Kino

Zu Fuß durch die Wüste Mia Wasikowska hinterlässt "Spuren"

Der Trip ihres Lebens: Mia Wasikowska als Robyn Davidson in "Spuren".

Der Trip ihres Lebens: Mia Wasikowska als Robyn Davidson in "Spuren".

(Foto: dpa)

Eine Frau: jung, hübsch, unauffällig - bis sie Familie und Freunden erzählt, nur von Kamelen und ihrem Hund begleitet durch die australische Wüste laufen zu wollen. Warum? Davon erzählt ein fantastischer Film. n-tv.de hat Darstellerin Mia Wasikowska getroffen.

Die Bilder sind großartig, die Geschichte ist wahr, und die Schauspielerin verkörpert die Rolle der Abenteurerin authentisch: 1975 kommt die junge Robyn Davidson (Mia Wasikowska) mit einem verrückten Traum nach Alice Springs: Sie will zu Fuß die australische Wüste bis zum Indischen Ozean durchqueren - eine lebensfeindliche Wildnis, begleitet nur von vier störrischen Kamelen und ihrem geliebten Hund. Ihre Freunde und Eltern können Robyn ebenso wenig zurückhalten wie die vielen Widrigkeiten, die mit ihrem Plan verbunden sind.

Als sie nach langer Vorbereitung plötzlich mit leeren Händen dasteht, macht Robyn einen Deal mit dem Fotografen Rick Smolan (Adam Driver), der für das Magazin "National Geographic" arbeitet: Er finanziert ihre Reise und darf sie dafür fotografieren. Fern der Zivilisation erkennt Robyn langsam, was sie wirklich zum Glücklichsein braucht. Doch nicht nur die Fototermine mit Smolan stören ihr neu gewonnenes Gleichgewicht. Je länger die Reise dauert, desto öfter gerät Robyn in lebensgefährliche Situationen - und manchmal ist sie dann doch ganz froh über den Fotografen, der wie aus dem Nichts auftaucht und sie abwechselnd nervt oder tröstet.

Wir haben Mia Wasikowska in London getroffen und mit einer unglaublich ernsthaften, bescheidenen jungen Frau gesprochen, für die diese Rolle bisher der Trip ihres Lebens war.

n-tv.de: Ich habe den Film gerade gesehen und bin sehr beeindruckt. Was für tolle Bilder, was für eine großartige Geschichte, man kann sich kaum vorstellen, dass sie wirklich wahr ist.

Mia Wasikowska: (lächelt) Ja, das habe ich am Anfang auch gedacht.

Ich habe heute gedacht, meine Güte, für ein Interview fliege ich extra nach London, ist das nicht ein ganz schöner Aufriss?

(lacht)

Kamele sind eigentlich wie Hunde ... Männer nicht!

Kamele sind eigentlich wie Hunde ... Männer nicht!

(Foto: dpa)

Aber - es hat sich erstens gelohnt den Film zu sehen und zweitens: nach dem ich ihn gesehen habe, habe ich zum Reisen an sich eine ganz andere Einstellung.

(lacht)

Kannst du dir erklären, nachdem du nun die wahre Robyn gespielt hast, woher dieser Wunsch nach einer solchen Extrem-Erfahrung kam? Warum wollte sie unbedingt so lange allein sein, und so fern von allen Menschen, die ihr etwas bedeuten?

Ich denke, es gibt so viele Wege, derjenige zu werden, der man sein will. Ich glaube, für Robyn war das ein Weg, sich selbst zu testen. Sie wollte einfach wissen, ob die Umgebung, in dem Fall die Wüste, von ihr Besitz ergreift oder ob sie sie sich Untertan machen kann. Es ist einTest, denke ich. Und ich verstehe übrigens den Wunsch danach, sich von der Gesellschaft zu entfernen und sich an einen Ort zu begeben, wo man allein mit sich ist. Wo man alles vereinfachen kann, sich nur auf das konzentriert, was in dem Moment wirklich wichtig ist. Man isst, oder man trinkt, man baut sein Zelt auf oder man läuft. Fertig, weiter nichts. Das ist befreiend. (lacht)

Kommt dieses Bedürfnis immer dann besonders in dir auf, wenn du zum Beispiel viel Trubel hattest, wie eine Filmpremiere mit vielen Menschen, einer Menge Fragen und Partys?

Ja, nach solchen Phasen habe ich schon den Wunsch nach Ruhe. Gerade diese Dreharbeiten aber waren für mich wie "nach Hause kommen", denn ich stamme ja aus Sydney, genauer gesagt aus Canberra, was im Süden von Sydney liegt.

Bist du in der Stadt aufgewachsen oder auf dem Land?

Schon in der Stadt, aber wir waren irgendwie immer frei und meine Familie hat viel in der freien Natur gecampt, wenn wir frei hatten. Deswegen ist mir das Gefühl, das Robyn hat, nicht ganz fremd. Die Wüste kenne ich nicht so gut, wir waren eher im Busch, aber das war immer wunderbar. Drei, vier Wochen totale Freiheit, keine Dusche, nur der Ozean oder ein See, kochen am Lagerfeuer, das ist wirklich sehr basic gewesen. (lacht) Es war immer sehr simpel in unseren Urlauben, aber daher konnten wir dann den Luxus, den unser normales Leben geboten hat, sehr genießen. Man wird sehr dankbar, schon als Kind.

Wussten die Produzenten von deinen Erfahrungen?

Mhh, ich weiß es nicht, keine Ahnung. Aber ich konnte mich sehr schnell einfügen in die Rolle.

Du hast ihr Buch gelesen, nehm' ich an ...

Mia Wasikowska mag Kostümfilme - und die Einsamkeit nach dem Trubel.

Mia Wasikowska mag Kostümfilme - und die Einsamkeit nach dem Trubel.

Ja, natürlich.

Und hast du sie getroffen?

Ja. Ich war sehr nervös, weil es ja hätte sein können, dass sie mich unpassend findet, ihre Rolle zu verkörpern. Aber sie war sehr warmherzig und freundlich und fand das Projekt großartig. Sie hatte die Gabe, das alles abstrakt zu betrachten, denn bereits ihr Buch ist ja ein Abstrakt ihrer wirklichen Reise, also war sie ganz entspannt.

Fand sie die Idee einer Verfilmung gut?

Oh, ich denke, dass es die Idee, dieses Buch zu verfilmen schon gab, als ich noch nicht geboren war (lacht) (Anm.: Mia Wasikowska ist 24 Jahre alt) ... Für sie war der wichtigste Aspekt, dass der Film in Australien gedreht wird, nirgendwo anders, und eine australische Produktion sollte es sein.

Das heißt, sie ist jetzt so um die sechzig Jahre alt, und als sie diese Reise gemacht hat, war sie in ihren Zwanzigern.

Ja.

Ich muss das Buch lesen.

Oh ja, und Ihre Töchter auch (lacht).

Unbedingt, basic travelling ...

(lacht)

Weißt du, was aus der Geschichte zwischen dem Fotografen und ihr geworden ist?

Oh ja, sie sind gute Freunde geblieben, sie ist nach London gezogen, hat hier das Buch geschrieben, sie hat auch eine Weile in Indien gelebt, ich denke, sie ist noch immer eine Art Nomadin.

Die Filme, die eine wahre Geschichte erzählen, sind die besten Geschichten, denke ich.

Ja, das glaube ich auch. Manchmal würde man es kaum glauben, dass eine Story stimmen kann, wenn man nicht wüsste, dass sie wahr ist.

Hast du eigentlich einen Hund?

Nein, leider nicht, noch nie gehabt. Wir durften als Kind keinen haben, aber ich wollte immer.

Was war die größte Herausforderung beim Drehen?

Es war tatsächlich, neben der Hitze, der permanente Wind. Das macht einen nach einer Weile wahnsinnig. Es war sowohl körperlich als auch emotional anstrengend, obwohl man ja das ganze Filmteam um sich herum hat. Aber trotzdem ... (lächelt)

Hast du nach dem Dreh ihre Reise und das Bedürfnis danch besser verstanden?

Ja. Ich habe mich ihr beim Lesen des Scripts schon sehr nahe gefühlt, aber nach den Dreharbeiten war ich wie ein bisschen besessen von der Rolle. Ich wollte die Rolle beschützen (lacht).

Wie war das Drehen mit den Kamelen? Ihr seid euch ja recht nahe gewesen.

Das war schon eine große Herausforderung. Kamele sind riesig, sie sind sehr laut, geben merkwürdige Geräusche von sich. Aber wenn man sie ein bisschen besser kennen lernt, dann sind wie ein Hund. Das waren sehr nette Kamel, mit denen ich gedreht habe (lacht), sie sind total lustig und neugierig. Diese Kamele waren ja auch kastriert und trainiert, das war also keine so große Sache (lacht)

Trotzdem, die sind riesig und stark, haben ein Quadratschädel und ein Mega-Gebiss.

(lacht) Aber es war nicht schlimm!

Was macht ein Kamel, wenn es einen nicht leiden kann?

Weiß ich nicht, ich denke es ist wie bei Pferden, die könnten auch beißen, tun es aber nicht. Außer, man ärgert sie gewaltig.

Was ist die größere Herausforderung, die Arbeit mit den Tieren oder in der Natur zu drehen?

Ich denke, die Natur. Ganz klar. Die Tiere waren zahm, die Natur kannst du nicht beeinflussen. Sie macht, was sie will. Allein das Wetter ist unabsehbar.

Mia im Wunderland? Naja, zumindest am Hofe der britischen Königin, meeting Camilla and Charles.

Mia im Wunderland? Naja, zumindest am Hofe der britischen Königin, meeting Camilla and Charles.

(Foto: REUTERS)

Hast du dich sehr vorbereitet?

Nein, ich bin eher in die Rolle eingetaucht, ich wollte mich selbst nicht zu sehr festlegen vor dem Dreh.

"Eine normale Person ist durchaus imstande, alles zu tun", sagt Robyn. Denkst du das auch?

Ja, absolut. Man muss ein Ziel haben, und an Robyn bewundere ich, dass sie macht, was sie sagt, sie quatscht nicht nur. Selbst wenn es total verrückt klingt, zieht sie ihr Ding durch.

Du bist noch sehr jung und ein Shooting-Star mit einem Wahnsinns-Erfolg. Die Leute kennen dich vor allem an der Seite von Johnny Depp in "Alice im Wunderland", wird es da bald eine Fortsetzung geben?

Es gibt Pläne, wahrscheinlich. (lacht)

Wie schaffst du es, so geerdet zu wirken?

Das beste für mich ist, dem ganzen Trubel immer wieder zu entfliehen und nach Australien zu gehen, dann hebt man nicht ab. Das ist sehr gesund. Aber ich weiß auch, dass das großer Luxus ist, ich kann arbeiten und mich dem dann wieder entziehen. Das können nicht alle.

Ist Australien am Ende der Welt?

(lacht) Ja, irgendwie schon, es ist jedenfalls ganz anders als in Los Angeles, wo man der Filmindustrie rund um die Uhr ausgesetzt wäre. Und den Australiern ist das auch herzlich egal, ob ich eine Hollywood-Schauspielerin bin (lacht).

Wirst du auf der Straße erkannt?

Oh nein, zum Glück nicht!  

Das Thema der Aborigines wird in dem Film sehr einfühlsam behandelt. Das war ja nicht immer so ...

Ja, das ist ein schwieriges Thema. Das sind wundervolle Leute, und ich habe mich gefreut, mit einigen zusammenzuarbeiten ...

Ist denn zwischen der Zeit, zu der Robyn tatsächlich durch die Wüste gegangen ist und jetzt, wo der Film gedreht wurde, etwas passiert?

Oh ja, ich denke schon. Es wird auf die Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht, das Bewusstsein ist viel größer. Ich glaube, ich hoffe, dass sie inzwischen mehr Rechte habe. Es gibt inzwischen einige, die Erfolg haben und als Vorbild für andere gelten, was vor 40 Jahren wohl noch überhaupt nicht möglich war. Aber wie manche leben, auch noch in der Wüste, wird mir immer ein Mysterium bleiben.

Insgesamt kann man durch diesen Film sehr viel lernen und kennenlernen, danke dafür!

Oh, sehr gerne.

Mit Mia Wasikowska sprach Sabine Oelmann

Der Film "Spuren" nach einer wahren Geschichte von Robyn Davidson startet am 10. April 2014 in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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