Musik

Ed Sheeran schüttet sein Herz aus "Ich wollte immer Popstar sein"

Weiß mit 23 bereits, was er mit 30 macht und wen er mit 70 liebt: Ed Sheeran.

Weiß mit 23 bereits, was er mit 30 macht und wen er mit 70 liebt: Ed Sheeran.

Der 23 Jahre alte Engländer, ohnehin ein intelligenter, sehr strukturierter und dazu enorm fleißiger Zeitgenosse, fährt für sein zweites Album namens "X" eine rasante Doppelstrategie – ein paar schnelle Nummern und ansonsten nicht zu weit wegbewegen vom ersten Album "+", das sich erstaunliche vier Millionen mal verkauft hat. Wer Ed Sheeran also wegen seiner akustischen Gitarrenpopsongs "The A Team" oder "Lego House" schätzt, mit denen er Ende 2011 den großen Durchbruch schaffte, der bekommt zart-verträumte und akustische Liebeslieder wie "One" (hier geht es noch einmal um die Ex-Freundin, die schon auf dem Debütalbum thematisiert wurde) oder "Thinking out loud" (hier geht es um die neue Freundin, die nicht Taylor Swift ist). Wer den Rotschopf lieber feurig möchte, der bekommt mit "Sing" oder auch "Don’t“ Popsongs erster Güte. Desweiteren lernen wir beim Gespräch im Studio eines Kölner Radionsenders: Spannt man ihm die Freundin aus, wird selbst der nette Ed Sheeran sauer. Und im Musikbusiness geht es eigentlich zu wie in jedem anderen Beruf.

n-tv.de: Ed, im Text deiner Single "Sing" beschreibst du sehr anschaulich einen typischen Abend im Leben eines Popstars: Du bist auf einer Party, betrinkst dich und landest irgendwann knutschend mit einem Mädchen auf dem Sofa. Wie oft passiert dir sowas?

Ed Sheeran: Solche Abende gab es häufiger. Allerdings handelt "Sing" von einer spezifischen Begebenheit dieser Art.

Wann im Laufe dieses Abends hast du gedacht "Da mache ich ein Lied drüber"?

Gar nicht. Die Idee kam mir erst, als ich mit Pharrell im Studio saß und er mir diesen Beat vorspielte. Da dachte ich: "Das passt".

Ist es dir nicht peinlich, solche Erfahrungen öffentlich zu machen?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin nicht schüchtern, und ich verdiene mein Geld damit, in aller Öffentlichkeit mein Herz auszuschütten,

Manche vergleichen "Sing" mit den Songs von Justin Timberlake.

Yeah, ein Superkompliment, oder? Justin macht  phantastische Musik, und er ist einer der besten Live-Acts, die ich je gesehen habe. Ein wunderbarer Sänger, Schauspieler und Tänzer.

Wie sieht es bei dir mit Schauspiel und Tanz aus?

Miserabel, vergiss es. Ich möchte lieber der Meister in einer Einzeldisziplin sein als alles Mögliche nur so halb zu beherrschen.

Selbst in besagter wilder "Sing"-Nacht schreckst du vor der Tanzfläche zurück.

Liebt, was er tut: Ed Sheeran.

Liebt, was er tut: Ed Sheeran.

Das stimmt. Ich tanze einfach nicht gerne. Um ehrlich zu sein: Ich geniere mich beim Tanzen. Der Abend war ja sehr schön, ich hätte ihn auf der Tanzfläche bloß ruiniert. Allerdings habe ich gar nichts gegen Dance Music. Also, nicht gerade die Nummern von David Guetta, aber alles, was funky und am liebsten old school ist, höre ich total gerne.

Gehst du wenigstens tanzen, wenn "Get Lucky" oder "Happy" von Pharrell gespielt werden?

Tatsächlich sind das aktuell die Nummern, bei denen es am ehesten passieren kann. Hängt vor allem davon ab, wie viel ich getrunken habe.

Also, je mehr du trinkst, desto höher wird die Tanzwahrscheinlichkeit?

Als Faustregel kann ich das so bestätigen. Wenn ich richtig hacke bin, tanze ich zu allem.

Wie bist du als Singer/ Songwriter überhaupt auf die Idee gekommen, auf deinem zweiten Album "X" mit dem amtierenden Funkweltmeister Pharrell Williams zusammenzuarbeiten?

Von Anfang an war es mein Plan, mich stilistisch breiter aufzustellen. Ich mag HipHop und Soul sehr gern und höre zuhause ständig Musik von Leuten wie Antony Hamilton, Justin Timberlake oder Nina Simone. Ich wollte also ein paar echt schnelle Popsongs aufnehmen und mich ansonsten nicht zu weit weg bewegen vom ersten Album. Die Idee war also, die Hörer weder zu verunsichern noch zu langweilen.

Und dann?

Saß Pharrell bei der Grammy-Verleihung 2013 zufällig hinter mir. Ich drehte mich irgendwann um, stellte mich vor, und so lernten wir uns kennen.

Der Prinz Harry des Pop ...

Der Prinz Harry des Pop ...

Das hört sich bei dir so selbstverständlich an. So, als wenn du sagst "Er saß im Hörsaal hinter mir, und dann gingen wir zusammen in die Mensa."

Nun ja, irgendwie ist es ja auch so. Ich weiß auch nicht, Mann, mir machen diese berühmten Menschen keine Angst. Ich bin noch nie vor Ehrfurcht erstarrt. Wir machen alle denselben Job, wir sind Arbeitskollegen. Einen Song zu schreiben und zu produzieren, das ist harte, konzentrierte Arbeit. Auch ein Pharrell schüttelt "Happy" nicht aus dem Ärmel.

Du hast auch mit Rick Rubin zusammengearbeitet. Weißt du eigentlich beim Schreiben schon genau, wie der Song später klingen soll?

Das weiß ich einerseits schon. Aber wenn du mit Rick oder Pharrell ins Studio gehst, dann lässt du diese Jungs natürlich Regie führen, ansonsten könnte ich es ja auch gleich selbst machen.

Hast du dich nach dem großen Erfolg eigentlich mal gefragt, warum du so gut ankommst?

Nein. Reflektieren und sacken lassen will ich später. Jetzt stürze ich mich lieber in alles, was noch kommt. Das Leben ist sehr spannend und ich nehme meine Möglichkeiten wahr, ohne groß darüber nachzudenken. "I see Fire" zum Beispiel habe ich innerhalb von einer Stunde geschrieben. Ich war gerade auf Ibiza und noch reichlich verkatert. Naja, vielleicht war die Nummer auch deshalb nur in Deutschland und Österreich ein Hit (lacht).

Du hast drei Mal den Madison Square Garden in New York ausverkauft, vier Millionen Exemplare deines Debüts "+" verkauft und warst mit Taylor Swift auf großer Nordamerikatournee. Erinnerst du dich an den genauen Moment, als du vom Singer/Songwriter zum Popstar wurdest?

Wie ein unrasierter Student ...

Wie ein unrasierter Student ...

Nein, so sehe ich das nicht. Ich wollte immer Popstar sein, bloß mit meinen Mitteln und nach meinen eigenen Vorstellungen. Der Mainstream hat mich akzeptiert und aufgenommen, auch wenn ich nicht wie ein typischer, niedlicher, glatter Mainstream-Popstar aussehe. Sondern wie ein schlecht rasierter Student.

Du bist also auch nicht überrascht, dass du so viele sehr junge Fans hast?

Nö. Ich war 11, als ich zum massiven Fan des Singer/ Songwriters Damien Rice wurde, und der macht weitaus erwachsenere und melancholischere Musik als ich.

Stimmt es, dass du eine Art Fünf-Jahres-Plan hast?

Absolut. Mit Taylor zu touren oder mit Pharrell zu arbeiten, das ist alles Teil meiner Strategie. Ich plane ziemlich langfristig. Ich weiß, was ich machen will, bis ich 30 werde. Danach ist aber noch alles offen.

Was willst du denn bis 30?

Kinder haben, es ruhiger angehen lassen. Am liebsten würde ich mit dem Kinderkriegen jetzt schon anfangen, aber ich werde wohl noch ein paar Jahre warten.

Gibt es die passende Frau schon?

Ja, die gibt es seit einiger Zeit. Wenn du wissen willst, wer es ist, musst du jedoch im Internet nachschauen, ich verrate das nicht. Der Song "Thinking out loud" handelt von uns beiden.

Du singst "I will love you until we are 70".

(lacht) Ich bin eben ein Romantiker.

In "Don't" rekapitulierst du aber stinkwütend eine höchst unromantische Anekdote. Das Stück handelt von einer Kollegin, mit der du liiert warst bis zu dem Tag, an dem sie mit einem anderen Kollegen Sex hatte, während ihr alle im selben Hotel in Los Angeles wart. Die Netzgemeinde ist in der Mehrzahl der Ansicht, es handelt sich um Ellie Goulding. Kannst du das bestätigen?

Vielleicht haben die Leute Recht, vielleicht sind sie auf der ganz falschen Fährte. Es gibt viele Theorien, und meine Vorgehensweise ist es, die Klappe zu halten.

Wo wir schon dabei sind: Warst du eigentlich nie scharf auf Taylor Swift?

Nein, das stand nie zwischen uns. Wir sind sehr gute Freunde. Ich mag an Taylor unter anderem, dass sie auf der Bühne die große Entertainerin gibt und ansonsten ein völlig normales, lässiges Mädchen ist.

Mit Ed Sheeran sprach Steffen Rüth

Das Album "X" ab 20.Juni erhältlich

Quelle: ntv.de

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