"Irgendwas mit Medien" Palina Rojinski, die Frau für alle Fälle
25.10.2013, 11:15 Uhr
Wenn's Preise regnet, kann es schon mal sein, dass sie weinen muss.
(Foto: imago stock&people)
Tucholsky, ernste Rollen, Literatur, Meteorologie - keine Frage, das alles stellt kein Problem für die 27-Jährige dar. Mehr Sorgen bereiten ihr die Nachrichten aus ihrer Heimat Russland, aber wenn man so eine positive Einstellung zum Leben hat wie Palina Rojinski, dann kriegt man alles hin, wie n-tv.de im Interview mit der Universal-Frau feststellen durfte.
Erfreulicherweise macht "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2" genau da weiter, wo der erste Teil aufgehört hat: Erfinder Flint Lockwood dachte, er hätte die Welt gerettet, als er seine berühmteste Erfindung zerstörte - eine Maschine, die Wasser in Essen verwandelte und dadurch Cheeseburger-Regen und Spaghetti-Tornados verursachte. Doch Flint muss schnell feststellen, dass seine Erfindung überlebt hat und nun aus Essen lebende Tiere erschafft - sogenannte "Naschtiere"! Er wird daher gemeinsam mit Reporterin Sam Sparks (Palina Rojinski) und ihren Freunden auf eine ebenso delikate wie gefährliche Mission geschickt: Sie müssen hungrige Tacodile, Shrimpansen, Nilpfertoffeln, Frittantulas und andere Naschtiere bekämpfen, um die Welt zu retten. Über Futter, Filme und andere Fisimatenten haben wir mit der Sprecherin von Sam Sparks, Palina Rojinski, gesprochen.
n-tv.de: Wie hast du die Rolle bekommen?
Palina Rojinsky: Sehr spannend (lacht) ich wurde gefragt! Echt, man hat mich einfach angesprochen. Aber ich musste auch noch zum Casting, um mal zu testen, ob ich das überhaupt kann.
Es ist doch irre schwer, genau auf den Punkt zu sprechen, oder? Genau die Lippenbewegungen, sei es nun von einem Menschen oder einer animierten oder Trick-Figur, zu treffen.
Ja, vor diesem Punkt hatte ich auch Angst, und hab‘ mich schon gefragt, ob ich die Vokale und Konsonanten richtig hinbekomme. Wenn du auf ein Aaaa oder ein Ooooo ein M sprichst, sieht das ja blöd aus. So eine Figur ist ja dermaßen ausgearbeitet, aber die Cutter sind eben auch gut (lacht). Der erste Tag war ganz schön anstrengend, ich hatte wirklich Muskelkater im Hals, weil ich meine ganze Energie zum Spielen auf meine Stimmbänder konzentriert habe. Ich weiß, im besten Fall unterstützt einen das Zwerchfell, aber das klappt eben nicht immer (lacht)! Ich bin ja keine professionelle Synchronsprecherin. Das ist ein ganz schön anspruchsvoller Job.
Und wie findest du es, dich zu hören?
Ich hab's noch nicht gehört, es graut mich ein bisschen, meine eigene Stimme zu hören. (lacht) Man hat wahrscheinlich ein ganz anderes Bild von sich.
Im ersten Teil warst du nicht dabei, oder?
Nee, leider nicht.
Fühlst du dich deiner Sam Sparks verbunden?
Ja, ich glaube, das Wichtigste ist, dass man die Rolle mag. Egal, ob Bösewicht, Idiot oder eine Meteorologin … Die ist ja einfach zu mögen, weil sie so liebenswert und süß ist und wie ein Fels in der Brandung zu ihrem irren Erfinder hält. Der Flint Lockwood ist ja ein Chaot und hat nur Erfindungen im Kopf, und sie bietet ihm Halt, das ist doch total süß. Die Ideen von ihm sind auch cool. Die Welt soll keinen Hunger mehr leiden, deswegen baut er eine Maschine, die aus Sauerstoff Lebensmittel machen kann. Als ihm das ganze Ding dann entgleitet, muss sie ihn wieder unter Kontrolle bringen. Ohne dass sie ein Kontrollfreak ist, sie ist einfach nur herzlich. Sie findet Freundschaft wichtig - und natürlich ist sie auch ein bisschen verknallt in Flint. Und er in sie! Gemeinsam retten sie die Welt!! (lacht)
Ist das die ideale Mann-Frau-Kombination?
Die ergänzen sich ganz gut, ja. Da gibt es so eine süße Szene, wo sie über ein Eigenheim nachdenken, wo sie sich ihre Zukunft ausmalen, das ist niedlich.
Der Film ist ja sehr unterhaltsam, aber auch sehr lehrreich. Wie haben die Macher es geschafft, die Kurve zu kriegen?

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(Foto: picture alliance / dpa)
Ich glaub‘, die betreiben da ehrlich sehr gute Kinderpädagogik. Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe und sich mir diese fantastische Welt geöffnet hat von lustigen Lebensmitteln und Leuten, die für etwas kämpfen, da war ich ganz begeistert. Shrimpansen, die Flamangos, die Nilpfertoffeln …. (lacht) Die sind soooo süüüüüß! Das so hinzukriegen, als Tier und Lebensmittel, ist so cool, und es ist auf sehr sympathische Weise die Message untergebracht worden, dass es um Freundschaft geht, dass man seinen wahren Freunden vertrauen sollte und dass man sich und seinen Ideen keine Grenzen setzt. Wenn man eine Idee hat, dann sollte man dran arbeiten, und dann kommt schon was Tolles dabei raus.
Was machst du denn so, um die Welt zu retten?
Ich versuche, weniger Fleisch zu essen, mit der Umwelt bewusster umzugehen, ich spende für Obdachlose und die Organisation "One Warm Winter", die Organisation gibt es seit drei Jahren. Ja, ich engagiere mich gerne für gute Sachen.
Du bist ein Multitalent – DJane, Moderatorin, Schauspielerin, jetzt auch Synchronsprecherin – als was empfindest du dich am meisten?
Irgendwas mit Medien … (lacht) Schauspiel gehört dazu, auch beim Moderieren. Für "Circus Halligalli" drehen wir so viele Einspieler, die ja auch eine schauspielerische Note verlangen, und Auflegen gehört definitiv zu meiner Berufsbezeichnung. Das mach' ich ein paar Mal im Monat.
Man sieht dich eher in komischen Rollen, aber seriös kannst du auch, oder?
(lacht) Ja, "Zeit der Helden" hat doch gerade den Fernsehpreis gewonnen, da hab ich eine seriöse Rolle gespielt …
… da musstest du ja sehr weinen, beim Fernsehpreis …
… aber ich hab‘ wegen "Got To Dance" geheult, und das ist mir auch echt ein bisschen peinlich, ich konnte nicht mehr an mich halten (lacht).
Ich fand’s auch schon immer peinlich, zu heulen, aber inzwischen seh' ich das lockerer.
(lacht) Ja, ich bin schon nah am Wasser gebaut, aber ich hab‘ da ja nicht nur ein Tränchen vergossen, sondern ich sah aus wie so'n Tier (macht tierische Heulgeräusche), Mann, ey … Aber zurück zu seriösen Rollen: Am zweiten Weihnachtsfeiertag kommt der neue "Tatort" mit Nora Tschirner und Christian Ulmen, da hab' ich auch mitgespielt. Eine Episodenrolle.
Wenn du Cirkus Halligalli drehst, bepfeifst du dich da eigentlich auch ständig hinter der Kamera mit den Herren Joko und Klaas?
Es ist die meiste Zeit lustig, das ist ein sehr gutes Team. Deswegen funktioniert das auch so gut! Neulich hab ich zum Beispiel mal Prominente auf der "Music meets Media" beklaut …
Weil du so ein unauffälliger Typ bist …
(lacht) Naja, aber keiner erwartet doch, dass ich denen das Handy aus der Hosentasche ziehe, und das war echt nicht einfach. Aber für den Einspieler war es das wert.
Worauf hast du so richtig Lust, also als Herausforderung …
Ach, ehrlich, jeder Tag ist eine Herausforderung. Aber ich bin echt sehr dankbar für alles. Es macht gerade alles so krass Spaß in meinem Leben! Klar, ich bin auch mal müde und erschöpft und will auf dem Sofa abhängen, aber momentan überwiegt einfach die Begeisterung dafür, dass ich so ein abwechslungsreiches Leben und so tolle Jobs habe. Ich bin total mit dem Hier und Jetzt beschäftigt und ich bin sehr glücklich und zufrieden.
Kommst du denn dazu, selbst mal einen Film zu sehen?
Wenig, leider. Peinlich eigentlich. Der letzte Film, den ich im Kino gesehen habe, ist "Umma", so ein Berliner Film. Da geht es um die türkische Gemeinschaft in Berlin-Neukölln, den fand ich gut. Aber ich will unbedingt diesen - äh, diese Komödie, ah, Mist, vergessen …
...mit wem?
… wenn ich das wüsste, mit allen Superstars, ich komm nicht drauf.
Du warst ja eine Weile an der Humboldt-Uni und hast Literatur studiert – bringt einen das weiter, wenn man sich mit alten Meistern und Autoren auskennt? Fühlst du dich bereichert?
Diesen Background kann man sicher gut gebrauchen. Wenn man viel liest, hat man selbst gleich eine ganz andere Sprache, das merke ich immer wieder. Sobald ich ein Buch in die Hand nehme, wird mein Sprachzentrum aktiviert und meinen Gedanken werden neue Worte zugeordnet. Es ist fast egal, was man liest.
Danke, Palina, das war dann der pädagogisch wertvolle Teil des Interviews für alle 14- und 15-Jährigen, die gerade nicht lesen wollen …
Ah, ja, aber genauso war es doch bei jedem, dass man in dem Alter nicht lesen will. Meine Eltern haben sogar noch einen draufgesetzt und mich gezwungen, russisch zu lesen. Ich bin ja in Berlin eingeschult worden, kam aber aus Russland, das heißt, ich konnte das Alphabet, aber mehr nicht. Das war sehr sehr anstrengend.
Aber jetzt freust du dich ja doch, oder, dass deine Eltern solchen Wert darauf gelegt haben …
Ja, (lacht) stimmt, aber es war echt heftig. Lesen ist gut für die Fantasie.
Hast du Sehnsucht nach deinem Geburtsland?
Ja, immer wieder, aber ich war gerade da und habe meine Oma besucht. Die hat ihren 80. Geburtstag gefeiert. Aber ich bin sehr froh darüber, dass ich in Berlin wohne.
Wie empfindest du Russland denn gerade, vor allem in Bezug auf dieses Gesetz gegen Homosexualität, das Wladimir Putin durchgesetzt hat, und die ganzen Restriktionen?
Das bewegt mich und geht nicht spurlos an mir vorbei. Aber neulich wollte ich, wie Tilda Swinton, eine Regenbogenfahne auf dem Roten Platz in Moskau aufspannen, und hatte nur blöderweise vergessen, dass es in Russland keine Regenbogenfahnen zu kaufen gibt … Ich musste dieses Vorhaben also sein lassen.
Was kommt jetzt?
Für das nächste Jahr steht echt viel an, Film und Fernsehen. Es wird eine zweite Staffel "Got To Dance" geben, und die anderen Sachen darf ich nicht verraten.
Ein Buch willst du erst schreiben, wenn du was erlebt hast, hast du mal gesagt. Dein Leben wirkt ja nicht gerade ereignislos – was hält dich ab?
Die Ehrfurcht vor dem gedruckten Wort. Und ich bin noch zu jung.
Kannst du dir vorstellen zu singen?
Nee, aber ich rappe, ich habe gerade einen Rap-Track aufgenommen. Der kommt im November raus.
Mit Palina Rojinski sprach Sabine Oelmann
"Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2" startet am 24. Oktober in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de