Musik

Hollies, Van Dyke Parks, Willie Nelson Musiklegenden neu gehört

Willie Nelson beweist mit seiner neuen Platte, dass er unschlagbar ist.

Willie Nelson beweist mit seiner neuen Platte, dass er unschlagbar ist.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Endlich: Nach anderen großen Bands wie den Beatles und The Who ist nun auch das Beste der BBC-Auftritte der Hollies erschienen. Drei neue Editionen erinnern daran, dass Van Dyke Parks ein Multitalent ist. Und Willie Nelson tritt auf seiner neuen Scheibe den Beweis an, dass er unschlagbar ist.

Fast alle großen britischen Rockbands hatten ihre Auftritte in der guten, alten BBC: Beatles, Rolling Stones, The Who, Small Faces, Yardbirds, Led Zeppelin, Kinks, Hollies. Die Liste lässt sich fortsetzen. Und von fast allen gibt es mittlerweile Tonträger. Gut, die Rolling Stones lassen mit der Veröffentlichung ihrer Radioshows immer noch auf sich warten; die Kinks-Auftritte sollen Ende Mai auf den Markt kommen. Aber die Hollies sind schon jetzt da.

Hits der sechziger Jahre von den Hollies

Hits der Jahre 1964-1969 auf einem Album: "Radio Fun" von den Hollies.

Hits der Jahre 1964-1969 auf einem Album: "Radio Fun" von den Hollies.

"Radio Fun" dokumentiert Songs, welche die Jungs aus Manchester von 1964 bis 1969 im legendären Londoner Playhouse Theatre, im Paris Theatre oder im BBC Broadcasting House spielten. Gemastert wurde die vorliegende Ausgabe in den nicht weniger legendären Abbey Road Studios der EMI, wo ein Großteil der Platten von den Beatles und Pink Floyd entstand. Zu hören sind Songs, mit denen die Band fast eine Dekade in den oberen Etagen der Hitparaden zu Hause war: die Hits "I'm Alive" aus dem Jahr 1965 und "He Ain’t Heavy, He’s My Brother" aus dem Jahr 1969 ebenso wie "Here I Go Again", mit dem die Gruppe um Alan Clarke und Graham Nash 1964 den vierten Platz in den heimischen Verlaufslisten belegte.

Nash war übrigens später Teil der Erfolgsband Crosby, Stills, Nash & Young, die auch nach dem (zeitweiligen) Ausscheiden von Neil Young neben den Byrds die Countryfolkband par excellence war. Auch der aus der Feder von George Harrison stammende Beatles-Track "If I Needed Someone" von 1965 fehlt nicht. Der Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr beschwerte sich damals darüber, dass "die Hollies uns alles nachmachen". Sei’s drum. Dazu kommen ein paar Titel, die in den Sechzigern bei vielen Bands zum Repertoire gehörten: "She Said Yeah" von Larry Williams oder auch "Lawdy Miss Clawdy" von Lloyd Price. Schade, dass die - im Unterschied etwa zum Doppelalbum "The Beatles Live at the BBC" - keine Moderatoren zu Wort kommen. Aber was soll’s: Es muss auch ohne Legenden wie Brian Matthew gehen.

"The Beatles Live at the BBC" hat sich nach seinem Erscheinen 1994 acht Millionen Mal verkauft. Den "Nachmachern" von den Hollies wäre Ähnliches zu wünschen.

Van Dyke Parks: 3 Alben neu aufgelegt

Eine von drei Neuauflaugen: "Song Cykle" von Van Dyke Parks.

Eine von drei Neuauflaugen: "Song Cykle" von Van Dyke Parks.

Van Dyke Parks ist hierzulande weitgehend unbekannt. Die Neuauflage seiner ersten drei Alben ermöglicht jedoch einen Einblick in das Schaffen eines Künstlers, ohne den die Beach Boys wohl eine spaßige Surfband geblieben wären. Deren Monumentalwerke "Pet Sounds" und "Smile" sind maßgeblich unter dem Einfluss des 1943 in Hattiesburg im US-Bundesstaat Mississippi Geborenen entstanden. Die Komplexität seiner Musik spiegelt sich auch in seinem 1968 erschienenen ersten Soloalbum "Song Cykle" wider.

Von Country über mexikanischen Mariachi und Anklänge an Kurt Weill bis hin zur menuettartigen Hymne zieht das singende, spielende und komponierende Multitalent meisterhaft eine ganze Menge musikalischer Register. Auf "Discover America", dem Album von 1972, tritt Parks als Ausländer eines von den USA kolonisierten Landes auf, der von außen auf die Vereinigten Staaten blickt. Die Songs, zumeist damals schon aus der Mode gekommene Calypsos, stammen von Komponisten, die nicht Mitglieder der US-Verwertungsorganisation waren.

So taucht Parks’ Frau Durrie als Komponistin auf. Die Tantiemen wurden auf ein öffentlich zugängliches Konto eingezahlt, und so bekamen die Autoren denn auch etwas von den Einnahmen ab. Viel war es gleichwohl nicht. Kommerziell waren die ersten beiden Alben Flops. Wie auch "Clang of the Yankee Reaper", das 1976 auf den Markt kam. Hier wagt sich Parks neben den für ihn typisch werdenden lateinamerikanischen Klängen sogar an eine Blechbläserversion des "Kanons in D" aus der Feder des Nürnberger Barockkomponisten Johann Christoph Pachelbel heran. Mutig und meisterhaft. Kommerziell, aber - wie gesagt - leider daneben. Schade.

Countrymusik vom Feinsten: Willie Nelson

Der Held der Countrymusik: "Heroes" von Willie Nelson.

Der Held der Countrymusik: "Heroes" von Willie Nelson.

Wenn Willy Nelsons eine neue Scheibe herausbringt, dann brauchte man eigentlich nur zu schreiben: "Klasse, wie immer". "Heroes" steht für Countrymusic vom Feinsten. Es ist bewundernswert, wie vital der fast 80-Jährige auch heute noch klingt. Die schnarrende Stimme hört sich - fast - genauso an wie auf den ersten Veröffentlichungen. Das gilt auch für den 1926 geborenen Ray Price, mit dem Nelson die Countryklassiker "My Window Faces the South", "Home in San Antone" und "Cold War With You" interpretiert. Gast auf dem Album ist auch Merle Haggard, der zusammen mit Willie dessen Uraltsong "A Horse Called Music" singt. Weiter dabei Sheryl Crow, Snoop Dogg, Jamey Johnson, Kris Kristofferson und Billy Joe Shaver. Freimütig bedient sich der Countrymann im Rockfeld: Die Cover-Versionen von Pearl Jams "Just Breathe" und Coldplays "The Scientist" sind so beeindruckend Johnny Cashs Interpretationen von Depeche Modes "Personal Jesus" und Tom Pettys "Won't Back Down". Bei einigen Songs hat übrigens des Meisters Sohn Lukas als Komponist mitgewirkt.

Fazit: Hollies, Van Dyke Parks, und Good Old Willie – Musik, die auch nach Pfingsten gehört werden kann und sollte.

 

The Hollies: "Radio Fun - A BBC Recording"

Van Dyke Parks: "Clang Of The Yankee Reaper", "Discover America", "Song Cykle"

Willie Nelson: "Heroes"

Quelle: ntv.de

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