renner. Der Schriftsteller kommt aus Schweden und ist bereits tot. Sein Name: Stieg Larsson. Die "Millennium"-Trilogie ist sein Vermächtnis und beweist, dass auch Schweden in der Lage ist, hochbrisante, actionreiche Thriller zu produzieren - egal, ob auf dem Papier oder auf Zelluloid. Larssons Trilogie ist keine Eintagsfliege. Oder anders gesagt: Schweden hat einen Nachfolger gefunden.
Jens Lapidus ist sein Name und er arbeitet als Strafverteidiger für eine der renommiertesten Anwaltskanzleien des Landes. Sein Debütroman "Spür die Angst" führte die Bestsellerliste seines Heimatlandes mehrere Wochen an. Das Buch wurde in mehr als 20 Länder verkauft und mit Preisen überhäuft - wie etwa dem "Platinum Prize" für eines der meistverkauften Taschenbücher Schwedens. Lapidus wurde darüber hinaus zum "bestgekleideten Mann" Schwedens gewählt. Eine kleine Randnotiz, die sich aber durchaus in seinem Thriller wiederfindet.
Sein Debütroman wurde verfilmt und kam als "Easy Money - Spür die Angst" in die Kinos. Er wurde ein Kassenknüller, avancierte in Schweden zu einem der erfolgreichsten Filme des letzten Jahrzehnts und auch er - Regie führte Daniel Espinosa, dessen Hollywooddebüt "Safe House" mit Denzel Washington und Ryan Reynolds derzeit in den deutschen Kinos sehr erfolgreich läuft - sahnte Preise ab. 2011 erhielt er drei der begehrten schwedischen Filmpreise "Guldbagge". Nun ist der Film auf DVD und Blue-ray erhältlich. Mit dem Prädikat "Stockholm noir" ist er eine einzige, absolute Empfehlung voller Drogen, Gewalt und Gier. Denn darum geht es in der Romanverfilmung.
Drei Männer, ein Ziel
Die Schicksale dreier völlig unterschiedlicher Männer sind darin gekonnt miteinander verwoben. Alle drei werden zu Beginn des Films kurz vorgestellt: Johan Westlund (Joel Kinnaman), kurz Jo oder "JW", ist BWL-Student und zwar genauso einer, wie man ihn sich vorstellt: aalglatt, unsympathisch, zurückgegelte blonde Haare. Das einzig Untypische: Er kommt nicht aus einem reichen Elternhaus. Aber genau das stört ihn, denn er will unbedingt dazugehören, Mitglied sein in der Welt der Reichen und Schönen. Seine Eltern, vor allem seinen Vater, verleugnet er deshalb bei Gesprächen. Warum, bleibt aber ungeklärt. Stattdessen behauptet Jo etwa, er stamme aus einer Diplomatenfamilie oder von einem Geschäftsmann ab.
Jo jobbt als Taxifahrer, will dabei von seinen reichen Freunden aber nicht gesehen werden. Das Taxiunternehmen gehört einem Araber, der das aber nur als Fassade nutzt. Sein eigentliches Augenmerk gilt dem Drogenhandel. Und da kommt Jorge (Matias Padin Varela) ins Spiel. Der flieht zu Beginn des Films spektakulär aus dem Gefängnis und ist Drogendealer mit besten Verbindungen in der Szene. Er soll für den Araber den größten Drogenschmuggel aller Zeiten über die Bühne bringen. Auch Jorge hat so seine privaten Probleme: seine Schwester und Mutter leben in Stockholm, aber er gilt als das schwarze Schaf der Familie, das nur Ärger macht und deshalb nicht gern gesehen ist. Jorge wurde als Kind, ebenso wie seine Schwester, vom Vater misshandelt und verprügelt.
Das verbindet ihn mit Mrado (Dragomir Mrsic). Er ist einer der Top-Geldeintreiber und Schläger der serbischen Mafia in Stockholm. Sein Boss hat ihm aufgetragen, den Drogendeal der Araber unbedingt zu verhindern und Jorge zu eliminieren. Mrado greift dabei erst einmal nicht zur Waffe, er zieht dafür die Fäuste vor, wie am Filmbeginn bereits ein Türsteher mit grausamer Brutalität erfahren muss. Mrado schnappt sich Jorge, schleppt ihn in einen Wald und will dort die Namen weiterer Mittelsmänner aus ihm herausprügeln.
Dabei wird er aber von Jo beobachtet, der Jorge zu den Arabern fahren sollte. Durch eine List gelingt es Jo, Jorge aus den tödlichen Klauen Mrados schwer verletzt zu befreien. Jorge wird in Jos Studentenbude wieder halbwegs aufgepäppelt. Mrado bekommt indes Ärger mit seinem Boss und dazu noch seine kleine Tochter aufs Auge gedrückt, für die er plötzlich sorgen muss, weil die Mutter immer tiefer im Drogensumpf versinkt.
Gewalt - ungeschönt und direkt
Und so dreht sich die Spirale der Gewalt immer schneller. Jo gerät immer tiefer in den Drogendeal der Araber: Durch sein schnelles Eingreifen bei der Rettung Jorges hat er sich das Vertrauen der Araber erarbeitet und so soll er das Geld waschen, das bei dem Drogendeal hereinkommt. Jo hat auch schon eine Idee, die Finanzkrise spielt ihm dabei in die Hände - und seine neue Freundin Sophie (Lisa Henni). Sie stammt aus gutem Haus, sieht umwerfend aus und ist in dem ganzen Treiben trotz allen Geldes ihrer Familie noch die sympathischste Person weit und breit.

Bei der Übergabe der Drogen geht einiges schief. Ein Showdown, der viel offen lässt.
(Foto: Senator)
Als es zwischen den Arabern und den Serben zum offenen Krieg kommt und die ersten Menschen sterben, ist sich Jo nicht mehr sicher, ob das der richtige Weg ist, um an schnelles Geld und Reichtum zu kommen. Er lässt sich auf einen Deal mit Mrado ein, der wiederum immer mehr zu einem richtigen Vater avanciert und Gefühle für seine Tochter entwickelt, die er nun um alles in der Welt aus Stockholm und dem Mafiaumfeld herausholen und in Belgrad in Sicherheit bringen will.
Beim Showdown - der Ankunft und Übergabe der Drogen - geht dann alles schief, was nur schiefgehen kann. Jo rettet Jorge nochmals das Leben, schießt auf Mrado und landet im Gefängnis. Kahlgeschoren und mit verbitterter Miene sitzt er in der kahlen Zelle.
Trilogie geplant
Hier endet die Geschichte über die drei ungleichen Männer, geeint lediglich durch ihre problematische Kindheit und ihre Gier nach schnellem Geld, "Easy Money". Aber hier beginnt auch der zweite Teil der Geschichte, denn Jens Lapidus plant wie Stieg Larsson eine Trilogie. Durch die überaus gelungene und äußerst realistische Darbietung der Schauspieler, viele überraschende Wendungen, die berauschenden Kameraeinstellungen und gekonnt gesetzten Schnitte erzeugt "Easy Money - Spür die Angst" eine atemberaubende, zum Teil beklemmende Atmosphäre.
Und so darf man gespannt sein, wie es mit dem nicht mehr ganz so smart aussehenden Jo, dem überdrehten Jorge und dem Balkankrieger Mrado weitergeht. Eines ist aber schon sicher: Der Erfolg ist programmiert, egal, ob bei Buch oder Film!
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Quelle: ntv.de