Musik

Neil Young und Pink Floyd Wie die Großen groß wurden

"Jukebox - The Songs That Inspired Pink Floyd"

"Jukebox - The Songs That Inspired Pink Floyd"

Wenn man sieht, wo Neil Young und Pink Floyd musikalisch wurzeln, ist es kein Wunder, dass sie zu Musikgrößen wurden. Da können sich heutige Popsternchen noch was abgucken.

Um es einmal böse zu sagen: Bei so manchen Dauergästen der heurigen Verkauflisten weiß man nicht, woher sie kommen. Musikalisch, meine ich. Und wohin sie wollen, außer auf das Goldene Kalb, ist ihr bestgehütetes Geheimnis. Die Großen der Populärmusik suchten sich ihre Idole in verstaubten Plattenbergen verstaubter Plattenläden. Neil Young fand eine seiner ersten Singles in eben einem solchen Store im kanadischen Toronto, wo der 1945 geborene im Vorort Pickering aufwuchs: Ronnie Hawkins' "Forty Days". Das war eine umgeschriebene, weißgespülte Version von Chuck Berrys "Thirty Days". Dann kam "Send Me Some Lovin'" von Mister Richard Wayne Penniman hinzu, eine hingeschluchzte, langsame Nummer, so ganz im Gegensatz zu den schnellen Tracks, für die der besser als Little Richard bekannte eigentlich steht. Als Little Richard 1957 meinte, er müsse dem sündigen Rock and Roll entsagen und sich auf einen religiösen Erbauungstrip begab, trat einer in seine Fußstapfen, der - fast - ganz so wild war wie der Mann aus Macon/Georgia: Larry Williams, auf der vorliegenden Scheibe mit "Bony Moronie" vertreten, dem Lied über das Mädchen, das so dünn ist "like a stick of macaroni". Dass so geniale Bluesmen wie das Duo Sonny Terry & Brownie McGhee sowie Jimmie Reed zu den Vorbildern von Master Neil gehören, versteht sich fast von selbst. Doch nicht nur die afroamerikanischen Granden des Rhythm and Blues hatten es dem jungen Suchenden angetan: Auch Roy Orbison, der weiße Troubadour des Rock and Roll mit seiner unvergänglichen Arie "Only The Lonely", und das One-Hit-Wonder Ronnie Self mit seinem Brüller "Bop-a-lena" gehörten dazu.

Gitarrenspiel ein Mix

Wenn man dem Gitarrenspiel von Young zuhört, wird man zugeben, dass es sich irgendwie um einen Mix aus dem schrägen Instrumental "Rawhide" des US-Amerikaners Link Wray und der sauberen Fender Stratocaster des Engländers Hank Marvin von den Shadows handelt. "Apache", der größte Erfolg der zeitweiligen Begleitband von Cliff Richard, immer wieder ein Hörgenuss.

"Neil Young's Jukebox: The Songs That Inspired The Man"

"Neil Young's Jukebox: The Songs That Inspired The Man"

Spannend und bezeichnend, dass "Apache" auch zu den Inspirationen der Briten von Pink Floyd gehört. Der Titel ist wie Jimi Hendrix’ "Hey Joe" auf beiden CDs vorhanden. Wenn man genau hinsieht, ähneln sich die Interpreten, die Einfluss auf den kanadischen Folkrocker hatten und jene, die die britischen Opulentrocker animierten. Sicher: Ein Karlheinz Stockhausen und ein Miles Davis finden sich bei Neil Young nicht. Dafür hat's bei Neil Young John Coltranes "Theme For Ernie". Wer Stockhausens "Song Of Youths" hört, weiß, wie Pink Floyd die Idee zu den Klangkollagen auf "Ummagumma" kam. Chico Hamiltons "Blue Sands" dürfte als Vorlage zu "A Saucerful Of Secrets" gedient haben.

Musik, die aus dem Bauch kommt

Elvis' "Money Honey", Chuck Berrys "Beautiful Delilah", Bo Diddleys "Pretty Thing" und zuvorderst Buddy Hollys "Not Fade Away", wenngleich nie Riesenhits, sind Meilensteine einer Musik, die aus dem Bauch kommt, mit der Hand gemacht wird und nur mit dem Herzen zu verstehen ist. Das gilt auch für den Doo-Wop-Klassiker "Why Do Fools Fall In Love" von Frankie Lymon mit seinen Teenagers und "Bye, Bye, Love von Don und Phil Everly, deren glasklarer Gesang die Stimmen von Syd Barrett, Roger Waters und David Gilmour beeinlusst hat. Und ganz sicher hat Neil Young auch die Everlies, Buddy, Chuck und Co. gehört. Und den Folkbarden Pete Seeger, der auf der CD der Pink-Floyd-Inspirationen mit dem Klassiker "Midnight Special" vertreten ist.

Wer solche Vorbilder hat(te), wird fast zwangsläufig selbst zum Vorbild. Vielleicht hören unsere zeitgenössischen Hitparadenstürmer einmal hinein. Dann könnte aus ihnen auch noch etwas Zeiten Überdauerndes werden.

"Neil Young's Jukebox: The Songs That Inspired The Man", CD, Chrome Dreams in-akustik

"Jukebox - The Songs That Inspired Pink Floyd", CD, Chrome Dreams in-akustik

Quelle: ntv.de

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