Klassik ohne Noten McCartney träumt vom Ozean
13.11.2011, 11:18 Uhr
Kann auch Klassik: Paul McCartney.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zwar hat er seit 1983 keine Nummer 1 mehr gelandet. Doch Paul McCartney ist ein Genie. Das beweist er auch wieder mit seinem neusten Album. In einem Ballettstück empfindet der Musiker eine Unterwasserreise nach, ohne überhaupt Noten lesen zu können.
Mit seinem neuesten Oeuvre beweist Paul McCartney abermals, dass er eines der seltenen musikalischen Universalgenies ist. Sicher: Seit der Single "Pipes Of Peace" von 1983 hat der einstige Bassist der Beatles keine Nummer 1 mehr in den Charts gehabt. Aber fast alle – oder: etwas zurückhaltender – eine ganze Reihe seiner Kompositionen, ob im Zusammenarbeit mit John Lennon, Denny Laine oder solo, haben einen nachhaltigen Einfluss auf die Musikgeschichte ausgeübt.

London Classical Orchestra: "Paul McCartney's Ocean's Kingdom" erscheint bei MPL Decca Universal.
"Ocean's Kingdom" könnte künftig dazugehören. Ein Ballettstück, bestehend aus vier Sätzen, appelliert an die Menschheit, die Ozeane sauber zu halten. Die Helden: Honorata und ihr Vater, König Ozean sowie Prinz Stone, der Erdling, und sein Bruder, König Terra. Der dem Werk namensgebende erste Satz lässt förmlich eine Unterwasserreise nachempfinden. Leichtfüßig, sieht man, so man die Augen schließt, die Fischschwärme und Korallenriffs, die Wale, Haie, Delphine. Dazwischen mischen sich Töne, welche die Bedrohung der in ihrer Existenz gefährdeten Spezies durch profitsüchtige Erdölkonzerne widerspiegeln.
Erinnerungen an "Der Weiße Hai"
Manchmal fühlt sich der Zuhörer an die Filmmusik vom "Weißen Hai" erinnert. Oder an Maurice Ravel, Benny Goodman, Claude Debussy und Alexander Porfirjewitsch Borodin. Leonard Bernstein klingt durch. Dies ist beileibe nicht böse gemeint. Es zeigt nur, dass alle Musik in irgendeiner Form an bereits Dagewesenes anknüpft.
Der zweite Satz mit dem Namen "Hall Of Dance" ist ein beschwingtes, dann wieder nachdenkliches Stück Musik. Der dritte Satz "Imprisonment" ist düster, man spürt das submarine Gefängnis. "Moonrise", der vierte und letzte Satz, gibt in seiner Fröhlichkeit Hoffnung, dass doch noch alles besser wird.
Die gute, alte BBC meint, wenn "Ocean's Dream" ein Fisch wäre, dann müsste es eine Flunder sein. Flach, aber wohlschmeckend? Nein, "Ocean's Dream" ist ein traumhaftes Ballett- und Orchesterwerk. Der Wunsch: Eine möglichst rasche Aufführung des Stücks in deutschen Landen, auch durch das New Yorker City Ballett in den bunten Kostümen von Pauls Tochter Stella. Und wer noch einmal über Paul McCartneys klassische Fähigkeiten meckert, dem sei gesagt: Der Mann kann bis auf den Tag keine Noten lesen. Ein Genie eben.
Quelle: ntv.de