Kino

"ZwoDoppelVier" in Hamburg "Taxi" - oder "Ich fahr' halt gern Auto"

Alex kommt und geht, wie sie will, Marc leidet.

Alex kommt und geht, wie sie will, Marc leidet.

(Foto: dpa)

"Was studierst du?" wird sie ständig gefragt und sie sagt: "Taxifahren". Oder: "Warum fährt eine Frau wie du Taxi?" "Weil ich Bock drauf habe und außerdem steh' ich auf das Geld." Alex ist anders als andere junge Frauen in den Achtzigern und das ist gut so.

Sie stellt gleich mal klar: "Auf Beziehungen steh' ich nicht so", und nimmt sich, was und wann sie es braucht, mit wem und wo sie es will. Alex ist eine große, blonde Schönheit, sie ist Anfang 20 und kommt aus einer sogenannten guten Familie. Ihre Mutter wäre weiterhin mehr als bereit, ihr die Wäsche zu waschen, nachdem sie ausgezogen ist. Der Vater ist weg und Alex' Bruder ist ein blödes Popper-Arschloch, das sich nur für Geld interessiert. Obwohl auch Alex sich für Geld, bares Geld, interessiert, hat sie keine Lust, als Ehefrau, Versicherungsangestellte, Studentin oder Arschloch zu enden und fährt daher Taxi, für sie der ultimative Begriff von Freiheit. Vor allem nachts. Da ist kein Stau. Und angeschnallt ist sie auch nicht. Ach ja, die Achtzigerjahre hatten auch ihre guten Seiten. Alex' Taxi ist ein Mercedes - als ihr Chef ihr einen Jetta für eine Schicht andrehen will, geht sie lieber nach Hause.

Von wegen "klein und hässlich"! Alex muss sich entschuldigen.

Von wegen "klein und hässlich"! Alex muss sich entschuldigen.

(Foto: dpa)

Ihr neues Zuhause ist eine relativ leere Wohnung im Haus eines Taxifahrerkollegen, für ihren Umzug reicht eine leere Obstkiste. Mit dem Kollegen Dietrich (Stipe Erceg) landet sie schnell im Bett, schnell beginnen sie auch eine Art Beziehung, obwohl sie ja gar nicht auf Beziehungen steht. Beziehung bedeutet für Alex einfach, dass sie die Spielregeln definiert und auf keinen Fall so enden möchte wie ihre Eltern. Das sagt sie zwar nicht, aber das kommt rüber.

"Ich fahr' Taxi - Tag und Nacht"

Die "ZwoDoppelVier" ist recht froh, wenn sie Yvonne im Funny-Club abholen kann und ihren nervigen Kollegen entkommt.

Die "ZwoDoppelVier" ist recht froh, wenn sie Yvonne im Funny-Club abholen kann und ihren nervigen Kollegen entkommt.

(Foto: dpa)

Rosalie Thomass in der Rolle der widerspenstigen Alex ist großartig, ihr Gesicht spricht Bände, wenn sie Betrunkene (zum Beispiel Armin Rohde), Zuhälter, Punks und Liebespärchen durch die Hamburger Nacht fährt. Viel sagen tut sie nicht, und wenn, dann klingt das immer eher wie eine Ansage. Und viel sagen lässt sie sich auch nicht: "Game of Thrones"-Star Peter Dinklage versucht ihr als kleinwüchsiger, charmanter und erfahrener Liebhaber Marc einiges entgegenzusetzen, muss aber auch viel einstecken. Und sich letztendlich ergeben, denn wer Alex haben will, spielt nach ihren Regeln. Wie die beiden miteinander agieren ist von großer Lässigkeit geprägt, wie überhaupt der gesamte Cast (unter anderem Robert Stadlober, Antoine Monot Jr., Özgür Karadeniz, Tobias Schenke). Während Alex aber tatsächlich nur Taxifahren will, habe alle anderen Taxifahrer natürlich eigentlich völlig andere Professionen und Leidenschaften. Sie sind Künstler, Schriftsteller, sie "managen" andere und nur wenige geben zu, dass es am allerschönsten ist, wenn man Models durch die Gegend kutschiert.

Der Humor und die liebevolle Zeichnung der Charaktere kommt im Film an, denn Karen Duve ("Anständig essen") ist nicht nur die Autorin des erfolgreichen Buches "Taxi", sondern auch die Verfasserin des Drehbuchs. Ihre Erfahrungen als Taxifahrerin hatte sie 2008 literarisch verarbeitet - ein großer Erfolg. Mit der Musik von Michel van Dyke macht dieser Stoff (Regie: Kerstin Ahlrichs) nun auch im Kino Spaß. 

"Taxi" startet am 20. August in den deutschen Kinos

Quelle: ntv.de

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