Muss man gehört haben Could you be loved, Bob Marley?
03.02.2015, 20:40 Uhr
Bob Marley machte Reggae weltweit bekannt und berührte mit seinen Songs Millionen.
(Foto: Twitter/revistavistazo)
Er war immer mehr als ein Sänger. Mit kämpferischen Liedern und seiner kompromisslosen Haltung schenkte Bob Marley Millionen Mut und Hoffnung. In dieser Woche wäre der berühmteste Rastafari der Welt 70 Jahre alt geworden.
Schaut man sich das Cover von "The Wailing Wailers" aus dem Jahr 1965, sieht man drei junge Herren in schmucken schwarzen Anzügen, die in die Kamera lächeln: Bob Marley, Bunny Wailer und Peter Tosh wirken wie jede andere Popgruppe zu der Zeit, aber der Sound ist schon ein anderer. Es ist der mitreißende Ska, der sich im Laufe der nächsten Jahre mit Hilfe des Produzenten Joe Higgs zum langsamen, aber nicht weniger schwingenden Reggae mit seinem druckvollen Bass und Offbeat-Gitarre entwickeln wird.

Für den US-Markt mischte Marleys Label E-Gitarre und Keyboard zu seinem Sound.
(Foto: Twitter/mariatohme11)
Wie so viele Bands in den 60ern werden die Jungs finanziell übers Ohr gehauen, denn auch die Musikszene ist in Jamaika ziemlich korrupt. Aber die Künstler sind ehrgeizig und besonders Marley möchte Reggae über die Grenzen von Jamaika bekannt machten. 1973 nimmt sich das Label Island Records der Gruppe an und veröffentlicht "Catch A Fire" für den internationalen Markt. Die Studiobosse passen den Sound dem anglo-amerikanischen Geschmack an und mischen E-Gitarre und Keyboard dazu. Das kommt an.
Dreadlocks und "das Kraut"
Marley, ursprünglich katholisch erzogen, fühlt sich Mitte der Sechziger Jahre zur mystischen Religion der Rastafari hingezogen, die den äthiopischen König Haile Selassie I. als Nachfahren Gottes verehrt. Auch äußerlich verändert sich der Musiker und gibt sich mit Dreadlocks als Rastafari zu erkennen. Eine nicht unwesentliche Rolle in der Rastafari-Kultur spielt Cannabis oder "Das Kraut". Marley wird in Texten und Interviews immer wieder die bewusstseinserweiternde Kraft der Droge loben.
Religion ist nicht das einzige Thema der Wailers - die Musiker stammen aus dem ärmlichen Kingston-Viertel Trenchtown. Sie wissen, wie ein Großteil der Menschen lebt in einem Land, das vom gewalttätigen Kampf der beiden führenden Parteien geprägt ist. Marley will eine bessere, friedlichere Welt für seine Landsleute und Songs wie "Get Up, Stand Up" sowie "I Shot The Sheriff" (1973 ) fordern die Menschen auf, sich gegen Korruption und Unterdrückung zu wehren und friedvoll miteinander zu leben.
Reggae als Nachrichtensender
Island Record baut bei der Vermarktung der beiden Platten Bob Marley zum Star der Band auf, was Tosh und Wailer weniger gefällt. Es kommt, wie es kommen muss: Die Band löst sich auf. Marley wandelt fortan auf Solopfaden. Er behält trotzdem den Namen "Wailers", ändert aber den Sound. Fortan begleitet ihn auch der Frauenchor "I-Three", bestehend aus seiner Frau Rita Marley, Marcia Griffith und Judy Mowatt. "Natty Dread" heißt die erste Solo-Platte, die 1974 erscheint und dessen Reggae sehr bluesig klingt.
Berühmtestes Lied der Produktion dürfte die Ballade "No Woman, No Cry" sein, dessen Tantiemen für lange Zeit an Marleys alten Kumpel Vincent Ford gehen. Sein berühmter Freund setzte den Besitzer einer Suppenküche namentlich als Komponisten ein, um ihn finanziell abzusichern, eine Methode, die er auch bei anderen Liedern anwendet. Der Jamaikaner ist für seine Großzügigkeit bekannt. Mit dem Konzert-Album "Live", das 1975 herauskommt, hat er noch mehr Möglichkeiten, Leute zu unterstützen, denn damit gelingt Marley der große Durchbruch. Reggae, seiner Meinung nach der "Nachrichtensender der Leute", wird dank ihm nun auf der ganzen Welt gehört.
Politische Botschaft verborgen hinter Liebessäuseln
1976 erscheint "Rastaman Vibration" und ist, wie der Titel verrät, eine Huldigung an die Rastafari-Bewegung, der Marley angehörte. Im selben Jahr wird in Jamaika ein Attentat auf den Künstler verübt. Marley soll so davon abgehalten werden, auf einem kostenlosen Friedenskonzert aufzutreten, aber er präsentiert sich mutig mit seinen Schusswunden auf der Bühne. Das Attentat hinterlässt jedoch seine Spuren und der Sänger begibt sich nach London ins Exil. Dort beginnt eine sehr kreative Phase, die 1977 mit "Exodus" seinen Höhepunkt findet.
Marley hat eine neue Band, mit Cynthia Breakspeare eine neue Liebe und all das findet sich auf dem Album wieder. Musikalisch öffnet er sich dem R&B, der pulsierende Bass bleibt, aber Klavier, Gitarre und Trompete sind beim Sound gleichberechtigt. "Exodus" und die anschließende Tour machen Marley endgültig zu einem Superstar. Ein Jahr später erscheint das gefühlvolle "Kaya", einige Fans bemängeln allerdings, dass die politische Botschaft hinter Liebessäuseln und Hoheliedern auf Marihuana auf der Strecke bleibt.
Für ein freies Afrika
Das kann man dem Nachfolger "Survival" aus dem Jahr 1979 nicht vorwerfen, Marley lebt wieder auf Jamaika und träumt in Liedern wie "Africa Unite" von einem afrikanischen Kontinent, das sich seiner kolonialen Fesseln entledigt und hoch erhobenen Hauptes seine Geschichte feiert. Er gibt ein denkwürdiges Konzert in Simbabwe, aber es bleibt nicht mehr viel Zeit, seine Vision von einer Welt ohne Rassismus, Gewalt und Korruption mit seinen Liedern voranzutreiben - Marley ist unheilbar an Krebs erkrankt. 1980 erscheint "Uprising" mit dem Hit "Could You Be Loved", die anschließende US-Tour muss aufgrund der gesundheitlichen Probleme abgebrochen werden.
Am 11. Mai 1981 stirbt Bob Marley, umringt von den meisten seiner Kinder. Die Welt trauert, aber in Jamaika wird seine Beerdigung zu einem Fest, das die Verdienste des Mannes ehrt, der tief verwurzelt in seiner Heimat war und der nicht nur seinen Landsleuten mit seinen Liedern und seiner kompromisslosen Haltung Mut und Hoffnung schenkte.
Zugabe:
Es gibt viele Dokumentationen, aber "Marley" von Kevin MacDonald dürfte die ausführlichste sein. Hier kommen alte Weggefährten zur Wort, die sich vorher zurückgehalten haben. Marleys Ruf als Frauenheld - mindestens elf Kinder von sieben Frauen - wird ebenfalls gewürdigt.
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Quelle: ntv.de