Kino

"Agent Hamilton" James Bond ist jetzt Schwede

Was zählt, ist allein die Mission: Agent Hamilton bei der Arbeit.

Was zählt, ist allein die Mission: Agent Hamilton bei der Arbeit.

(Foto: Ascot Elite)

Schnieker Anzug? Schnelle Autos? Braucht er nicht. Heiße Frauen? Die hat Carl Hamilton. Und wie James Bond fliegen auch bei Schwedens Topagent Fäuste und Fetzen, wenn er sein Land und die Welt vor korrupten Politikern und einer mordenden Privatarmee schützen muss.

Machen wir uns nichts vor: Bond, James Bond, ist seit den 1960er Jahren der Inbegriff des Geheimagenten. Der weltweite phänomenale Erfolg der Filme nach den Büchern von Ian Fleming über den Spion ihrer Majestät ist ungebrochen. Im November erscheint der neue Film "Skyfall". Die Zeit bis dahin verkürzt "Agent Hamilton".

Der Name täuscht: Er ist kein Brite, er ist Schwede - und ein alter Hase im Agentengeschäft. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist Hamilton, Carl Hamilton, der eigentlich Carl Gustav Gilbert Graf Hamilton mit vollem Namen heißt, nun schon im Dienste der schwedischen Nation. Er ist ein Adliger mit linksradikaler Vergangenheit und sein Erschaffer, Jan Guillou, wurde durch diese "Coq Rouge"-Reihe zum meistgelesenen Thriller-Autoren seines Landes. In Deutschland sind die Bücher mittlerweile meist vergriffen. Aber es gibt ja zum Glück den Film.

Terror, Korruption, Verschwörung

Die Ähnlichkeit des Hamilton-Darstellers Mikael Persbrandt mit "007" Daniel Craig ist nicht von der Hand zu weisen.

Die Ähnlichkeit des Hamilton-Darstellers Mikael Persbrandt mit "007" Daniel Craig ist nicht von der Hand zu weisen.

(Foto: Ascot Elite)

Von der adligen und linksradikalen Vergangenheit Hamiltons ist darin nichts mehr vorhanden. Dafür geht der kühle Top-Agent, gespielt von Mikael Persbrandt ("Kommissar Beck", demnächst in "The Hobbit") gleich in die Vollen: Undercover hat er monatelang einen russischen Waffenschieberring, angeführt von Europas meistgesuchtem Waffenschmuggler, infiltriert. Als dieser GPS-gestützte schwedische Hightech-Granaten vom Typ Skyshadow verscherbeln will, scheint Hamiltons Stunde gekommen. Doch urplötzlich steht eine zweite Gruppe auf dem Plan - bis unter die Zähne bewaffnet und hochprofessionell kommt sie Hamilton zuvor. Der Agent ist der einzige Überlebende des Massakers, das die Unbekannten veranstalten.

Wieder in Schweden, versucht Hamilton wieder ins normale Leben zurückzukehren. Dass er bei dem zurückliegenden Einsatz fast draufgegangen wäre, macht ihm sichtlich zu schaffen. Er kehrt zu seiner Freundin Maria (Fanny Risberg) zurück, die er vor Monaten Hals über Kopf verlassen hat, und legt ihr den Grund für sein plötzliches Verschwinden offen: seine Vergangenheit und seinen Beruf ("Du bist ein Spion?" "Ich bin Nachrichtendienst-Offizier"). Kurz darauf ist Maria tot.

"Agent Hamilton" ist bei Ascot Elite auf DVD und Blu-ray erschienen.

"Agent Hamilton" ist bei Ascot Elite auf DVD und Blu-ray erschienen.

(Foto: Ascot Elite)

Hamilton hat sie umgebracht. Eiskalt. Die Kehle durchgeschnitten. Es war ein Versehen, ein Verteidigungsreflex. Sie hatte ihn in der Nacht, als er schlief, überrascht. Hamiltons Hand war schneller als sein Geist. Er ist eben, was er ist und das lässt kein normales Leben zu.

Hamilton säubert den Tatort. Sein Chef weiß Bescheid und schickt ihn wieder zurück an Arbeit - aus Therapiezwecken gewissermaßen und auch, um ihn Schweden aus der Schusslinie zu nehmen, denn eine junge, ehrgeizige Kommissarin (Pernilla August; "Star Wars - Episode I/II") nimmt sich des Mordfalls an. Es dauert nicht lange und sie findet erste Unstimmigkeiten.

Hamilton will sich stellen. Aber sein Chef lässt ihn nicht. Er hat eine Sonderstellung in Schweden. Hamiltons Wohl ist gleichgesetzt mit dem des Landes. Deshalb soll er die Kommissarin weiter ermitteln lassen und sich stattdessen der verschwundenen Skyshadows widmen und sie finden, denn sie sind bereits im Einsatz. Ein somalischer Exilpolitiker samt Familie wurde damit getötet.

Typisch Söldner: erst schießen, dann Fragen stellen.

Typisch Söldner: erst schießen, dann Fragen stellen.

(Foto: Ascot Elite)

Die Spur führt Hamilton zu einer internationalen Söldnertruppe mit dem Anführer Rob Hart (Jason Flemyng; "Snatch", "Layer Cake"). Hamilton deckt über ihn Verbindungen zur Waffenindustrie, zu Geheimdiensten und zu politischen Machthabern rund um den Erdball auf. Die Söldner und die Strippenzieher im Hintergrund versuchen alles, um unentdeckt zu bleiben und ihre Spuren zu verwischen. Dabei schrecken sie auch nicht vor einem Anschlag auf die schwedische Ministerpräsidentin zurück, wie Hamilton herausfindet. Gemeinsam mit einer alten Weggefährtin, der palästinensischen Agentin Mouna (Saba Mubarak) versucht er, den Söldnern das Handwerk zu legen und die Verschwörung publik zu machen. Keine einfache Aufgabe, wenn in den eigenen Reihen ein Verräter steckt …

Wer braucht da noch James Bond?

Mixed Martial Arts kann Agent Hamilton aus dem Eff Eff.

Mixed Martial Arts kann Agent Hamilton aus dem Eff Eff.

(Foto: Ascot Elite)

Wow! Das Schweden nicht nur das Land der Elche ist und es hervorragende Thriller sowohl in Buchform als auch auf der Leinwand zustande bringt, weiß man spätestens seit Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie. Die dänische Regisseurin Kathrine Windfeld ("Wallander") hat sich die "Coq Rouge"-Bestseller von Jan Guillou geschnappt und daraus einen erstklassigen Agententhriller gedreht. Er ist spannend, temporeich und zum Teil knallhart inszeniert. Die FSK-18-Einstufung erscheint etwas hochgegriffen, aber bei den Kampfszenen Mann gegen Mann in Nahaufnahme ist sie für schwache Gemüter nachvollziehbar. Als Werbung funktioniert sie obendrein.

Was den Film neben der topaktuellen und ernsten Story sehenswert macht, sind die Figuren. Vor allem Hamilton überzeugt trotz der gezeigten Coolness mit Tiefgang. Der Agent verzichtet auf den sonst so obligatorischen Anzug, das schnelle Auto (zugegeben, ein Saab hätte ihm gut zu Gesicht gestanden) und die technischen Schnickschnacks eines "Q". Er zieht eher das legere Outfit und den dreckigen Nahkampf vor. Extra dafür nahm Hamilton-Darsteller Persbrandt Unterricht bei den Navy SEALS und der schwedischen Eliteeinheit SSG. Auch das ein Pluspunkt des Films.

Zudem können sich die Bilder und Kamerafahrten sehen lassen. Der Zuschauer geht während des Films - typisch Bond - auf halbe Weltreise: Somalia, Djibouti, Jordanien, Libanon, Afghanistan, Schweden. Was will man mehr? Als Bond-Fan vielleicht noch die eine oder andere gutaussehende Frau. Mehr als ein Küsschen ist bei Agent Hamilton (außer bei seiner Freundin Maria) nämlich nicht drin. Da kommt dann doch der bodenständige Schwede durch. Auch humoristisch hat Bond dem alten Schweden einiges voraus. Aber geschenkt.

Ansonsten ist "Agent Hamilton - Im Interesse der Nation" ein waschechter Agententhriller in James-Bond-Manier - nur halt nicht mit dem Geheimagenten ihrer Majestät, sondern mit einem schwedischen Nachrichtendienst-Offizier. Dem Erfolg ist das nicht abträglich: In Schweden ist der Streifen innerhalb weniger Wochen zu einem der erfolgreichsten Kinofilme aller Zeiten geworden. Ein zweiter Teil - ebenfalls mit Persbrandt - läuft derzeit in den schwedischen Kinos. Ein dritter Teil ist geplant.      

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Quelle: ntv.de

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