Grand Prix alt

"Das Fieber ist spürbar" Countdown zum Song Contest

Licht aus - Spot an: In zwei Monaten geht es um Lenas Titelverteidigung.

Licht aus - Spot an: In zwei Monaten geht es um Lenas Titelverteidigung.

(Foto: dapd)

Die Verantwortlichen für den Song Contest spüren das Eurovisions-Fieber in Düsseldorf bereits steigen. Der auswärtige Besucher indes spürt davon wenig. Knapp zwei Monate vor der Veranstaltung gibt es noch viel zu tun.

Es ist angezählt. So ziemlich auf den Tag genau in zwei Monaten, am 14. Mai, ist es soweit: Das Finale des Eurovision Song Contests (ESC) kehrt nach 28 Jahren nach Deutschland zurück. Genau genommen nach Düsseldorf, in das dortige Fußball-Stadion, das nach der mittlerweile landläufig gängigen Unsitte, Veranstaltungsorte zu Reklame-Trägern umzufunktionieren, "Esprit Arena" heißt. Viel ist über das Für und Wider der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt als Austragungsstätte des Song Contests gesagt und geschrieben worden. Doch das sind Diskussionen von gestern. Schwamm drüber.

Dennoch: Von einer Eurovisions-Euphorie ist für den auswärtigen Besucher in Düsseldorf rund neun Wochen vor dem Ereignis noch nichts zu spüren. Auch wenn ESC-Generalsekretär Jon Ola Sand das bei der Auslosung der Startplätze für die Teilnehmerstaaten in den beiden Semifinalen und für die gesetzten "Big Five" (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien) im Finale anders sah. Natürlich, das ist sein Job. Er könne das Fieber "definitiv" spüren "hier in Düsseldorf", sagte der Norweger. Und er sei sich sicher, dass es in den kommenden Wochen bis Mai weiter ansteigen werde.

"LTU Arena" und "S7"

Hoffentlich. Wer derzeit mit dem Flugzeug in Düsseldorf ankommt, findet auf dem drittgrößten Flughafen des Landes keinerlei Hinweise auf das bevorstehende drittgrößte TV-Ereignis des Landes nach Fußball-WM und -EM. Keine Plakate, keine Flyer, keine Fahnen, keine Beschilderungen, nichts. Wer nicht ortskundig ist, muss sich um die Information, wie er denn ohne Taxi zur "Esprit Arena" kommt, schon selbst kümmern.

Hat noch Arbeit vor sich: Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers.

Hat noch Arbeit vor sich: Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers.

(Foto: picture alliance / dpa)

Beim Gang durch die Ankunftshalle stößt man auf ein Informationsbüro. Davor liegen kostenlose Stadtführer und Pläne für den Nahverkehr zum Mitnehmen aus. Der erste zufällig gegriffene Plan erweist sich als "Ausgabe August 2008". Das Stadion ist darin noch als "LTU Arena" verzeichnet, wie es bis Juni 2009 hieß. Die S-Bahn-Verbindung zum Flughafen trägt in dieser Übersicht den Namen "S7". Im Dezember 2009 wurde diese Linie jedoch aufgegeben. Seither wird der Düsseldorfer Airport von der "S11" angesteuert. Die Verwirrung ist komplett.

Wer Deutscher ist, weiß, dass die "LTU Arena" inzwischen zur "Esprit Arena" mutiert ist. Zumindest, wenn er sich ein wenig für Fußball interessiert. Das muss jedoch wahrlich nicht auf jeden Besucher des Song Contests zutreffen. Und erst recht nicht auf die aus dem Ausland. Dass die "S7" in unserem Plan eigentlich die "S11" ist, ist unterdessen im Moment (allerdings nicht auf dem Rückweg) irgendwie egal, denn dass das Stadion vom Flughafen aus mit S- und U-Bahnen nur unter Inkaufnahme eines großen Umwegs zu erreichen ist, sieht man auf den ersten Blick. Der Busplan indes lässt erahnen, dass es hier wohl eine fixere Verbindung geben muss, hat aber den typisch undurchsichtigen Charme, der vermutlich Busplänen weltweit innewohnt.

Geht's hier zur Messe?

Das Informationsbüro ist - es ist später Vormittag - besetzt. Weil fragen einfacher ist, als den Busplan zu verstehen, erkundigen wir uns. Die freundliche junge Dame hinter dem Tresen erklärt uns, dass es einen Shuttlebus zur Messe gibt, die direkt neben dem Stadion liegt, und beschreibt uns den Weg zur Haltestelle. Die ist leicht zu finden, aber auch hier gibt es weder einen Hinweis auf den Song Contest noch konkret auf das Stadion. Stattdessen sieht die Busstation aus wie jede andere hier am Flughafen. Nur der Schriftzug "Messe" am Ende der Metallstange, an der der Fahrplan befestigt ist, sagt uns, dass wir richtig sein müssen. Ein Blick auf den Fahrplan wiederum offenbart, dass der Shuttlebus nicht regelmäßig fährt, sondern nur an bestimmten Daten zu Messezeiten. Ein Glück, heute, am 15. März, fährt er, weil morgen die Schuhmesse beginnt. Rund 15 Minuten müssen wir warten, bis der Bus eintrifft. In dieser Zeit werden wir zweimal von unsicher wirkenden Männern in Anzügen auf Englisch angesprochen, ob das denn hier die richtige Station für den Messebus sei. Nach allem, was wir wissen, ja, erklären wir und fragen uns - Song Contest hin oder her - zugleich, ob denn Messeteilnehmer hier grundsätzlich so verloren rumstehen.

Mit dem Bus zur Messe geht es schnell. Die Station, an der wir aussteigen müssen, ist "Messe Nord". Das geht aus unserem Linienplan, den wir vom Informationsbüro mitgenommen haben, hervor. Zudem ist, an der Messe angekommen, die "Esprit Arena" natürlich nicht zu übersehen.

Hier lässt es sich gucken

Warum sind wir eigentlich noch einmal hier? Ach ja, heute werden die Song-Contest-Startplätze der Länder in den Halbfinalen und der gesetzten Länder im Finale, darunter Deutschland, ausgelost. Die Zeremonie mit der Moderatorin Judith Rakers, die zusammen mit Stefan Raab und Anke Engelke auch den ESC präsentieren wird, und Glücksfee Sabine Heinrich, die mit Matthias Opdenhövel durch "Unser Song für Deutschland" führte, findet im "Platinum Club" der "Esprit Arena" statt. Durch die Glasfront des Clubs, der auf der Ebene zwischen Ober- und Unterrängen des Stadions liegt, blickt man direkt in das Innere der Arena. Kein Zweifel, von hier aus lassen sich Fußballspiele und bestimmt auch der Song Contest cool gucken.

Elbers empfing die Song-Contest-Delegationen erstmals in Düsseldorf.

Elbers empfing die Song-Contest-Delegationen erstmals in Düsseldorf.

(Foto: dpa)

Wir sind früh dran. Und so bevölkern den Raum zunächst fast ausschließlich ein paar Dutzend Journalisten, Kameraleute und Fotografen - darunter, das hört man, wenn sie sprechen, auch Vertreter der ausländischen Presse. Rund eine viertel Stunde bevor es mit der Auslosung los gehen soll, füllt sich der Club schlagartig. Die, die nun hereindrängen, sind die Delegationsführungen sämtlicher am Song Contest teilnehmenden Länder, die sich in diesen Tagen erstmals am diesjährigen Austragungsort der Veranstaltung getroffen haben.

Mit großem Bohei mischen die ESC-Abgesandten aus ganz Europa die doch eher wortkarge Journalisten-Schar auf. Ein Geschnatter und Stimmenwirrwarr in den unterschiedlichsten Sprachen erfüllt den Raum. Beinahe fühlt man sich an ein Klassentreffen erinnert, nur mit dem Unterschied, dass hier alle verschieden alt sind. Auch einen einheitlichen Dresscode scheint es für die Delegationen nicht zu geben - hier mischen sich Anzugträger und aufgedonnerte Frauen im Minikleid unter Männer in Trainingsjacken und Leute, die aussehen, als ob sie am liebsten selbst auf der Song-Contest-Bühne stehen würden, zum Beispiel beim Auftritt von Weißrussland. Und selbstredend gibt es auch hohen Besuch: Nicht nur ESC-Generalsekretär Sand ist da, sondern auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers.

Amüsantes am Rande

Als die Auslosung der Startplätze beginnt, fiebert natürlich jede Delegation mit, welche Position ihrem Land beschert werden wird. Doch nicht nur Glücksfee Sabine Heinrich und Moderatorin Judith Rakers, die manche Patzer in ihren Ausführungen wie etwa diverse Zahlendreher professionell und charmant weglächelt, fiebern offenkundig vor allem einer Entscheidung entgegen: Welche Startnummer bekommt Lena mit "Taken By A Stranger" im Finale? Am Ende, das ist bekannt, ist es die Nummer 16 - nicht die beste, aber wohl auch nicht die schlechteste Ausgangslage.

Worauf es ankam: Sabine Heinrich (l) und Judith Rakers präsentieren das deutsche Los-Ergebnis.

Worauf es ankam: Sabine Heinrich (l) und Judith Rakers präsentieren das deutsche Los-Ergebnis.

(Foto: dpa)

Doch auch wenn die gesamte Zeremonie von der Frage nach Deutschlands Startplatz überlagert wird, ereignet sich auch aus hiesiger Sicht die eine oder andere interessante und amüsante Episode. Etwa als die Delegationsleiter der mit einer so genannten "Wildcard" bedachten Länder ans Mikro treten, um ihre Wunschposition zu verkünden. Als zum Beispiel die polnische Vertreterin erklärt, man wolle im ersten Halbfinale gleich als erster antreten, geht ein Raunen durch den Raum - schließlich gelten die vorderen Plätze eher als Nachteil. Die Begründung der slowakischen Abgesandten, man entscheide sich im zweiten Halbfinale für Position fünf, weil das eine "very romantic number" sei, sorgt für Schmunzeln. Dass Spanien wiederum seine "Wildcard" im Finale nutzt, um für sich Platz 22 in Anspruch zu nehmen, ist natürlich nachvollziehbar - auf diesem ging im vergangenen Jahr Lena in Oslo an den Start.

Wenn in Düsseldorf ein Eurovisions-Fieber zu spüren war, dann war es hier. Und mit dem Beginn des Umbaus der "Esprit Arena" für den Song Contest am 4. April dürfte es auf dem Gelände bis Mai sicher weiter ansteigen. Die Stadt selbst indes muss sich die kommenden Wochen noch ordentlich ins Zeug legen - denn außer ein paar Fähnchen vor dem Rathaus ist auch im Düsseldorfer Zentrum von dem bevorstehenden Ereignis bislang nichts zu sehen und zu spüren. Klar, man mag sagen, zwei Monate sind noch eine ganze Weile hin. Und solange nur ein paar Journalisten am Flughafen fragend rumstehen, gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Nur: Die Journalisten, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem Ausland, waren und sind jetzt zum Teil schon da. Und letztlich sind es in nicht unerheblichem Maße sie, die das Bild der Veranstaltung prägen und vermitteln werden.

Quelle: ntv.de

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