Musik

Für immer Love and Peace Ringo Starr, lebende Legende

Jemand wie er darf auch ein bisschen schräg singen: Ringo Starr.

Jemand wie er darf auch ein bisschen schräg singen: Ringo Starr.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die anderen Beatles-Mitglieder werden verehrt, aber keiner wird so geliebt wie er: Ringo Starr, der berühmteste Schlagzeuger der Welt, wird 75. Das muss gefeiert und gewürdigt werden.

John Lennon, Paul McCartney und George Harrison mögen zwar die besseren Songs geschrieben und mehr Einfluss auf die Musikgeschichte gehabt haben. Aber können sie so verzücken wie Ringo Starr, wenn er "Octopus's Garden" singt? Oder "With A Little Help From My Friends", wo gleich in der ersten Zeile die rudimentären Sangesqualitäten des Briten angesprochen werden. Er singt falsch? Na und? Mit so viel Charme darf man sich das erlauben.

Als die Beatles die Welt erobern, werden sie wie die heutigen Boybands in die verschiedenen Schubladen gepackt - und kommen nicht mehr heraus: John Lennon ist der bissige Intellektuelle, Paul McCartney der Nette, George Harrison der Schüchterne und Ringo Starr die Stimmungskanone. In Deutschland liebt man den Trommler so sehr, dass er 1965 beim Trailer zum Beatles-Film "Hi-Hi-Hilfe" vor allen anderen genannt wird - und nicht etwa John Lennon, wie man vielleicht annehmen könnte.

Musik und Humor als Überlebensstrategie

Als Teil der "Fab Four", der Beatles, schrieb Starr Musikgeschichte.

Als Teil der "Fab Four", der Beatles, schrieb Starr Musikgeschichte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Richard Starkey wird am 7. Juli 1940 in einem ärmlichen Teil von Liverpool geboren. Seine Kindheit ist geprägt von Krankheiten, als 13-Jähriger muss er zwei Jahre wegen Tuberkulose ins Sanatorium. Damit er dort nicht vor Langeweile umkommt, geben ihm die Krankenschwestern Instrumente. Der Teenager verliebt sich gleich in die Trommel - das Schicksal nimmt seinen Lauf. Es ist keine einfache Jugend, sein Vater verabschiedet sich von der Familie, als sein Sohn drei Jahre alt ist. Die vielen Krankenhausaufenthalte sorgen dafür, dass der kleine Ritchie kaum eine Schulausbildung bekommt. Da braucht es eine Überlebensstrategie und die heißt für den Jungen Musik und Humor.

Mit seiner Band, den Hurricanes, geht er Anfang der 60er-Jahre nach Hamburg: Dort trifft Starkey, der sich jetzt Ringo Starr nennt, auf seine späteren Bandkollegen, die Beatles. Die spielen zu dem Zeitpunkt noch mit Pete Best am Schlagzeug, aber dessen Tage sind gezählt und er wird 1962 durch Starr ersetzt. Im ersten Jahr fürchtet der neue Trommler, dass ihm ein ähnliches Schicksal wie Best droht, aber diese Sorgen sind völlig unnötig - mit Ringo Starr am Schlagzeug, Paul McCartney am Bass und John Lennon und George Harrison an den Gitarren ist das perfekte Quartett gefunden. Die Welt kann erobert werden.

Katastrophale Disco-Produktion

Acht Jahre herrscht "Beatlemania". Dann ist Schluss. Die Beatles lösen sich 1970 auf und widmen sich ihren Soloprojekten. Was das Komponieren betrifft, kann Ringo Starr den anderen drei nie so recht das Wasser reichen - seine ersten Solo-Alben sind dann auch Standards und Country-Alben.

Wie gut ist Starr wirklich am Schlagzeug? Zusammenschnitte auf YouTube nehmen sein Spiel unter die Lupe.

Wie gut ist Starr wirklich am Schlagzeug? Zusammenschnitte auf YouTube nehmen sein Spiel unter die Lupe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Album "Ringo", das 1973 herausgebracht wird, sorgt allerdings für Schnappatmung, wirken an ihm doch alle vier Beatles mit, was die vergebliche Hoffnung auf eine Reunion weckt. "Ringo" mit der Hit-Single "Photograph" wird richtig erfolgreich - im Unterschied zu den Nachfolgern: Stolze 18 Studioalben hat Ringo Starr auf den Markt geworfen, darunter 1977 mit "Ringo the 4th" eine ziemlich katastrophale Disco-Produktion.

Daneben steht der Brite unzählige Male in Hollywood-Produktionen vor der Kamera. 1980 lernt er bei den Dreharbeiten zu "Caveman" das ehemalige Bond-Girl Barbara Bach kennen, mit der er mittlerweile schon 34 Jahre lang verheiratet ist. Es ist sein zweiter Gang zum Altar. Aus der ersten Ehe mit Maureen Cox stammen die drei Kinder Zak, Jason und Lee. Zak Starkey tritt sehr erfolgreich in die Fußstapfen seines Papas und darf sich mittlerweile als inoffizielles Mitglied von The Who fühlen.

Die Hollywood-Vampire

Ringo Starr bekommt aber nicht viel von seiner Familie mit - die 70er und 80er sind von Alkohol geprägt. Starr gehört neben Alice Cooper, Harry Nilsson, Mickey Dolenz und Keith Moon zu den "Hollywood Vampires", einem Club, in dem es darum geht, die anderen unter den Tisch zu saufen. Das kann auf Dauer nicht gutgehen: 1988 begibt sich der Musiker gemeinsam mit seiner Gattin in den Entzug und führt seitdem in seiner kalifornischen Wahlheimat ein sehr gesundes Leben, das von Brokkoli und Gemüsesäften geprägt ist. Und von einer unglaublichen Angst vor Bakterien - aus diesem Grund schüttelt Ringo Starr nur selten Hände, man bekommt den Ellenbogen.

Seit ein paar Jahren unterschreibt Starr auch keine Autogramme mehr. Das müsste die Leute eigentlich gegen ihn aufbringen. Aber so lange er bei öffentlichen Auftritten seinen Charme spielen lässt und seine Finger zum "Love & Peace"-Zeichen reckt, sind die Fans versöhnt. Sie geben weiterhin Hunderte von Dollar aus, um ihren Ringo am Schlagzeug zu sehen. Gemeinsame Auftritte mit dem anderen noch lebenden Beatle Paul McCartney sind selten. Aber wenn die beiden dann zusammen auf der Bühne stehen und er "With A Little Help From My Friends" ins Mikro schnarrt - so geschehen im März dieses Jahres bei seiner Aufnahme in die Rock'n'Roll Hall of Fame in Detroit - hüpft das Herz.

McCartney taucht manchmal auch bei Konzerten der All-Starr Band auf. Das ist eine Truppe, die Ringo Starr seit 1989 um sich versammelt und mit der er auf Tour geht. Die Mitglieder ändern sich dauernd: Um mitmachen zu dürfen, muss man mindestens drei Hits vorweisen. Mit den Jahren kommt eine illustre Runde zusammen: Joe Walsh, Dr. John, Peter Frampton, Roger Hodgson und viele, viele mehr stehen auf der Bühne und dürfen auch mal singen. Trotzdem ruhen bei diesen Konzerten alle Augen auf dem kleinen Mann hinter dem Schlagzeug, der immer noch sehr lässig seine Stäbe wirbeln lässt. Möge er dies noch lange tun: Happy Birthday und Love & Peace, Ringo Starr!

Quelle: ntv.de

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