Kino

Zwei Welten, zwei Spaßmacher, ein Film Scherze im Angesicht der Folter

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Ein britischer Filmemacher interviewt einen birmanischen Komiker. Der wird in der Folge der Safran-Revolution ins Gefängnis geworfen. Ein deutscher Komiker erfährt davon. Er begibt sich in Birma auf Spurensuche, begleitet von dem Filmemacher. Die ungleichen Spaßmacher begegnen sich nicht. Ein ungewöhnlicher Film entsteht. Dann wird der Birmane freigelassen.

Maung Thura, genannt "Zarganar" ("Die Pinzette") ist einer der bekanntesten birmanischen Komödianten.

Maung Thura, genannt "Zarganar" ("Die Pinzette") ist einer der bekanntesten birmanischen Komödianten.

Wäre "This Prison Where I Live" ein kämpferischer Film, der die Militär-Junta in dem südostasiatischen Land anklagt, und wäre Michael Mittermeier ein politischer Aktivist, wäre das happy end der wahren Geschichte auch das Ende des Filmprojekts: Maung Thura, als Zarganar berühmt, ist nun frei, hat, wenn die Berichte stimmen, auch diese Gefängnisstrafe halbwegs unbeschadet überlebt - keine Selbstverständlichkeit in "Myanmar", das Jahrzehnte lang als Hort von brutaler Unterdrückung, Zensur und Folter galt. Der Protagonist wäre ja frei, kein Grund mehr vorhanden, den Film noch zu zeigen, ihn sich noch anzusehen.

Leise, eindringlich, poetisch

Aber es ist ein leiser, ein eindringlicher, ein poetischer Film, den Rex Bloomstein komponiert hat aus Szenen und  Interviews mit Zarganar aus dem Jahr 2007, aus verwackelten und verwaschenen Archivaufnahmen seiner Auftritte der letzten Jahrzehnte sowie aus Sequenzen mit Mittermeier, die entstanden in Europa einerseits und auf einer Reise in die ehemalige Hauptstadt Birmas, Rangun, andererseits. Zu einer persönlichen Begegnung der beiden Spaßmacher kommt es auch dort nicht.

Der deutsche Comedian Michael Mittermeier und Zarganar kennen sich nur per Video.

Der deutsche Comedian Michael Mittermeier und Zarganar kennen sich nur per Video.

Drollig, immer lachend, immer zu Scherzen aufgelegt lernen wir den Comedian kennen, der seine ganze Karriere hindurch von Berufsverbot, Haft und Folter bedroht war. Mittermeier, hierzulande auch für Witze der derberen Sorte bekannt, ist dagegen oft still, nachdenklich, betroffen zu sehen - etwa, wenn er den Proberaum besucht, in dem sich Zarganar vor seiner Verhaftung mit Freunden und Kollegen traf, alberte, obwohl er die Bühne dort nicht betreten durfte, weil der Saal nur unter dieser Auflage von den Behörden zur Benutzung freigegeben war.

Weiter im Würgegriff der Generäle

Noch lange nicht frei sind die Menschen in Birma, die Angehörigen der vielen Ethnien zwischen Golf von Bengalen und Goldenem Dreieck, die gebeutelt wurden von blutiger Diktatur, Unterdrückung der Demokratiebewegung, Zwangsarbeit, der Niederschlagung der Revolte der Mönche 2007 und dem verheerenden Tropensturm Nargis 2008. Zwar herrscht derzeit dort wohl so etwas wie politisches Tauwetter, kamen hunderte politischer Gefangener frei. Wie lange das so bleibt, steht aber in den Sternen. Die Generäle haben die Macht weiter fest in der harten Hand.

Ungewiss bleibt, ob und wann für Birma wieder "goldene Zeiten" anbrechen.

Ungewiss bleibt, ob und wann für Birma wieder "goldene Zeiten" anbrechen.

Wenn aber eines Tages aus diesem geschundenen, gleichwohl an Schätzen vieler Art reichem Gebiet wieder das "Goldene Land Buddhas" wird, als das sich Hinterindien immer sah, dann wegen Menschen wie Zarganar, die sich den Schneid nicht abkaufen lassen und unter keinen Umständen den Humor verlieren. Und vielleicht wegen Menschen wie Mittermeier, die Meinungsfreiheit nicht als selbstverständlich betrachten und die sich für die interessieren und einsetzen, die nicht so privilegiert sind wie sie selbst. Und vielleicht auch wegen Filmemachern wie Bloomstein, die mit Geduld und Hingabe ihre Projekte verfolgen und sich nicht von Tagesaktualitäten von ihren Vorhaben abbringen lassen.

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Quelle: ntv.de

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