Film und Serien

"Kein Mittel gegen Liebe" Romantik mit Darmkrebs

Schön, jung und schwer krank: Marley will sich nicht unterkriegen lassen.

Schön, jung und schwer krank: Marley will sich nicht unterkriegen lassen.

(Foto: Richard Foreman Jr. SMPSP)

Marley, eine junge, lebenslustige Frau, erkrankt schwer und will noch einmal geliebt werden, bevor sie sterben muss. Kate Hudson, Kathy Bates und Gael Garcia Bernal versuchen sich in "Kein Mittel gegen die Liebe" an einer Romantic Comedy mit ernsten Untertönen. Doch an "Arsch-Krebs" ist nichts romantisch.

Marley Corbett (Kate Hudson) hat ihr Leben fest im Griff. Die junge Werbefrau ist schön, erfolgreich im Job und kann sich bei Bedarf einen Lover in ihre schicke Wohnung in New Orleans herbeitelefonieren. Mütterliche Gefühle lebt sie mit den Kindern ihrer Freunde aus, ansonsten heißt es: Beziehung und Familie? Nein, danke. Für die täglichen Zuwendungen reichen ihr ihre Bulldogge Stanley und ihr schwuler Nachbar Peter. Dann stellt sich heraus, dass sie krank ist, schwer krank. Die Diagnose Darmkrebs stellt ihr Leben auf den Kopf und sie muss sich fragen, was sie in der ihr verbleibenden Zeit noch glücklich machen würde. Fliegen? Eine Million Dollar? Oder doch die wahre Liebe?

"Abgesehen von deinem Leben und Krankenhausserien: Wo sehen Ärzte so aus?"

"Abgesehen von deinem Leben und Krankenhausserien: Wo sehen Ärzte so aus?"

(Foto: Patti Perret)

Ein himmlisches Wesen in Gestalt von Whoopie Goldberg erfüllt Marley diese Wünsche. Die Firma zahlt ihr eine Lebensversicherung aus, sie gewinnt einen Drachenflug und verliebt sich in ihren Arzt Julian Goldstein (Gael Garcia Bernal). Marley bringt dem schüchternen jungen Mexikaner jüdischen Glaubens bei, wie man Witze erzählt und richtig lebt. Und er lehrt sie, wie man liebt. Ihre labile Mutter (Kathy Bates) schafft es, ihr beizustehen und damit über sich hinauszuwachsen und ihr Vater (Treat Williams) gibt seine lebenslange Distanz auf. Auch ihre Freunde sind für sie da, so gut und so lange sie es eben können.

Flirt bei der Darmspiegelung

Mit "Kein Mittel gegen Liebe" wollte sich RomCom-Königin Kate Hudson offenbar in einem neuen Genre ausprobieren. Doch der altbekannte Mädchen-trifft-Jungen-Plot birgt wenig Neues – da hilft auch der drohende Tod nichts, ganz im Gegenteil. Sicher, wie Gael Garcia Bernal als Julian richtig feststellt: Romanzen, die mit dem Tod enden, gibt es seit Romeo & Julia. Doch ob diese größte aller Liebesgeschichten auch funktioniert hätte, wenn der erste intensive Blickkontakt bei einer Darmspiegelung passiert wäre, ist mehr als fraglich.

Auch die Idee, dass eine plötzlich drastisch verkürzte Lebenserwartung Menschen erkennen lässt, was sie wirklich im Leben wollen (und zwar Liebe), ist nicht neu. Zudem starben seit "Love Story" schon andere Schauspielerinnen schön wie nie. Ohne etwa trotz Chemotherapie auch nur eine goldene Locke zu verlieren. Wie zum Beispiel Charlize Theron in "Sweet November" von 2001. Während bei Theron aber immerhin die Chemie mit ihrem Filmpartner Keanu Reeves stimmte, wirkt Gael Garcia Bernal, der ansonsten in Filmen wie Pedro Almodovars "La Mala Educacion" zu sehen ist, permanent so, als ob er sich frage, was er in diesem Film zu suchen habe.

Schöner sterben

Der Klassiker: Gott ist schwarz und eine Frau. Und sieht aus wie Whoopie Goldberg.

Der Klassiker: Gott ist schwarz und eine Frau. Und sieht aus wie Whoopie Goldberg.

(Foto: Richard Foreman Jr. SMPSP)

Kate Hudson bleibt auch als Krebskranke die witzige, quirlige Blondine, die sie auch in ihren anderen Filmen verkörpert. Vielleicht ein bisschen blasser um die Nase. Und mit einer deutlich derberen Sprache. Schließlich will Marley kein Mitleid, sondern ihre Umwelt lieber mit Reimen über ihren "Arschkrebs" schocken. Hudson gelingt es jedoch nicht, dem Zuschauer Marley als Figur näher zu bringen - auch wenn man sich vorstellen kann, dass im Drehbuch Adjektive wie "frech", "schlagfertig" oder "kess" standen. Stattdessen sinniert man darüber, dass lebenslustig vielleicht auch ganz schön egoistisch sein kann und fühlt unwillkürlich Mitleid mit Marleys Familie und Freunden.

Oscar-Gewinnerin Kathy Bates oder Rosemarie de Witt ("Mad Men") als beste Freundin, die vom Kummer überwältigt auf Distanz geht, mühen sich redlich ab, bewegende Momente zu schaffen. Doch bevor es dazu kommen kann, wird rasch eine Himmelssequenz eingeschoben, in der Whoopie Goldberg, als Gott, der wie Whoopie Goldberg aussieht, Marley tröstet. Ein Trost für den Zuschauer ist hingegen der Auftritt von Peter Dinklage als kleinwüchsiger Callboy für ganz große Wünsche. Dinklage schafft es, wenigstens für die Minuten seines Auftritts, den richtigen Tonfall für diese Mischung aus Komödie und Tragödie in den Film zu bringen.

"Love Story" meets "Nachricht von Sam" meets "Wie werde ich ihn los in 10 Tagen". Ein bisschen viel verlangt von einem einzigen Film. Und viel zu viel verlangt vom Zuschauer. Denn über Sprüche wie "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie mir bei der Rektaluntersuchung den Arsch aufreißen, Doktor?" lachen zu müssen, um fünf Minuten später demselben Paar ins Schlafzimmer zu folgen, verschreckt auch den hartnäckigsten RomCom-Fan. Und jedem, der sich jemals mit dieser Krankheit auseinandersetzen musste, sei dringend von diesem Film abgeraten.

Quelle: ntv.de

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