Musik fürs Strip-Lokal? Sonne in der Nacht: Dev
06.10.2011, 16:57 Uhr
Fertig zum Ausgehen: Dev.
(Foto: GL Wood / Universal Music)
"I like my beats fast and my bass down low." Das sollte man über Devin Star Tailes alias Dev dem Text ihres Club-Hits "Bass Down Low" zufolge wissen. Zu den wissenswerten Dingen über die 22-Jährige gehört zudem, dass sie am US-Charts-Stürmer "Like A G6" von Far East Movement ebenso musikalisch beteiligt war wie an Songs der Star-DJs Martin Solveig und David Guetta oder des Produzenten-Tycoons Timbaland. Mit "The Night The Sun Came Up" legte die Sängerin soeben ihr erstes Album vor, das manch einen überraschen dürfte. n-tv.de sprach mit Dev über ihr Debüt, ihre Vorbilder und das Besondere an Strip-Clubs in Atlanta.
n-tv.de: Du hast vor ein paar Tagen bekannt gegeben, dass Du schwanger bist. Glückwunsch!
Dev: Danke.
Natürlich muss ich da fragen: Wann ist der Geburtstermin und weißt du schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird?
Ja, der Termin ist der 24. Dezember. Und es ist ein Mädchen.
24. Dezember? Weihnachten?
Ja, sie wird eine glückliche, kleine Christmas-Lady. (lacht)
Wenn man versucht, hier den Bogen zu deiner Musik zu spannen, könnte man sagen, dass du eine Geburt schon hinter dir hast - nämlich die deines Albums "The Night The Sun Came Up" …
(lacht) Ja, das stimmt.
Wenn man Songs wie "Bass Down Low" oder "Like A G6" von dir kennt und weiß, dass du unter anderem mit Martin Solveig und David Guetta zusammengearbeitet hast, hätte man ein reines Dance-Album erwarten können. Insofern war ich von dem Album echt überrascht. Stellenweise klingt das nicht unbedingt nach Club-Musik. Wie würdest du das Album beschreiben?
Ich glaube, auf dem Album sind ein paar Songs, die schon sehr gut in Clubs passen, zum Beispiel "Breathe" oder "Lightspeed". Aber darüber hinaus ist es eine gute Mischung - aus guten Popsongs, Balladen und Songs, die vom Hip Hop oder sogar von R&B beeinflusst sind. Das war genau das, was ich machen wollte. Denn, ja, es stimmt: Viele Leute verbinden mich ausschließlich mit Club- und Dance-Songs. Aber das ist nicht alles, was mich ausmacht, und es war für mich an der Zeit, das zu zeigen. Von daher bin ich sehr zufrieden mit dem Album.
In der deutschen Presseinformation zu dem Album wirst du mit den Worten zitiert, die Musik auf "The Night The Sun Came Up" reiche von Elektro-Balladen "bis hin zu der Art von Musik, wie sie im Strip-Club in Atlanta laufen sollte". Ich war noch nie in einem Strip-Club in Atlanta. Warum passt deine Musik da hin?
Nein, nein. Es gibt ein paar Songs, auf die das zutrifft, aber die haben es nicht auf das Album geschafft. Insofern passt die Musik jetzt leider doch nicht mehr fürs Strip-Lokal. (lacht)
Warst du überhaupt schon mal in Atlanta?
Ja, das schon. Aber ich war auch in keinem Strip-Club dort. Ich habe nur eine Vorstellung davon. (lacht)
Du bist ja in Kalifornien aufgewachsen, hast aber auch portugiesische Wurzeln. Warst du schon mal in Portugal oder überhaupt Europa?
Nein, das leider gar nicht. Meine Familie stammt von den Azoren. Meine Eltern und Großeltern sind jeden Sommer dort, aber ich war unglücklicherweise noch nie da. Ich hoffe sehr, dass ich das in den kommenden Jahren mal nachholen kann.
Immerhin fährst du ja ein deutsches Auto - einen BMW …
Oh, ja, das stimmt, mein Baby, ich liebe es.
Als Kind sollst du eine sehr gute Schwimmerin gewesen sein. Du warst sogar im Olympia-Team der USA. Warum hast du keine Sport-Karriere eingeschlagen?
Ja, ich war seit meinem vierten Lebensjahr im US-Team. Bis ich 18 war, also 14 Jahre lang, habe ich auch an Wettkämpfen teilgenommen. Aber ich wusste immer, dass ich Musik machen will - mehr als alles andere. Das Schwimmen war ein wichtiger Teil meines Lebens, von dem ich auch viel gelernt habe. Aber als ich die Cataracs (US-Produzentenduo, das mit Dev zusammenarbeitet, Anm. d. Red.) getroffen habe, war mir klar, dass das die Chance für mich ist, das zu tun, was ich immer tun wollte. Und mir war bewusst, wenn ich erfolgreich sein will, muss ich 100 Prozent geben und Zugeständnisse machen. Also habe ich die Schule beendet, mit dem Schwimmen aufgehört und bin von meiner Familie weg gezogen, um mich voll auf die Musik konzentrieren zu können.
Wenn man dein Facebook-Profil ansieht, dann gibst du da musikalische Einflüsse von Elton John über Nirvana und Radiohead bis hin zu Britney Spears und Lady Gaga an. Würdest du dich als Musik-Freak bezeichnen?
Ja, ich glaube schon. Das habe ich ein Stück weit von meinen Eltern. Als sie mich aufgezogen haben, haben sie mir alles Mögliche vorgespielt - tonnenweise unterschiedliche Alben. Aber das war wirklich gut. Es hat mir definitiv geholfen, mir einen Überblick über die ganze Musik und ihre Genres zu verschaffen.
Ein spezieller Held für dich scheint außerdem Eminem zu sein …
Ja, als ich das erste Mal Eminem gehört habe, war ich neun Jahre alt. Ich weiß, das klingt vielleicht etwas komisch, dass eine Neunjährige Eminem hört. Aber für mich war er der Größte. Ich war total beeindruckt von ihm - ein junger, weißer Typ, der sich um nichts schert. Ja, für mich war er ein Held. (lacht)
Kommen wir zurück zu dir und deiner Musik. Junge und neue Künstler werden ja gerne verglichen. Bei dir reichen die Vergleiche von Kesha bis Peaches. Nervt oder ehrt dich das?
Ich glaube, ein bisschen von beidem. Einerseits will man natürlich als eigenständige Künstlerin wahrgenommen werden. Andererseits sind das aber ja auch tolle Künstlerinnen, mit denen ich da verglichen werde. Aber, wie du ja vorhin gesagt hast: Ich glaube, wenn die Leute das Album gehört haben und ich noch ein paar weitere Songs ausgekoppelt habe, werde ich dann doch als etwas Neues durchgehen.
Eine zentrale Rolle für deine Musik-Karriere spielen ja die Cataracs. Es heißt, sie hätten dich entdeckt, nachdem du eine Version eines Amy-Winehouse-Songs auf deiner Myspace-Seite gepostet hast …
Ja, ich hatte eine Coverversion eines Songs von Amy Winehouse auf der Seite und einen eigenen Song, in dem ich mich über ein Mädchen, das ich kannte, ausließ. Den Cataracs gefielen beide Songs. Sie fanden wohl, dass meine Stimme bizarr, aber auch interessant klingt.
Was dachtest du denn, als du vom Tod von Amy Winehouse erfahren hast?
Das hat mich echt schwer getroffen. Wie viele andere war ich ein großer Fan von ihr. Sie war eine so tolle Künstlerin mit einer so herausragenden Stimme. Und so jung. Das ist wirklich sehr traurig.
Die Cataracs haben dein Album komplett produziert. Die Aufnahmen fanden größtenteils in Costa Rica statt. Wie war es da?
Das war fantastisch. Wir wollten für die Aufnahmen aus dem Trubel in Los Angeles raus, unsere Köpfe frei bekommen und ein paar richtig gute Songs schreiben. Also sind wir nach Costa Rica gefahren. Dort war es wirklich wunderschön und ich glaube, das war genau die richtige Atmosphäre für das Album.
Du bist gerade mal 22 Jahre jung. Trotzdem hast du bereits mit einigen richtigen Größen im derzeitigen Musikgeschäft zusammengearbeitet - von Martin Solveig über David Guetta bis Timbaland. Hast du das auch den Cataracs zu verdanken?
Das Album "The Night The Sun Came Up" von Dev ist seit Mitte September 2011 erhältlich.
(Foto: Universal Music)
Ich glaube, ein gutes Stück weit hat der Erfolg von "Like a G6" dazu beigetragen. Daraufhin haben die Leute sich andere Songs, bei denen ich mitgewirkt habe, angehört. So kam die Sache ins Rollen und es ergab sich eins nach dem anderen. Es stimmt schon: Die Cataracs und ich arbeiten sehr gut zusammen. Bei David Guetta etwa waren wir auch tatsächlich zusammen im Studio. Aber ich mache auch Dinge alleine - bei Timbaland, Travis Barker (unter anderem Schlagzeuger von Blink-182, Anm. d. Red.) und 50 Cent zum Beispiel war ich allein. Ich glaube, die Leute haben inzwischen realisiert, dass ich auch auf meinen eigenen Beinen stehen kann. Trotzdem denke ich, dass sie insgesamt einfach den frischen Sound von mir und den Cataracs zu schätzen wissen.
Gibt es angesichts deiner bisherigen Kollaborationen überhaupt noch jemanden, bei dem du noch von einer Zusammenarbeit träumst? Eminem vielleicht?
(lacht) Oh ja, vielleicht Eminem. Das wäre cool. Aber gerade im Moment konzentriere ich mich wirklich mal auf meine Solo-Sachen. Ich habe das komplette vergangene Jahr mit "Like a G6" und den ganzen anderen Features verbracht. Jetzt bin erst mal ich dran.
Und egal, mit wem die nächste Zusammenarbeit stattfindet. Entscheidend ist wahrscheinlich, "that they like their beats fast and their bass down low" …
(lacht) Absolut!
Mit Dev sprach Volker Probst
Quelle: ntv.de