Kino

Aggressiv, verfressen, tödlich Welcome to "Vampire Nation"!

Der Tag gehört den Menschen, die Nacht gehört "ihnen".

Der Tag gehört den Menschen, die Nacht gehört "ihnen".

(Foto: Splendid)

Was Osama bin Laden nicht schafft, einer plötzlich ausbrechenden Vampir-Epidemie gelingt es problemlos: Die USA sind vernichtet. Geschlagen von seelenlosen Blutsaugern, gleicht das Land einem post-apokalyptischen Trümmerfeld. Ein paar Überlebende wollen sich nach Norden durchkämpfen, nach "New Eden". Die Vampire sind dabei ihr kleinstes Problem.

Wo ist da der Vampir?

Wo ist da der Vampir?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

2012 wird in die Kino-Geschichtsbücher eingehen als das Jahr in dem die "Twilight"-Saga ihr endgültiges Ende findet. Für die einen wird dies der traurigste Moment ihres Lebens sein, trauriger noch als der Tod Michael Jacksons, das Auseinanderbrechen von Take That oder ein Outing von Justin Bieber. Andere werden sich nicht mehr einkriegen vor Freude, werden wochenlange Partys feiern. Denn Fakt ist: Mit dem letzten Teil der "Twilight"-Reihe endet auch diese unsägliche Kuschel-Vampir-Liebelei. Noch einmal volle Kinosäle und Filmstudiokassen und dann ab ins Nirwana mit dem Hochglanz-Möchtegern-Blutsauger Edward Cullen (Robert Pattinson) und seiner kühlen Schönheit Bella Swan (Kristen Stewart). Weg mit dem Menschlichen aus dem Vampir-Genre! Back to the roots …

Zurück zum wahren Vampir, zum blutdurstigen Geschöpf der Nacht - wie beispielsweise in "Stake Land", als DVD besser bekannt unter dem Titel "Vampire Nation". Der zeigt die spitzzähnigen Zeitgenossen so wie sie wirklich sind: blutrünstig, aggressiv, verfressen, absolut tödlich. Ein Dank an das Team um Regisseur und Drehbuchautor Jim Mickle ("Mulberry Street") sowie Co-Drehbuchautor und Hauptdarsteller Nick Damici ("Mulberry Street", "World Trade Center").

Ruhige Momente gibt es nur wenige, man muss sie nutzen.

Ruhige Momente gibt es nur wenige, man muss sie nutzen.

(Foto: Splendid)

In "Stake Land" sind es die USA, wie wir sie kennen, Geschichte. Das Land haucht sein Leben nicht leise aus, es geht auch nicht mit einem lauten Knall - es verwandelt sich. Wo heute noch mit Menschen bevölkerte Großstädte sind, liegt morgen alles in Trümmern, in Schutt und Asche. Eine Vampirepidemie ist über die USA gekommen, wie eine von Gottes Plagen frisst sie sich rasend schnell durch das Land. Zurück bleiben nur Ödnis und Tod.

Auch der Jugendliche Martin (Connor Paolo; "Mystic River") wäre ihr wohl zum Opfer gefallen: Als eine Vampirhorde seine Familie ausrottet, will er seiner Mutter noch helfen, am Ende braucht er Hilfe - und die kommt von einem unbekannten Mann ohne Namen. Der "Mister" (Damici) nimmt Martin unter seine Fittiche und ihn mit auf seiner Reise nach Norden, denn dort soll es einen Ort ohne Vampire geben. Irgendwo in Kanada soll er liegen: "New Eden".

Töte, um zu überleben

Der Mister kämpft ums nackte Überleben.

Der Mister kämpft ums nackte Überleben.

(Foto: Splendid)

Auf dem Weg dahin bringt der Mister Martin das Töten der scheußlichen Kreaturen bei und er lehrt ihm auch, niemand zu vertrauen. Was sich unmenschlich anhört, ist überlebenswichtig. Dass der Mister noch nicht völlig verroht und abgestumpft ist, beweist er, als eine Frau von zwei Männern auf offener Straße verfolgt wird, die sie vergewaltigen wollen. Kurzerhand tötet der Mister die Männer und rettet die Frau. Sister (Kelly McGillis; "Top Gun") ihr Name. Wie sie von ihr erfahren, gehören die Männer zur Bruderschaft, einer christlich-faschistoiden Miliz, deren Macht stetig zunimmt und deren Anführer der glatzköpfige Jebedia Loven (Michael Cerveris; "Mexican", "Fringe") ist. Jebedia will blutige Vergeltung, denn einer der von Mister Gerichteten war sein Sohn.

Jebedia ist der Anführer der Bruderschaft. Sie sieht die Vampirepidemie als von Gott gesandt an.

Jebedia ist der Anführer der Bruderschaft. Sie sieht die Vampirepidemie als von Gott gesandt an.

(Foto: Splendid)

Bei einem ersten Aufeinandertreffen gelingt den Drei noch die Flucht. Ihre Gruppe vergrößert sich, als die schwangere Country-Sängerin Belle (Danielle Harris; "Hatchet II", "Düstere Legenden") unterwegs eine Mitfahrgelegenheit sucht und als sie den Ex-Soldaten Willie (Sean Nelson; "Die Entführung der U-Bahn Pelham 123") aus den Fängen der Bruderschaft retten. Sie fahren durchs Land, versuchen Jebedia aus dem Weg zu gehen. Sie stoßen auf kleine Dörfer, Rettungsanker der Zivilisation, in denen am Tag nahezu ein völlig normales Leben pulsiert. In der Nacht aber die Vampire immer mehr die Oberhand gewinnen - auch dank der Bruderschaft, die die Blutsauger aus Hubschraubern über den Dörfern abwirft.

Irgendwie schafft es die Truppe bis in den hohen Norden. Ihr Auto müssen sie zurücklassen, ebenso wie Sister. Sie schlagen sich zu Fuß durch die immer unwirtlicher werdenden Wälder durch. Vor allem die schwangere Belle leidet unter den Reisestrapazen. Als sie mitten im Wald einen verlassenen Bus finden, macht es sich die Gruppe dort für ein paar Tage gemütlich. Aber genau darauf hat Jebedia gewartet …

Wow!

Welcome to Vampire Nation: Sie dürfen Angst haben.

Welcome to Vampire Nation: Sie dürfen Angst haben.

(Foto: Splendid)

"Stake Land" ist ein Film, den man nie weder vergisst. Er ist hart. Direkt auf die Zwölf, vollkommen desillusionierend. Nach dem Abspann muss man erst einmal durchatmen. Er hat Slasher-Elemente - aber auch eine Story: Gib niemals auf, egal wie aussichtslos die Situation auch sein mag. Kämpfe!

"Vampire Nation" lief in den Kinos als "Stake Land". DVD und Blu-ray sind bei Splendid erschienen.

"Vampire Nation" lief in den Kinos als "Stake Land". DVD und Blu-ray sind bei Splendid erschienen.

(Foto: Splendid)

Und die Charaktere des Films bieten jede Menge Raum für Interpretationen: Da wäre der junge Martin, der erst mit ansehen muss, wie seine Familie brutal getötet wird; und der danach noch weitere schmerzhafte Verluste verarbeiten muss. Dennoch muss er sich schleunigst zum Mann entwickeln, um überleben zu können. Da ist der Mister. Ein Kämpfer, ein kühler Einzelgänger, der alles andere sein will, als eine Vaterfigur für Martin. Da ist Belle, deren Schwangerschaft alle auf ein normales Leben nach der Katastrophe hoffen lässt. Ein normales Leben, das es aber nicht geben wird. Oder doch? Gibt es "New Eden" wirklich? Für Jeden von uns?

"Stake Land" ist eine Mischung aus Vampir- und Zombiefilm. Die Vampire sehen aus wie Zombies. Sie bewegen sich auch so. Selbst ihr Blutdurst erinnert an den so untot-typischen Hunger nach Menschenfleisch. Genau diese Mischung hebt "Stake Land" aus dem Vampirfilm-Allerlei heraus. Gut, es finden sich zahlreiche Elemente aus anderen Filmen wieder, von "The Book of Eli" über "I Am Legend" bis hin zu "Zombieland". Aber dennoch schafft es "Stake Land" für sich zu stehen. Die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller sind durchweg sehenswert und auch der düstere Klavier-Streicher-Score kann überzeugen.

Alles in allem ist "Stake Land - Vampire Nation" ein Muss für Genreliebhaber. Die Namen der beiden Drehbuchautoren - des Regisseurs Mickle und des Hauptdarstellers Damici - sollte man sich auf alle Fälle merken. Zu hoffen ist auch, dass es nie zu einer Vampirepidemie kommt ...

Quelle: ntv.de, von Thomas Badtke

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