Kino

Hip-Hop meets Martial Arts RZAs blutige Kung-Fu-Hommage

RZA als großer Kung-Fu-Fighter: Ernst zu nehmen ist er in dieser Rolle nicht.

RZA als großer Kung-Fu-Fighter: Ernst zu nehmen ist er in dieser Rolle nicht.

Die Hip-Hopper vom Wu-Tang Clan hatten schon immer eine Affinität zu chinesischen Kampfkünsten. Vor allem der ehemalige Chef Robert Diggs liebt alte Kung-Fu-Filme aus den 70er Jahren. Jetzt hat der Rapper den Film "The Man with the Iron Fists" gedreht, der diese Liebe bluttriefend dokumentiert.

RZA führt Regie, schreibt das Drehbuch und spielt die Hauptrolle in "The Man with the Iron Fists".

RZA führt Regie, schreibt das Drehbuch und spielt die Hauptrolle in "The Man with the Iron Fists".

Wer sich in der Hip-Hop-Szene ein wenig auskennt, dem wird bei dem Kürzel RZA sofort der Wu-Tang Clan einfallen und dessen Kopf Robert Diggs. Nachdem es etwas stiller um den Clan geworden ist, wandert Diggs zwischen den Welten. Er arbeitet als Musiker, komponiert den Soundtrack zum Film "Ghost Dog" und findet erste Engagements als Schauspieler.

Jetzt hat der Rapper mit seinem gerade auf DVD erschienen Film "The Man with the Iron Fists" zum finalen Schlag ausgeholt. Nicht nur, dass RZA hier die Hauptrolle spielt. Er führt Regie, stellt die Musik zusammen und schreibt mit Eli Roth ("Hostel") das Drehbuch. Als Präsentator für den Streifen gewinnt der umtriebige Rapper keinen geringeren als Quentin Tarantino. Und der scheint wenigstens bei der Bildsprache ordentlich eingegriffen zu haben. Allein in der Exposition ist die Handschrift des Kill-Bill-Regisseurs so deutlich, dass man versucht ist, das Kung-Fu-Drama in seine Filmografie einzutragen. Das führt allerdings dazu, dass der aufmerksame Zuschauer im Verlauf der Handlung schmerzlich die eigenen Impulse von RZA vermisst.

Madame Blossom (Lucy Liu) kennt, wenn es um Gold geht, keine Gnade.

Madame Blossom (Lucy Liu) kennt, wenn es um Gold geht, keine Gnade.

Letztlich erschafft der Hip-Hopper eine ebenso bluttriefende wie surreale filmische Verbeugung vor Kung-Fu-Klassikern wie "Die 36 Kammern der Shaolin" oder "Der Todesstab der Shaolin". Beachtlich, dass RZA so prominente Schauspieler wie Russell Crowe und Lucy Liu für den Dreh gewinnen konnte. Der Geschichte tut es gut, denn ein wirklich begnadeter Schauspieler ist der Wu-Tang-Chef nicht.

Der wilde Westen fängt in China an

Russell Crowe gibt den extrovertierten Jack Knife.

Russell Crowe gibt den extrovertierten Jack Knife.

Die Geschichte seines Films hat RZA ins China des 19. Jahrhunderts verlegt. Allerdings gleicht das Dorf mit dem ominösen Namen Jungle Village mehr einer Westernstadt denn einem Dorf im Zeitalter der Qing-Dynastie. Sieben Clans liefern sich hier einen erbitterten Kampf um Macht und Gold. Zwischen den Fronten steckt der Schmied, gespielt von RZA selbst. Er fertigt unglaubliche Waffen für die rivalisierenden Banden - eine ausgefallener und tödlicher als die andere. Deren Verwendung ist ihm letztlich egal. Er verfolgt eigene Pläne: Mit dem verdienten Geld will er seine große Liebe freikaufen, eine der Prostituierten aus Madame Blossoms (Lucy Liu) schillerndem Bordell.

Der Film hat keine Nachhaltigkeit, aber einen hohen Unterhaltungswert.

Der Film hat keine Nachhaltigkeit, aber einen hohen Unterhaltungswert.

Als die Situation eskaliert, findet der Schmied Verbündete in dem skrupellosen Jack Knife (Russell Crowe) und dem Schwertmeister Zen Yi (Rick Yune). Sie alle müssen ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten einsetzen, um das Gold des Gouverneurs zurückzubringen, den verräterischen Silver Lion (Byron Mann) zu bestrafen und den Verlust eigener Körperteile und der Geliebten zu rächen. Die hat der scheinbar unbesiegbare Brass Body (Ex-Wrestler Dave Bautista) nämlich auf dem Gewissen.

Es wird sich nicht einbrennen

Multi-Talent RZA hat sich für sein Regiedebüt eine Menge aufgehalst und in einigen Fällen sogar Außergewöhnliches geleistet. Die Kampfchoreografien sind in der Symbiose mit dem Computer extrem gelungen und werden durch die exakt abgestimmte Musik von Stars wie Kanye West ("Gold Digger") oder dem Blues-Rock-Duo The Black Keys wunderbar untermalt. Auch die Kulisse mit erstaunlich viel Liebe zum Detail sucht ihresgleichen. Leider verzettelt sich RZA in seinem Drehbuch total. Zu viele Handlungsstränge laufen unbeendet nebeneinander her und werden lediglich durch die Prügelszenen der grotesken Charaktere zusammengehalten.

Man merkt, dass Robert Diggs ein Faible für die Kung-Fu-Filme aus den 70er Jahren hat. Die haben sich "unauslöschlich in meine Erinnerung eingebrannt" sagt er. Anders als beim Wu-Tang Clan, wo RZA für jeden seiner Rapper eine eigene, unverwechselbare Klangkulisse erzeugt, lässt er seine Protagonisten im Film allein dastehen. Nichtsdestotrotz langt die DVD für einen kurzweiligen Fernsehabend. Einbrennen wird sie sich ins Gedächtnis der Zuschauer aber mit Sicherheit nicht. Wer RZA in einer ganz anderen Rolle erleben möchte, muss sich die fünfte Staffel der TV-Serie "Californication" reinziehen. Hier spielt er einen coolen, aber leicht durchgeknallten Rapper, der ins Film-Geschäft einsteigen will. Also eigentlich sich selbst.

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Quelle: ntv.de

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