Sci-Fi-Serie "Continuum" Mit dem Nerd durch die Beta-Matrix
08.07.2013, 11:37 Uhr
Arnold in sexy: Rachel Nichols als Kiera Cameron.
(Foto: VOX/Palatin Media/GK-Films/Kharen Hill)
Bei Vox startet die zehnteilige erste Staffel des kanadischen Publikumserfolges "Continuum". Sexy Polizistin Kiera schlägt sich auf der Suche nach Terroristen und ihrer eigenen Zukunft durch die Vergangenheit. Die zweite Staffel steht bereits in den Startlöchern.
Eine weitere Science-Fiction-Serie flimmert über die deutschen Bildschirme und sie hat wieder mal etwas mit Zeitreisen zu tun. Klingt abgelutscht? Ist es auch. Doch es gibt einige gute Gründe, trotzdem einzuschalten.
"Continuum" beginnt im Vancouver der Zukunft. Man schreibt das Jahr 2077. Die Welt, wie wir sie kennen, ist passé. Es gibt keine regulären Regierungen mehr, längst dirigieren mächtige Konzerne die Geschicke der Menschheit (tun wir mal so, als wäre das in unserer Gegenwart anders). "Tempora"-Überwachungs-Programme, über die wir uns aktuell echauffieren, sind im Jahre 2077 vollkommen normal. Wer im Überwachungsstaat aufmuckt oder auch nur ein bisschen nicht spurt, wird reglementiert, gemaßregelt, unschädlich gemacht. Dieses Los soll auch einer kleinen Gruppe von Widerstandskämpfern blühen.
"Liber8" - so der Name der Cyber-Terroristen-Gruppe - wagt es, gegen die Konzernführung aufzubegehren, indem sie halbe Stadtviertel in Schutt und Asche legt. Die Terroristen sind schnell verhaftet und ebenso schnell zum Tode verurteilt. Der Zuschauer erfährt erst einmal nicht, warum die Bösen böse sind, ob sie es sind, weil die Mächtigen das so gesagt haben oder weil sie ihre guten Absichten mit bösen Taten durchsetzen wollen. Unmittelbar vor dem Vollzug der Exekution werden sie jedoch, zusammen mit der anwesenden Polizistin Kiera Cameron, zurück in die Vergangenheit - sprich: in unsere Gegenwart - katapultiert. Hört sich diffus an? Nicht doch!
Der Terminator findet seine Akkus nicht
Kiera Cameron (gespielt von Rachel Nichols), optisch eine Mischung aus Lara Croft und "Bones" - die Knochenjägerin, ist im Vancouver der Zukunft Mutter, glückliche Ehefrau und Elite-Polizistin. Im Jahre 2077 heißen Polizisten aber nicht mehr nur schnöde Polizisten, sondern "Protektoren". "Protektor Miller" - da werden sich die Polizisten unserer Urenkel aber freuen! Nichts mehr mit: "Jawohl, Hauptwachtmeister Müller."

So sehen Polizisten bzw. Protektoren in der Zukunft aus.
(Foto: VOX/Palatin Media/GK-Films/Kharen Hill)
"Protektor" Kiera erinnert anfangs etwas an Ridley Scotts "Blade Runner", nur ohne Harrison Fords Coolness und ohne den philosophischen Unterton. Sie ist aber auch ein menschliches Pendant des "Terminators" - Arnold in sexy sozusagen! - und mit allerlei Hightech und jeder Menge Biotechnologie gepimpt. Ihr Gehirn ist visuell und akustisch permanent mit der Cop-Future-Zentrale verbunden. Handy? Also, bitte! Direkt in ihre Augen wurde ein Display, inklusive Suchmodus und Datenabfrage, implantiert. Brille oder Augenlaser sind Relikte aus längst vergangenen Zeiten (Optiker können einpacken).
Für die Uniform der engagierten Time-Cop-Lady würden auch erfahrene Streifenpolizisten zu Kleinkriminellen werden. Von wegen langweiliges Einheitsblau! Das Schutzstöffchen kann nämlich nicht nur die Farbe - wie ein Chamäleon - an seine Umwelt anpassen, sondern ist auch kugelsicher, hat integrierte Bildschirme und schmiegt sich wie eine zweite Haut an seinen Träger. Aber das Highlight des genialen Dienst-Dresses: Er verleiht die Fähigkeit, dem Feind stets einen Schritt voraus und somit von Vornherein überlegen zu sein. Indem man einfach unsichtbar wird. Wenn's drauf ankommt. Oder mal wieder sein muss. Auch hier lässt Arnolds "Predator" grüßen.
Genialer Dienst-Dress versus Logiklöcher
Diese wunderbaren Äußerlichkeiten machen auch wett, dass man anfangs bei den Zeitsprüngen nicht sofort durchsieht. Tatsächlich dauert es einen Moment, bis man begriffen hat, dass heute morgen nicht mehr nur nicht up to date ist, sondern tatsächlich mehr als überholt. Von gestern zu sein, bedeutet in "Continuum" nicht einfach nur, dass man an alten Werten festhält oder auf Klamotten aus den Siebzigern steht, von gestern zu sein heißt, dass man noch viel älter ist als Old School!
Autos? Ach, herrje! Protektor Kiera hat keinen blassen Schimmer, wie man die Dinger in Bewegung setzt. Schlimmer noch: Sie weiß nicht einmal genau, was ein Auto überhaupt für einen Zweck erfüllen soll. Nichtsdestotrotz steckt das Autofahren doch irgendwie in ihren Genen und sie arrangiert sich auf dem müden Asphalt der Gegenwart.
Schließlich ist die toughe Cameron nicht aus Spaß im Jahre 2012 gelandet, sondern weil sie zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen ist - der Hinrichtung der zum Tode verurteilten Terroristen. Und auch im Hier und Jetzt hat sie nur ein Ziel: die Verbrecher der Zukunft unschädlich zu machen. Es ist der Beginn einer spannenden Verbrecherjagd, ganz im Stile von "24", nur mit dem kleinen Unterschied, dass bei Jack Bauer die Terroristen schon nach der ersten Folge ihre Lektion in Demut erhalten.
Quer durchs Sci-Fi-Genre
Die Kämpfe der Terrorristen, wenn sie nicht gerade ein Gebäude in die Luft sprengen oder einen Cop töten, versuchen die Natur der "Matrix"-Kämpfe einzufangen. Jedoch erreichen sie nicht im Ansatz den Stil der Wachowski-Geschwister. Und es wirkt auch arg konstruiert, wenn Kiera, die gerade über 60 Jahre in der Zeit zurückgereist ist, sofort einen Kumpel hat, der sie mit Rat und Tat unterstützt. Der omnipräsente Freund aus dem Off ist sogar da, wenn sie ihn gar nicht braucht. Alec Sadler (gespielt von Erik Knudsen) gelingt es, sich mit seiner gerade fertiggestellten Technik direkt in Kieras Kopf zu schalten. Sadler hat in beiden Zeitebenen eine tragende Rolle. Der Schauspieler, der Nerd Alec in der Zukunft verkörpert, dürfte eingefleischten Science-Fiction-Fans als "Krebskandidat" bekannt sein. Es ist William Bruce Davis, "Der Raucher" aus "Akte X".
Mit Anspielungen auf das Genre der Zeitreise-Filme und -Serien ist "Continuum" natürlich nur so gespickt. Das ist auf der einen Seite gar nicht zu vermeiden, dürfte seitens der Macher aber auch so gewollt sein. Nicht umsonst trägt die durch die Zeit reisende Polizistin Kiera denselben Nachnamen wie James Cameron, jenem Regisseur, der mit seinen ersten beiden Terminator-Filmen das Thema Zeitreise auf ein ganz neues Action-Niveau gehoben hat.
Design und Optik des Vancouver der Zukunft erinnern stark an die Kolonien aus den ebenfalls aus Kanada stammenden Science-Fiction-Serien "Battlestar Galactica" und ihrem leider nicht so erfolgreichen Prequel "Caprica".
Science-Fiction-Fans können ohne Bedenken den Vox-Button auf der Fernbedienung drücken, alle anderen sollten der Pilotfolge eine Chance geben. Für die Herren ist Kiera der optische Blickfang, aber auch weibliche Sci-Fi-Fans kommen auf ihre Kosten. Kaum ist die hübsche Protektorin in unseren zeitlichen Breitengraden angekommen, steht ihr auch schon ein rehäugiger Polizisten-Beau zur Seite. Hat die ein Glück!
"Continuum" ist ab dem 8. Juli 2013 jeden Montag um 22.15 Uhr auf Vox zu sehen
Quelle: ntv.de