Kino

"Es hat mich umgehauen" Eddie the Eagle will wieder springen

Mach's noch einmal, Eddie: Michael Edwards (bei der Premiere des Films "Eddie the Eagle - Alles ist möglich" am 20. März 2016 in München).

Mach's noch einmal, Eddie: Michael Edwards (bei der Premiere des Films "Eddie the Eagle - Alles ist möglich" am 20. März 2016 in München).

(Foto: imago/Future Image)

Im Kino kommt er gerade ganz groß raus: Skisprung-Exot Michael Edwards alias Eddie the Eagle. Im Interview mit n-tv.de verrät er nicht nur, was er von dem Film hält. Er berichtet auch von anderen hochfliegenden Plänen.

Vor 28 Jahren schrieb Michael Edwards Geschichte: Er ging als erster Skispringer für Großbritannien bei den Olympischen Spielen an den Start. Der sportliche Außenseiter wurde zwar Letzter, gewann jedoch mit seinem Kampfgeist die Herzen von Publikum und Medien. "Eddie the Eagle" war geboren.

Derzeit treibt sich Edwards wieder im Skigebiet rum.

Derzeit treibt sich Edwards wieder im Skigebiet rum.

(Foto: Christoph Stein)

Vor einigen Tagen startete der Film "Eddie the Eagle - Alles ist möglich" über den Ausnahmesportler der etwas anderen Art in den Kinos. Der "echte" Edwards ist unterdessen derzeit beim Musikfestival Snowbombing im österreichischen Mayrhofen auf der Piste anzutreffen, wo er seit Jahren regelmäßig mit britischen Fans Skifahren geht - und sich auch mal Gigs von The Prodigy oder Fatboy Slim anschaut, wie er im Interview mit n-tv.de erzählt. Und auch über seine neue Leidenschaft, das Jive-Tanzen, Furchtlosigkeit und seine Erinnerungen an Calgary hat der mittlerweile 52-Jährige mit uns gesprochen.   

n-tv.de: Sie planen angeblich ein Comeback. Wie konkret sind die Vorbereitungen?

Edwards: Ich bin im Januar das erste Mal seit 20 Jahren bei einer Benefizaktion wieder gesprungen, erst von der 60- und dann von der 90-Meter-Schanze. Ich würde gern versuchen, wieder an meine Weiten von 1997 zu kommen. Damals bin ich rund 80 Meter von der kleinen und 115 Meter von der großen Schanze gesprungen. Aber ich muss sehen, wie viel Zeit ich für das Training haben werde.

Sie sind also auch 28 Jahre nach Calgary so furchtlos wie damals?

Ja, es scheint so. Ich war selbst überrascht, dass ich es geschafft habe, von der 90-Meter-Schanze zu springen. Ich hatte vorher 20 oder 30 Sprünge von der 60-Meter-Schanze gemacht. Ich hatte vielleicht genauso viel Angst wie vor 20 Jahren, aber nicht mehr. Ich liebe es noch immer.

Wie haben Sie sich in den vergangenen Jahren fit und in Form gehalten?

So wurde Edwards einst zum Liebling der Fans.

So wurde Edwards einst zum Liebling der Fans.

Ich fahre noch immer Ski. Und ich tanze inzwischen viel Jive - drei bis vier Stunden an drei oder vier Abenden pro Woche. Das ist meine neue Leidenschaft. Vor rund zwei Jahren habe ich außerdem eine Scheidung durchgemacht und durch den Stress viel Gewicht verloren.

Sie haben sich zwei Mal den Schädel gebrochen. Hatten Sie nie Angst, sich das Genick zu brechen und zu sterben?

Nicht wirklich. Ich versuche, mein Leben nicht in Angst zu leben.

Warum waren Sie schon als kleiner Junge von dem Wunsch besessen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen?

Als Kind habe ich unheimlich gern Sport im Fernsehen geschaut. Ich fand es sehr cool, als Athlet so gut zu sein, dass man sein Land repräsentiert und für Großbritannien bei einem Wettkampf antritt.

Wenn Ihre beiden Töchter zu den Olympischen Spiele wollten, was würden Sie sagen?

Ich würde sie so gut ich kann unterstützen - bei allem, was sie tun wollen. Sie reiten beide sehr gern - wer weiß, was daraus wird. Aber ein olympiataugliches Pferd zu kaufen, ist sehr teuer.  

Die Olympischen Spiele in Calgary 1988 waren das Highlight seiner Karriere.

Die Olympischen Spiele in Calgary 1988 waren das Highlight seiner Karriere.

(Foto: imago/Sven Simon)

Sprechen wir über den Film über Sie: Welche Gefühle und Erinnerungen hat er in Ihnen geweckt?

Er hat mich umgehauen. Ich habe schon bei den ersten Szenen, die mich als Jungen und Heranwachsenden zeigen, geweint. Ich habe aber auch viel gelacht. Bei den Bildern des letzten Sprungs in Calgary kamen mir dann wieder Tränen. Am Anfang hatte ich die Befürchtung, dass sie einen Superhelden oder - schlimmer - einen Clown aus mir machen würden. Aber sie haben Herz und Seele meiner Geschichte eingefangen.

Wie viel ist Wahrheit und wie viel ist Fiktion?

Ungefähr 80 Prozent sind wahr. Aber die Darstellung meines Vaters stimmt absolut nicht: Er hatte nichts gegen meine Pläne. Es gab eine private Vorführung für meine Familie und Freunde, und ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, was mein Vater sagen würde. Aber auch er hat den Film geliebt.

Im Film haben Sie eine harte Zeit im olympischen Team: Hat es geschmerzt, der Außenseiter zu sein?

Nein. Es war mein Traum, es zu den Olympischen Spielen zu schaffen. Ich habe alles daran gesetzt, es jede Sekunde zu genießen. Es war mir egal, was meine Teamkollegen dachten und dass sie mich ignorierten. Ich hatte keine Zeit, über andere nachzudenken.

Als wäre er ein Adler ...

Als wäre er ein Adler ...

(Foto: imago sportfotodienst)

Beistand und Solidarität gab es dafür von anderen Nationen.

Ja, die Italiener gaben mir einen Helm und eine Brille, das westdeutsche Team einen Anzug, die Österreicher ein Paar Skier. Ich glaube, 80 Prozent der Skispringer hatten kein Problem mit mir.

Es gab ein anderes Außenseiterteam: die jamaikanischen Bobfahrer. Haben Sie sich ausgetauscht?

Ich habe sie ein paar Mal getroffen, die Bobbahn war direkt neben der Skischanze. Ich glaube, es hat den Spielen gut getan, dass wir da waren. Plötzlich ging es wieder nicht mehr nur um Medaillen und Geld, sondern ums Dabeisein. Wir waren dort, weil wir unseren Sport liebten. Wir haben den olympischen Gedanken verkörpert, der im Laufe der Jahre verloren gegangen war.

Was veränderte sich in Ihrem Leben nach Calgary am meisten?

Ich wurde von einem Verputzer, der 7.000 Pfund im Jahr verdiente, zu Eddie the Eagle, der 10.000 Pfund in der Stunde bekam. Ich reiste erster Klasse um die ganze Welt. Vor Calgary hatte mich nie eine Frau beachtet. Und plötzlich hatte ich Heiratsanträge in der Post.

Sie arbeiten inzwischen wieder als Maurer und Stuckateur.

Ja, aber dieses Jahr bin ich noch nicht viel dazu gekommen, ich war wegen des Films viel unterwegs und bisher nur vier Tage zuhause.

Mit Michael Edwards sprach Nadine Emmerich.

Quelle: ntv.de

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