

Haas war das erste Formel-1-Team, das seinen Boliden für die Saison 2022 vorgestellt hat.
Einschränkend wies Haas gleich darauf hin, dass es sich bei dem hier präsentierten VF-22 um einen Prototyp handelt.
Eigentlich ging es wohl bloß um das neue Farbdesign, das hier gezeigt werden sollte und auch diesmal wieder die Nationalfarben Russlands präsentiert.
Nun ist aber nicht anzunehmen, dass der Wagen, der am Ende auf den Rundkurs rollt, sich vollständig von dem hier zu sehenden VF-22 unterscheiden wird.
Im Cockpit der VF-22-Boliden gibt es keine Änderungen. Die Fahrzeuge werden von Mick Schumacher und Nikita Mazepin gesteuert.
Schumacher, der sich nach eigenen Aussagen bei der Entwicklung des VF-22 sehr stark eingebracht hat, setzt für die Saison große Hoffnungen in seinen Dienstwagen.
Mazepin, der in der letzten Saison mit dem Formel-1-Wagen deutlich überfordert war, fühlt sich für diese Saison "bereit" und will jetzt mehr zeigen als 2021.
Anders als Haas hat Aston Martin mit dem AMR22 bereits sein fertiges Fahrzeug für die kommende Saison vorgestellt.
Kurz nach der Präsentation waren die Briten auch schon auf der Strecke und haben die ersten Runden gedreht.
Anders als noch in der letzten Saison sieht der AMR22 jetzt auch aus wie ein echter Formel-1-Rennwagen.
Das Konzept des AMR22 ist so ausgelegt, dass man auf Veränderungen extrem schnell reagieren kann. So sind die Kühler so installiert, dass jederzeit die Form der Seitenkästen geändert werden kann.
Zum ersten Mal stehen Teams wie Aston Martin dank der massiven Regeländerungen auf einer Ebene mit den großen Playern. Unter dem Kostendeckel können sie so viele Upgrades bringen wie die Top-Teams, ohne sich finanziell zu verausgaben.
Die Rückkehr zum Groundeffect-Prinzip stellte die Konstrukteure vor eine extreme Herausforderung. Da Groundeffect-Autos am besten funktionieren, wenn sie so tief wie möglich fahren, muss auch die Fahrzeugabstimmung komplett geändert werden.
Vor allem die neuen 18-Zoll-Reifen gelten hier als eine absolute Unbekannte. Bis dato ist noch kein Groundeffect-Auto mit diesen Reifen gefahren.
Bei Aston Martin hat man auch die Hoffnung, dass in dieser Saison das Fahrerfeld auf der Strecke so dicht zusammenrückt, dass sich das DRS über die Zeit selbst abschafft, weil es nicht mehr zum Einsatz kommen kann.
Würde man das Vorgängerfahrzeug in allen Details mit dem AMR22 vergleichen, blieben lediglich zehn Prozent an Gleichteilen übrig, alles andere ist neu.
Nichts Neues gibt es in den Cockpits bei Aston Martin. Die werden auch in dieser Saison von Sebastian Vettel und Lance Stroll besetzt.
Stroll, der seit sechs Jahren im Geschäft ist, hat bis heute noch keine nennenswerten Erfolge einfahren können. Mit dem neuen Auto macht der Kanadier sich da größere Hoffnungen.
Vettel hält sich hier zurück. Der seit Jahren nicht gerade vom Erfolg verwöhnte Ex-Weltmeister verweist darauf, dass sich das Auto bereits im Simulator anders anfühlt. Wie es aber wirklich funktioniert, werde man erst auf der Strecke erfahren.
Auch McLaren hat das Tuch vom neuen MCL36 gezogen und gilt mit dem Boliden für die neue Formel-1-Saison als Geheimfavorit.
So wie die anderen Teams hofft auch McLaren, vom Regelwerk der Weiterentwicklungen während der Saison zu profitieren.
Allerdings gibt man sich bei McLaren keinen Illusionen hin. Der Weg zurück an die Spitze ist ein Langzeitprojekt und wird garantiert nicht in dieser Saison passieren.
Neben der Lackierung hat sich natürlich auch die Technik am MCL36 verändert. McLaren hat nach Haas und Aston Martin eine dritte Version gezeigt, wie man das völlig neue Regelwerk interpretieren kann.
Aber auch bei McLaren gilt: "Wir haben keine echte Referenz. Vieles basiert auf Annahmen und auf bloßer Mathematik, aber nicht auf echten Daten. Die werden wir erst bei den Testfahrten sammeln", so Technikchef James Key.
Im Cockpit des neuen MCL36 sitzt auch diese Saison Daniel Ricciardo. Mit dem Dienstwagen aus der Vorsaison ist der Australier nicht warm geworden. Bleibt abzuwarten, ob der MCL36 seinen Talenten näherkommt.
Aber auch für Lando Norris ist der MCL36 eine echte Wundertüte. "Wir wissen noch nicht einmal, wie sie sich grundsätzlich fahren", erklärt der Brite und verzichtet an dieser Stelle ebenfalls auf Prognosen für den Saisonverlauf.
Alpha Tauri, die B-Mannschaft von Red Bull, geht mit dem AT03 in die neue Saison. In dem steckt natürlich wieder jede Menge der Komponenten, die wir auch im neuen Red Bull RB18 finden werden.
Einer der Gründe für den Aufwärtstrend in den letzten Jahren lag in der Entwicklungshilfe von Red Bull Technologies in Milton Keynes. Seitdem beide Energy-Drink-Teams mit Honda-Motoren unterwegs sind, arbeiten die Ingenieure eng zusammen.
Um Geld zu sparen und Entwicklungsressourcen in anderen Bereichen freizusetzen, übernahm die kleine Schwester aus Italien so viele Bauteile wie möglich vom großen Bruder.
Besonders die extreme Form der Seitenkästen fällt direkt ins Auge. Ansonsten wirkt das Auto eher konservativ gezeichnet.
Neues gibt es in Sachen Farbdesign. Die Flügel vorne und hinten sind jetzt nicht mehr blau, sondern weiß. Auch beim großen Teamlogo wurden die Farben umgedreht. Der Schriftzug "Alpha Tauri" ist auf der Verkleidung zudem deutlich größer angebracht.
Was Sponsoren angeht, ist noch nicht viel zu erkennen. Nur Partner "FlexBox" hat sich aber bereits einen prominenten Platz an der Außenseite der Frontflügel-Endplatten gesichert.
Wie gut sich das Auto im Vergleich mit der Konkurrenz schlägt, wird man erst auf dem Rundkurs sehen. Die Teamführung hat wieder Platz fünf als Zielmarke ausgegeben.
Im Cockpit von Alpha Tauri fährt auch in dieser Saison als Teamleader Pierre Gasly. Sein Vertrag bei Red Bull läuft noch bis 2023, was aber nicht heißt, dass er fest im Sattel sitzt. Denn wenn keine Leistung kommt, kann hier auch früher Schluss sein.
Gleiches gilt für den Rooki Yuki Tsunoda. Er muss sich mit Blick auf die letzte Saison klar steigern, denn in der Formel 2 gibt es ein Dutzend Anwärter auf sein Cockpit.
Bei der Präsentation des neuen RB18 hat sich Red Bull, wie fast alle Formel-1-Teams, mit Detailinformationen sehr zurückgehalten.
Technisch jedenfalls scheint der gezeigte RB18 ganz weit entfernt vom echten Red Bull RB18 zu sein, der für die Rennen aus der Garage rollen wird. Das enthüllte Auto erinnert mehr an das 2022er F1-Showcar, das im Rahmen des Silverstone-Rennens vorgestellt wurde.
Auch die Lackierung überrascht nicht. Red Bull führt das alte Farbschema fort, das seit 2016 praktisch nicht verändert wurde. Verschwunden sind nur die großen Honda-Logos auf der Verkleidung und den Flügeln.
Neu auf der Außenhaut ist – neben den Logos vom Teamsponsor Oracle – auch die Startnummer, mit der Max Verstappen ins Rennen geht. Der Niederländer ist der erste Fahrer seit Sebastian Vettel, der sich die 1 aufs Auto kleben lässt.
An der Seite von Verstappen fährt auch in der jetzigen Saison Sergio Perez.
Allerdings ging der Marktwert von Sergio Perez nach der deutlichen Niederlage im internen Duell ziemlich nach unten. Vor allem im Qualifying muss sich der Mexikaner steigern. Sonst ist er sein Cockpit schnell wieder los.
Max Verstappen hingegen träumt vom nächsten Weltmeistertitel. "Wie oft hat man schon die Gelegenheit, die Nummer zu tauschen? Und die Nummer 1 ist die beste Nummer da draußen, also war es für mich ganz einfach, sie zu wählen", sagt er.
Williams musste in den vergangenen Jahren einige tiefe Täler durchschreiten. Doch mit dem Verkauf an den US-Investor Dorilton Capital Mitte 2020 kam endlich wieder frisches Geld in die Kasse und Schwung in den Rennstall.
2022 will Williams mit dem neuen FW44 wieder regelmäßiger in die Top Ten fahren.
Bei der Technik setzt Williams auf Bewährtes. Da ist die Konkurrenz von McLaren und Alfa Romeo mehr Risiko gegangen.
Vor allem die Nase des FW44 ist im Gegensatz zu den meisten anderen Boliden erstaunlich rund geraten. Die Spitze scheint dann auch auf dem Hauptblatt aufzusitzen. Das sieht elegant aus. Ob es auch schnell ist, wird sich zeigen.
Bei den Seitenkästen ähnelt das Prinzip dem von McLaren und Haas. Die Airbox und die seitlichen Kühleinlässe wirken vorne sehr volumiös. Nach hinten zieht sich die Verkleidung dann aber extrem zusammen.
Was auffällt, ist der Umstand, dass noch viele Sponsorenflächen auf dem FW44 frei sind. Am Heckflügel ist nur der Schriftzug "Williams Racing" und Versa angebracht.
Selbst das Logo von Rennlegende Ayrton Senna, der 1994 in Imola in einem Williams ums Leben kam, ist in dieser Saison nicht mehr auf dem Auto zu sehen.
Ist vielleicht auch besser so und nimmt einem Alex Albon, der Dank einer Millionen-Mitgift von Red Bull das Williams-Cockpit bekam, den Druck. Nach einem Jahr Pause, die Albon in der DTM verbracht hat, muss der Youngster nun zeigen, dass er seinen Platz in der Königsklasse auch ohne Sponsorengelder verdient hat.
Diesen Beweis blieb Teamkollege Nicholas Latifi bislang auch schuldig. Der Kanadier steuert ebenfalls ein paar Millionen über persönliche Partner zum Teambudget bei. Gegen seinen ehemaligen Kollegen Russell sah Latifi in seinen ersten beiden Formel-1-Jahren meist alt aus.
Eine richtige Präsentation gab es für den Ferrari F1-75 nicht. Dafür aber Fotos, die den Wagen und ihre Lenker schon bei ersten Tests zeigen. Das wiederum deutet darauf hin, dass es die Italiener mit den Kühleinlässen, die vorne so flach und breit wie Briefkastenschlitze sind,durchaus ernst meinen.
In der Breite nutzen die Seitenkästen allem Anschein nach das maximal erlaubte Maß von 1,80 Metern nicht ganz aus.
Wirklich schlank wirkt das Design des F1-75 nicht, aber es ist auf jeden Fall sehr eigen. Interessant ist auch die Form der Airbox, die beim Ferrari dreieckig ist. Auch bei der Heckflügel-Stütze gehen die Italiener einen ganz eigenen Weg. Am F1-75 steht das Leitwerk auf zwei und nicht auf einer Pylone.
Was die Bilder natürlich verschweigen, ist das Thema Antrieb. Im Vorjahr hatte Ferrari den Power-Rückstand auf die Konkurrenz fast komplett ausgleichen können. Ein spätes Hybrid-Update sorgte dafür, dass die Elektro-Leistung auf den Geraden deutlich länger abgerufen werden konnte. Das brachte im letzten Saisondrittel alleine 0,15 Sekunden pro Runde, rechneten die Ingenieure vor.
Für diese Saison mussten sich die Ingenieure ohnehin auf den V6 konzentrieren, der mindestens zehn Prozent Biosprit vertragen muss. Bei Ferrari spricht man gar von einem ganz neuen Treibsatz.
Den Aufbruch zu neuen Höhen soll auch die Lackierung des F1-75 zeigen. Mehr schwarze Anteile und ein dunkleres Rot lassen die Göttin dann auch deutlich angriffslustiger wirken.
Ob der sportliche Erfolg mit dem F1-75 zurückkehrt, muss sich noch zeigen. Fakt ist, dass Ferrari mit seinem Aerodynamik-Konzept ein hohes Risiko geht. Denn abseits dessen, was die Konkurrenz gezeigt hat, könnten die neuen Seitenkästen auch ein großer Flop werden.
Ausbaden muss es am Ende Charles Leclerc. Der macht auch momentan gar keinen Hehl daraus, dass sich momentan kaum sagen lässt, wie man mit dem F1-75 gegen die Konkurrenz ankommen wird. Eins steht aber fest: Ein leichtes Spiel erwartet Leclerc nicht. "Die Autos sind deutlich schwerer als im Vorjahr, und das macht es kniffliger, wenn man die Kontrolle verliert."
Und Carlos Sainz jr. geht davon aus, dass diese Saison sehr wichtig für das Team und die Fahrer wird. "Es wird Zeit, dass wir das Team auf ein neues Level heben. Das Auto sieht aggressiv und radikal aus."
Mercedes hat den W13 für die kommende Formel-1-Saison recht spät vorgestellt. Wie bei Ferrari ragt die Nase recht weit nach unten. Auffällig ist, dass die Flaps so stark wie bei keinem anderen Auto nach außen gebogen sind.
Die seitlichen Lufteinlässe erinnern an den Aston Martin, der wie gehabt ebenfalls mit einem Mercedes-Motor unterwegs ist.
Auf Kühlschlitze verzichtet man beim W13. Stattdessen wird die heiße Luft des Treibsatzes über einen hinteren Teil der Verkleidung abgeleitet.
Beim Design bleibt sich Mercedes insgesamt treu. Zwar wurde die Bemalung in Details verändert, aber bei der Farbgebung bleibt alles beim Alten.
Auf der Fahrerseite beginnt für Mercedes hingegen eine neue Ära. An der Seite von Lewis Hamilton steht jetzt nämlich George Russell.
Russell hat sich fest vorgenommen, am Thron des Herrschers zu rütteln. Und das ist gar nicht so abwegig. Nach seinen Leistungen bei Williams trauen Fachleute dem Briten einiges zu.
Hamilton hingegen stellt sich seinem neuen Herausforderer. Allen Gerüchten um einen Rücktritt hat er eine Absage erteilt. Doch eins steht fest: So leicht wie mit Bottas dürfte er es mit Russell nicht haben.
Der neue Renner von Alpin fällt nicht nur mit seiner Lackierung ins Auge, auch technisch sind die Franzosen wieder auf Abwegen. Eins der größten Themen waren die platzsparende Unterbringung des Motors und das Gewicht. "Die neuen Diffusor-Tunnel reduzieren den verfügbaren Platz für die Innereien. Das hat uns gezwungen, das Gewicht und das Volumen der Komponenten unter der Verkleidung zu reduzieren. Das neue Kühlsystem nimmt 15 Prozent weniger Platz ein. Auch die Elektromaschinen sind kleiner und leichter", erklärt Technikdirektor Matt Harman.
Auffällig ist die schlanke Nase, die am ersten der Frontflügel-Flaps anschließt, was an McLaren erinnert. Die Seitenkästen sind weit nach hinten gerückt und senken sich erst auf Höhe des Überrollbügels.
Unter der mächtigen Airbox arbeitet ein komplett neuer Renault-Motor. Das Ergebnis von zwei Jahren Arbeit ist eine neue Architektur des französischen V6-Turbo. Turbine und Kompressor sind wie bei Mercedes getrennt. Auch die MGU-K und die MGU-H des RS20-Motors wurden völlig umgebaut.
Was die Fahrerpaarung angeht, bleibt alles beim Alten. Fernando Alonso darf als Doppelweltmeister weiter den Ton angeben, muss sich aber in Acht nehmen.
Denn ihm im Nacken sitzt der sehr talentierte Esteban Ocon. Dessen Vertrag wurde bis 2024 verlängert und der Franzose ist nicht bekannt dafür, dass er etwas anbrennen lässt oder sich gar vor Alonso verstecken würde. (hpr)