ESC-Finale ohne Diva Wo ist Dana International?
13.05.2011, 12:02 Uhr
Das Kleid von Jean-Paul-Gaultier - ein Hingucker.
(Foto: REUTERS)
Dana International, der schillernde Star aus Israel, wird nicht ins Finale gewählt? Geht's noch? Ding-Dong? Sie hatte ein Jean-Paul-Gaultier-Kleid an! Wenn die Siegerin von 1998 es nicht einmal in die Endrunde schafft, was bedeutet das für Lena?
Zugegeben: "Ding-Dong", das Lied der israelischen Sängerin Dana International, war weder musikalisch noch vom Text her wahnsinnig anspruchsvoll. Und letzte Anpassungen mit Techno-Rhythmen taten dem Lied auch nicht wirklich gut. Aber seit wann geht es um musikalische Qualität beim Eurovision Song Contest? Geht es hier nicht um bunte, schrille oder gerne auch peinliche Auftritte und um ausgelebte patriotische Gefühle? Also was ist schief gelaufen? War es Politik? Hat gar die Volksfront von Judäa heimlich die Telefonleitungen gekappt? Kann nicht sein, im Selbsttest wurde die Stimme eindeutig gezählt.
Als Israel verkündete, dass Dana International erneut beim ESC antreten würde, horchte der bunte Grand-Prix-Zirkus auf - denn die transsexuelle Sängerin, die 1998 mit dem Lied "Diva" den ESC nach Jerusalem geholt hatte, hatte eindeutig dasselbe vor, wie Stefan Raab mit seinem Zögling "Lovely-Lena" Meyer-Landrut: Noch einmal auf das Siegertreppchen klettern. Was dem irischen Barden Johnny Logan gelungen war, konnte schließlich nicht allzu schwierig sein. Und Dana International ist in ihrer Heimat nicht nur eine erfolgreiche Sängerin und Ikone der Homosexuellen-Bewegung, sondern hatte es noch vor der Jahrtausendwende und gegen den Widerstand religiöser und konservativer Stimmen aus Israel geschafft, Europa ein anderes Gesicht ihres Landes zu zeigen.
Doch, ach, was wenn einem ausgerechnet der eigene Ruhm im Wege steht? Schließlich bekommt auch das deutsche Goldkind Lena derzeit kräftig zu spüren, wie unbarmherzig Medien und Öffentlichkeit mit einem umgehen, wenn aus den Sternchen Stars werden. Ganz böse Zungen lästerten zudem, dass Dana im Vergleich zu den anderen Teilnehmern mit ihren 39 Jahren doch schon ein alter Mann sei.
Mädchen oder Diva?
Diese strafte die als Yaron Cohen 1972 in Tel Aviv geborene Sängerin mit ihrem blendenden Aussehen Lügen. Wie es sich für eine Ikone gehörte, schaute Dana International auf ihrem Weg nach Düsseldorf noch rasch in Paris vorbei und ließ sich von Designer Jean-Paul Gaultier ein Kleid auf den Leib schneidern. Haute-Couture muss sein. Und da sind wir schon bei dem Problem des Ganzen: Trotz aller Beteuerungen, nur ein "einfaches Mädchen" zu sein, wurde die Sängerin ihrem einstigen Siegertitel mehr als gerecht. Sie gebärdete sich bei Proben und Presse als Diva, die Termine absagte, sich nicht an die Namen ihrer Background-Sängerinnen erinnern konnte und der man insgesamt offenbar nur wenig Recht machen konnte.
Vielleicht sind da die Würfel für das peinliche Scheitern gefallen: Denn auch wenn Dana International beim Halbfinale-Auftritt wieder Charme versprühte und deutlich geschickter als einst auf ihren High-Heels über die Bühne schwebte, die Gunst der Jury und der Anrufer hatte sie offensichtlich verspielt – da nützte auch das hübsche, Bastkörbchen-ähnliche grüne Kleid nichts mehr. Stattdessen musste sie versteinert zusehen, wie andere Spaßvögel, wie beispielsweise die irischen Zwillinge Jedward, an ihr vorbei ins Finale zogen.
Pass auf, Lena!
Als ehemalige Gewinnerin schon im Halbfinale nach Hause geschickt zu werden, ist bitter. Auch wenn wenige an einen Sieg der Israelin glaubten, galt doch ein Platz unter den Top Ten als gesetzt – schon alleine wegen ihres Status als Schwulen-Ikone. Das Thema Eurovision Song Contest dürfte für Dana International nun ein für allemal durch sein. Das ist besonders schade, weil sie ja nicht nur als Sängerin auftrat, sondern 2008 auch das Lied für den israelischen Sänger Boaz geschrieben hatte, der mitsamt Song und beeindruckenden Oberarmen 2008 in Belgrad den neunten Platz belegte.
Auch für Lena dürfte es schockierend gewesen sein, jemanden derart aus der Favoriten-Rolle fallen zu sehen. Denn auch wenn sie selbst ausdrücklich nicht unbedingt einen Sieg für ihr Glück braucht, will man doch gerade beim Heimspiel eine gute Figur machen. Da kann nur noch ihr viel beschworener "Hunger, auf die Bühne zu gehen" helfen.
Was wohl Dana International nach dem Halbfinale gemacht hat? Ins Kissen geweint? Wohl eher das Hotelzimmer zertrümmert. Wie dem auch sei: Shalom, Dana, komm gut heim. Und danke noch mal, dass Du der Welt erneut gezeigt hast, dass es in Israel mehr gibt als Schläfenlöckchen und Soldaten. Diesen Sieg nimmt Dir keiner!
Quelle: ntv.de