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Schwermut in Spreelage Der Berliner "Tatort" im Schnellcheck

Nicht so unschuldig, wie er tut: der Bäcker Reno (Kai Scheve, l.)

Nicht so unschuldig, wie er tut: der Bäcker Reno (Kai Scheve, l.)

(Foto: rbb/Conny Klein)

Zwei Mordfälle, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, beschäftigen die Berliner Kommissare - die zunächst herausfinden müssen, ob die Morde überhaupt als Morde durchgehen, und sich dann in ihrer eigenen Melancholie verlieren.

Das Szenario

In diesem Kaffeestand tötete der Roboter.

In diesem Kaffeestand tötete der Roboter.

(Foto: rbb/Conny Klein)

In einem Kaffeestand am Kurfürstendamm entdecken drei Jugendliche nach einer durchzechten Nacht einen Toten. Der Mann wurde offenbar von dem Roboter getötet, der den Kiosk bedient - erstochen mit einer Baristanadel. Die Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) stehen vor einem ausgewachsenen Problem: Wenn ein Roboter mordet, wer muss dann dafür geradestehen? Die gleiche Frage mit komplett anderen Vorzeichen stellt sich den beiden Ermittlern im Fall einer Joggerin, die im Grunewald von einem Wildschwein gerissen wurde und langsam verblutete. Ein Fall, der sich nicht ganz so eindimensional entfaltet, wie auf den ersten Blick vermutet, weil der Mann der Toten eine undurchsichtige Rolle spielt.

Die eigentliche Botschaft

In "Tiere der Großstadt" spielen die Morde selbst eine Nebenrolle, der Fokus des Films liegt ganz klar auf den großen ethischen Fragen: Ab wann ist ein Mord ein Mord? Was zur Hölle ist nur mit diesen Hauptstädtern los? Und ist es möglich, an die Spree zu ziehen, ohne sofort den Berlin-Klatsch zu bekommen?

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Bibi gibt Schminktipps, Gronkh spielt Computer und Sami Slimani, na ja, reden wir besser nicht drüber. Survival-Bloggerin Charlie (Stefanie Stappenbeck) schießt in diesem "Tatort" allerdings den Vogel ab: Im Winter im Wald campieren und nach dem Aufstehen den eigenen Channel mit klassischem Youtube-"Content" füllen, einen größeren Spagat kann man sich kaum vorstellen. Gibt es das eigentlich nur im Film?

Der Plausibilitätsfaktor

Natürlich sind die beiden Mordfälle in ihrer Anlage arg überspitzt. Aber mal ganz im Ernst: Was täglich (oder nächtlich) in der Hauptstadt an skurrilen, morbiden und abseitigen Geschichten passiert, kann mit dem Plot dieses Berliner "Tatorts" locker mithalten.

Die Bewertung

8 von 10 Punkten. "Tiere der Großstadt" ist ein schwermütiger Krimi der leisen Töne. Darauf muss man sich einlassen, aber wir versprechen: Es lohnt sich.

Quelle: ntv.de

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