Kino

Lachen, Schmunzeln, Weinen, Träumen Reif für den Oscar: "Midnight In Paris"

Wo die Liebe hinfällt? Gil (Owen Wilson) und Inez (Rachel McAdams) am Beginn des Films.

Wo die Liebe hinfällt? Gil (Owen Wilson) und Inez (Rachel McAdams) am Beginn des Films.

(Foto: Concorde Home Entertainment)

Wie lassen sich Woody Allen, Anthony Hopkins, Antonio Banderas, Josh Brolin, Naomi Watts und Gemma Jones übertreffen? Mit Woody Allen, Kathy Bates, Carla Bruni, Marion Cotillard, Rachel McAdams, Owen Wilson, Adrien Brody - und Paris, der Stadt der Liebe.

"Paris am Morgen ist wunderschön. Paris am Nachmittag ist charmant. Paris am Abend ist bezaubernd. Aber Paris nach Mitternacht … so eine Stadt gibt es kein zweites Mal auf der Welt!" Woody Allen ist verliebt. In Paris. In die Metropole an der Seine. In ihre Farben und Formen. In ihre Menschen und ihre Natürlichkeit. Das macht seine einzigartige filmische Liebeserklärung "Midnight In Paris" mehr als deutlich. Bereits nach vier Minuten weiß der Zuschauer das. Bis dahin lässt Allen nur aneinandergereihte Bilder mit Postkarten-Idylle à la Eiffelturm bei Nacht oder Arc de Triomphe im Licht der untergehenden Sonne in völliger Ruhe und Langsamkeit auf den Zuschauer wirken.

Gil und Inez: Gegensätze ziehen sich an.

Gil und Inez: Gegensätze ziehen sich an.

(Foto: Concorde Home Entertainment)

Paris als ein einziges Klischee von der Stadt der Liebe, von purer Romantik, so scheint es. Am Ende sind es doch Bilder voller Charme, voller Verehrung. Die Augen des Zuschauers sehen nur das Schöne, den Zauber der Stadt. Allen würde sagen: Paris halt. Auch Gil (Owen Wilson; "Die Hochzeits-Crasher", "Starsky & Hutch", "Die Tiefseetaucher") hat nur Bewunderung für Paris übrig: "So eine Stadt gibt es kein zweites Mal auf der Welt. Gab’s noch nie! … Kannst du dir ausmalen, wie abgefahren schön diese Stadt im Regen ist? Stell dir die Stadt in den 20ern vor. Paris in den 20ern. Im Regen. Die Künstler und Autoren?"

"Wieso muss ich mir jede Stadt immer im Regen vorstellen? Was ist so toll daran, nass zu werden?", fragt Gils Verlobte Inez (Rachel McAdams; "Morning Glory", "Red Eye"). Nach der Hochzeit sogar nach Paris ziehen? Gott bewahre: "Ich könnte niemals außerhalb der USA leben!" Damit sind die Fronten geklärt: Gil, der hoffnungslose Romantiker, ein US-amerikanischer Drehbuchautor, der sich nichts sehnlicher wünscht, als ein großer Romanautor zu werden, auf der einen Seite und seine Verlobte Inez, Kulturbanausin durch und durch, die von einem Leben samt Haus und Geld auf Malibu träumt, auf der anderen Seite. Bereits am Anfang von Allens 42. Film "Midnight In Paris" ahnt der Zuschauer das Ende: Die bleiben garantiert nicht zusammen. Hochzeit gar? Ausgeschlossen.

US-Amerikaner sind einfach so

Die Fremdenführerin (Carla Bruni) gibt Gil nützliche Tipps.

Die Fremdenführerin (Carla Bruni) gibt Gil nützliche Tipps.

(Foto: Concorde Home Entertainment)

Auch die Sympathien sind von Anfang klar auf Gils Seite. Vor allem als Inez Eltern ins Spiel kommen. Es stellt sich heraus, dass ihr Vater John (Kurt Fuller; "Das Streben nach Glück", "Wayne’s World") ein waschechter und knallharter Republikaner des rechten Flügels ist. Ein "Teaparty-Anhänger" erster Güte, der vollkommen anti-frankophil eingestellt ist und kein gutes Haar am "kommunistischen" Gil und seiner Frankreich-Verehrung lässt. Inez Mutter steht ihrem Mann in nichts nach: Sie erfüllt das Klischee der oberflächlichen US-Amerikanerin. Gut ist nur, was auch etwas kostet. Basta!

Nur Inez alter Freund Paul (Michael Sheen; "Underworld", "Frost/Nixon") übertrifft das Ganze noch: Er ist ein Besserwisser, wie er im Buche steht. Ein klugscheißender Kotzbrocken. Einer, der sogar die französische Fremdenführerin (gespielt von Sarkozy-Gattin Carla Bruni) bei einer Tour durch den Schlosspark von Versailles oberlehrerhaft verbessert.

Lebe in der Gegenwart!

Na, erkannt? Adrien Brody als Salvador Dali.

Na, erkannt? Adrien Brody als Salvador Dali.

(Foto: Concorde Home Entertainment)

Bei all dem flüchtet sich Gil in die Vergangenheit, in die 1920er Jahre, sein "Goldenes Zeitalter". Er trifft Ernest Hemingway (Corey Stoll), für den Paris ein "Fest fürs Leben" ist. Er hört den Charleston, sieht Cole Porter leibhaftig Klavier spielen und singen. Er lässt die Verlegerin Gertrude Stein (Oscar-Gewinnerin Kathy Bates) sein Manuskript lesen, trifft Pablo Picasso und verguckt sich in dessen zauberhafte Geliebte Adriana (Marion Cotillard). Er geht mit den "Fitzgeralds" - Scott F. und Frau Zelda - zu diversen Partys, ist auf Du und Du mit Salvador Dali (Adrien Brody), Luis Buñuel, Henri Matisse und T.S. Eliot.

Adriana (Marion Cotillard) und Gil: Adrianas "Goldenes Zeitalter" ist ein anderes.

Adriana (Marion Cotillard) und Gil: Adrianas "Goldenes Zeitalter" ist ein anderes.

(Foto: Concorde Home Entertainment)

Er lebt für diese Vergangenheit, verliert die Gegenwart immer mehr aus den Augen. Erst recht, als er sich immer mehr zu Adriana hingezogen fühlt. Sie findet sein Buch schon nach wenigen Sätzen fantastisch. Gil kann mit ihr über die schönen Künste reden und Adriana liebt Paris - allerdings ist ihr Lieblings-Paris das kurz vor der Jahrhundertwende: "La Belle Époque" samt Moulin Rouge, Henri de Toulouse-Lautrec, Paul Gauguin und Edgar Degas. Diese - so erfahren Gil und Adriana bei einem Gespräch in deren Zeit - hätten aber lieber in der Renaissance, ihrem "Goldenen Zeitalter", gelebt.

Et voilà: Das Happy End.

Et voilà: Das Happy End.

(Foto: Concorde Home Entertainment)

Erst da erkennt Gil, dass sein Traum, in der Vergangenheit der 1920er Jahre glücklich zu werden, reine Illusion ist und er sich von dieser trennen muss. Erst dann kann er in der Gegenwart "Dinge von Wert", sprich seinen Roman, fertigstellen. Mit diesem Entschluss tritt er Inez gegenüber, offenbart ihr, in Paris leben zu wollen und die längst überfällige Trennung samt typischem Hollywood-Happy-End ist perfekt.

Ein typischer Allen

"Midnight In Paris" ist durch und durch ein typischer Woody-Allen-Film: leichte Kost, ein wenig Beziehungsdrama hier, die Suche nach der großen Liebe da, und alles mit dem immer präsenten Humor verwoben. Ein "typischer Woody-Allen-Film" ist aber als Qualitätsmerkmal zu sehen - als Prädikat, als Auszeichnung, als Gütesiegel. Das weiß mittlerweile nicht nur die stetig wachsende Schar der Allen-Fans ("Midnight In Paris" ist mit bisher knapp 60 Millionen Dollar Einspielergebnis allein in den USA Allens dortiger erfolgreichster Film), das wissen auch die Kritiker. Nicht umsonst darf sich der Golden-Globe- und Oscar-Gewinner Allen erneut Hoffnungen auf weitere Auszeichnungen machen.

"Midnight In Paris" ist bei Concorde Home Entertainment erschienen.

"Midnight In Paris" ist bei Concorde Home Entertainment erschienen.

(Foto: Concorde Home Entertainment)

Und auch bei den Schauspielern hat sich der filmische Erfolg Allens herumgesprochen. Seine Casts lesen sich seit Jahren wie ein "Who’s who" der internationalen Hollywood-Prominenz. In "Midnight In Paris" sticht vor allem die ebenfalls bereits Golden-Globe- und Oscar-prämierte Marion Cotillard als wunderschön-verträumte Adriana heraus.

Am Ende von "Midnight In Paris" bliebt für den deutschen Zuschauer nur eine Frage unbeantwortet: Wann endlich dreht Woody Allen auch einmal einen Film in und über eine deutsche Stadt?

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Quelle: ntv.de

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