Kino

Ein Thriller ohne Thrill? "Alex Cross" ist wieder da

Perry Tyler als "Alex Cross": An Morgan Freeman kommt er nicht heran.

Perry Tyler als "Alex Cross": An Morgan Freeman kommt er nicht heran.

(Foto: Ascot Elite)

In den 1990ern erschafft James Patterson die Figur des Polizeipsychologen Alex Cross. Was folgt, sind eine Buchreihe mit Millionen-Verkäufen und zwei Hollywood-Blockbuster mit Morgan Freeman. Nun folgt der dritte Film - mit neuer Besetzung. Tyler Perry ermittelt. Sein Gegenspieler ist ein Soziopath, den wir alle kennen, aber so noch nie gesehen haben.

Bestsellerautor und Erfinder von "Alex Cross": James Patterson

Bestsellerautor und Erfinder von "Alex Cross": James Patterson

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor knapp zwanzig Jahren beginnt eine Erfolgsgeschichte, die bis heute ihresgleichen sucht. James Pattersons erster "Alex Cross"- Roman erscheint. Was folgt, sind Millionen und Abermillionen verkaufter Bücher mit dem Washingtoner Polizeipsychologen als Hauptdarsteller. Sie machen Patterson weltberühmt, laut "Spiegel" sogar zum erfolgreichsten Schriftsteller der Welt - trotz John Grisham oder Stephen King. Es dauert nicht lange und Hollywood entdeckt das Potenzial, das in dem Ermittler und seinen Fällen steckt.

" … denn zum Küssen sind sie da" ist die erste Cross-Verfilmung. Der bereits mehrfach Oscar-Nominierte Morgan Freeman ("Die Verurteilten", "Million Dollar Baby"), Ashley Judd ("Doppelmord", "Heat") und Cary Elwes ("Saw") sorgen dafür, dass die 27-Millionen-Dollar-Produktion aus dem Jahr 1997 an den weltweiten Kinokassen ein Erfolg wird, der das Budget mehrfach wieder hereinspielt. Die Kritiker sind allerdings gespalten: "Thrill vom Feinsten", attestiert die "TV Movie"; "Von vorn bis hinten ausrechenbar", heißt es in der "TV Spielfilm". Fünf Jahre darauf erscheint mit "Im Netz der Spinne" das Prequel. Freeman spielt erneut Alex Cross, und das sehr eindrucksvoll, obwohl er bereits beim ersten Film nur die zweite Wahl gewesen ist. Ursprünglich sollte Denzel Washington den Ermittler spielen, aber ein anderes Projekt macht ihm zeitlich einen Strich durch die Rechnung. "Im Netz der Spinne" schafft es, mehr als 100 Millionen Dollar einzuspielen. Danach wird es still um den Leinwand-Alex Cross.

"Alex Cross" ist bei Ascot Elite erschienen.

"Alex Cross" ist bei Ascot Elite erschienen.

(Foto: Ascot Elite)

Erst im vergangenen Jahr kehrt der Polizeipsychologe auf die große Kinoleinwand zurück, in Rob Cohens ("The Fast And The Furious", "xXx") Patterson-Adaption "Alex Cross". Aber nicht et wa erneut der mittlerweile Oscar-dekorierte Freeman spielt ihn, sondern der außerhalb Hollywoods eher unbekannte Tyler Perry ("Star Trek"). In den USA ist Perry laut "Forbes" 2011 der "am besten bezahlte Mann in der Unterhaltungsbranche". Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Schauspieler, Regisseur, Produzent - kurzum: ein Multitalent. Gemeinsam mit Matthew Fox ("Lost") und Edward Burns ("15 Minutes") soll er mit Hilfe Cohens Regiearbeit der Cross-Reihe wieder neues Leben einhauchen.

Ein Irrer und ein Cop

Der "Schlächter von Slygo" im Ultimate-Fighting-Ring: So verschafft er sich die Aufmerksamkeit seines ersten Opfers.

Der "Schlächter von Slygo" im Ultimate-Fighting-Ring: So verschafft er sich die Aufmerksamkeit seines ersten Opfers.

(Foto: Ascot Elite)

Alex Cross ist der glücklichste Mann der Welt. Seine Frau ist zum dritten Mal schwanger. Noch für das Detroiter Police Department arbeitend, plant er, einen ruhigeren und deutlich besser bezahlten Job beim FBI in Washington anzunehmen, um mehr Zeit mit seiner Frau und seiner Familie verbringen zu können. Doch da macht ihm der "Schlächter von Slygo" einen Strich durch die Rechnung. Cross und sein Partner Tommy Kane (Edward Burns) werden an einen Tatort gerufen: zu einer toten Frau, ans Bett gefesselt und verstümmelt, sowie ihren drei toten Bodyguards.

Cross schaut sich um und ist sich schnell sicher, dass sie es mit einem Einzeltäter zu tun haben. Einem Profi, wahrscheinlich ein Ex-Soldat, soziopathisch und narzisstisch. Ein Mann, der es liebt, seinen Opfern Schmerzen zuzufügen, sie leiden zu lassen. Und er hat einen Hinweis hinterlassen: Auf einer Kohlezeichnung findet Cross die Anfangsbuchstaben des Namens des nächsten Opfers.

Das erste Opfer des Schlächters: Es weiß noch nicht, was ihm blüht.

Das erste Opfer des Schlächters: Es weiß noch nicht, was ihm blüht.

(Foto: Ascot Elite)

Als Cross und sein Team bei dem Konzernmanager eintreffen, ist es schon fast zu spät. Der Attentäter (Matthew Fox) ist bereits vor Ort. Cross und er sehen sich in die Augen, Kane schießt und verletzt ihn sogar, ehe er fliehen kann. Dann macht Cross einen Fehler. Obwohl er dem Attentäter in die Quere gekommen ist und dessen Mord verhindert hat, glaubt er nicht daran, dass nun auch er und sein Team auf dessen Todesliste stehen. Das kostet Kanes Freundin, Cross' Frau und sein ungeborenes Kind das Leben. Nun ist Cross alles egal. Er will den Soziopathen zur Strecke bringen. Koste es, was es wolle.

Ein Fox ist nicht genug

Das ist Matthew Fox als eiskalter Psychokiller.

Das ist Matthew Fox als eiskalter Psychokiller.

(Foto: Ascot Elite)

Die Story klingt vielversprechend. Auch der Schauplatz Detroit, "Motor City", kann sich sehen lassen. Das überdurchschnittlich viele Cadillacs im Film auftauchen, mag dem geschuldet sein. Allerdings erscheint der ganze Film wie ein einziger Hochglanz-Werbeprospekt. Die Autos glänzen und funkeln, als kämen sie direkt aus den Verkaufshallen der Händler. Was dem Film abgeht, ist ein bisschen Dreck, etwas Schmutz. Selbst der Killer trägt Anzug. Aber so viel ist sicher: Matthew Fox, der für L’Oreal einst Werbung machte für Mittel gegen müde Männerhaut, ist als "Schlächter von Slygo" nicht wiederzuerkennen. Abgemagert und mit Glatze, erinnert er unweigerlich an Christan Bale in "The Machinist". Den kaltblütigen Soziopathen nimmt man ihm dennoch ab. Er spielt in "Alex Cross" den Rest der Schauspiel-Crew locker an die Wand.

Und genau das ist das Hauptproblem des Films. Tyler Perry bleibt blass. Zugegeben, Freemans Fußstapfen sind groß, aber Perry gelingt es nicht ansatzweise, sie zu füllen. Auch das Action-Gütesiegel Rob Cohen sticht nicht. Zwar startet der Film mit einer Actionsequenz, danach verläuft der Plot aber eher gemächlich. Bis auf eine nette Explosion und den Showdown Mann-gegen-Mann kurz vor Filmende war's das. Als Zuschauer sieht man den Streifen und denkt sich: Irgendetwas fehlt doch da. Da muss doch noch etwas passieren. Die Auflösung, warum der Soziopath die Spitze eines Multimilliarden-Dollar-Konzerns ausschalten will, bringt am Ende zwar noch Jean Reno ("Leon - Der Profi") ins Spiel, ist aber vorhersehbar gewesen.

"Alex Cross" floppte an den US-Kinokassen und erscheint als Direct-to-DVD jetzt in Deutschland. Bei dem internationalen Erfolg der Reihe ist eine weitere filmische Inszenierung trotz allem aber nur eine Frage der Zeit. Leser der Patterson-Reihe sollten daher den Film eher meiden. Er ist eher etwas für Matthew-Fox-Fans und Liebhaber der "CSI"-TV-Serien. Aber auch davon gibt es ja genug.   

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Quelle: ntv.de

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