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Ali Dogru hat Hunderte von Opfern der Erdbebenkatastrophe in der Türkei auf dem Friedhof von Iskenderun beerdigt.
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Aber der Bestatter arbeitet nicht nur auf dem Friedhof der Küstenstadt.
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Gemeinsam mit seiner Frau und seinen vier Söhnen lebt er auch dort in einem alten Bus.
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Bei den verheerenden Erdbeben am 6. Februar kamen in der Türkei und in Syrien mehr als 54.000 Menschen ums Leben, ...
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... Millionen wurden obdachlos.
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Die Überlebenden sind in Zelten, Containerhäusern, Hotelanlagen, Studentenwohnheimen und sogar Zügen untergekommen.
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Das Erdbeben brachte Hunderttausende Gebäude zum Einsturz, viele andere sind aus Sicherheitsgründen nicht mehr bewohnbar.
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Auch das Haus der Dogrus wurde beschädigt.
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Kurz nach dem Erdbeben zog die Familie daher auf den Friedhof, wo sie seitdem lebt.
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In den über sechs Jahren, in denen der ehemalige Metzger Dogru als Bestatter tätig ist, beerdigte er normalerweise etwa fünf Menschen pro Tag.
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In der Nacht nach dem Beben begrub er zwölf Tote. Und die Zahlen stiegen weiter.
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Innerhalb von zehn Tagen organisierte Dogru die Beerdigung von insgesamt 1210 Opfern.
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Mit dem Leben auf dem Friedhof könne er umgehen, sagt der 46-Jährige gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Aber ...
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... die vielen Bestattungen in so kurzer Zeit hätten bei ihm tiefe seelische Narben hinterlassen.
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"Als Metzger habe ich immer gesehen, wie Leute Lämmer in ihren Armen zum Opfern brachten. Es hat mich sehr getroffen, als ich sah, wie die Menschen ihre Kinder und ihre Partner trugen."
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Da so viele Beerdigungen zu bewältigen waren, musste Dogru schwere Maschinen zum Ausheben der Gräber besorgen ...
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... und sich mit Dutzenden Imamen abstimmen, die aus der ganzen Türkei kamen, um zu helfen.
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"Ich wollte nur eins: Tag und Nacht arbeiten, um die Arbeit zu beenden. Ich wollte nicht, dass Leute kommen und sagen, die Leichen seien nicht begraben worden", erzählt er.
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Massengräber sind auf dem Friedhof laut Dogru nicht ausgehoben worden.
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Aber er habe einige Kinder und Eltern, die einander im Tod umarmt hätten, im selben Grab beerdigt und die Leute davon abgehalten, sie zu trennen: ...
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... "Ich sagte: 'Der Tod kann dieses Kind nicht von der Mutter oder dem Vater trennen. Warum solltet ihr das tun?'"
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Dogru half den Beamtinnen und Beamten auch dabei, nicht identifizierte Leichen zu fotografieren, Fingerabdrücke sowie Blut- und DNA-Proben zu nehmen.
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Später führte er Familien zu den Gräbern ihrer Angehörigen, die durch die Analysen identifiziert werden konnten.
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Dogrus Söhne verbringen den größten Teil des Tages gemeinsam mit ihrer Mutter, da die Schulen noch geschlossen sind.
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Sie spielen zwischen den Gräbern mit ihren Cousins und Cousinen, ...
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... die mit Dogrus Bruder Emrullah und dessen Frau Asli aus Angst vor Nachbeben ebenfalls auf den Friedhof gezogen sind.
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Sie haben ihr Zelt neben dem Bus aufgeschlagen.
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Dogru fürchtet, dass die belastende Situation psychische Auswirkungen auf die Kinder haben könnte.
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Aber es gibt niemanden, der sich außerhalb des Friedhofs um sie kümmern kann.
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"Ich habe vor, sie mit in den Urlaub zu nehmen, sobald wir uns alle eingerichtet haben", sagt Dogru.
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"Sie sahen all die Menschen mit Leichen in ihren Armen, die bei mir waren."
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Auch Dogrus Frau Hatice berichtet, dass die Kinder in unmittelbarer Nähe zum Bus viele Tote gesehen hätten, darunter auch Kinderkörper.
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An den ersten drei Tagen auf dem Friedhof blieb kaum Zeit zu essen, da die Erwachsenen damit beschäftigt waren, Beerdigungen durchzuführen.
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Die Kinder hätten sich nicht beschwert, erzählt die 43-Jährige. Ihr jüngster Sohn habe aber darum gebeten, wieder nach Hause zu dürfen.
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In den ersten Tagen schliefen sie alle auf Decken, dann auf Holzbrettern. Vor Kurzem bekamen sie Betten für den Bus.
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Die Familie wohnte erst seit sieben Monaten in ihrem Haus, das nach Angaben der Behörden nur wenig Schaden genommen hat.
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Während Hatice Dogru weniger Bedenken hat, sich in der Wohnung aufzuhalten, ist ihr Mann vorsichtiger. "Wir versuchen, unsere Ängste zu überwinden", erklärt er.
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Hatice Dogru möchte gerne nach dem Zuckerfest, das Ende April den Fastenmonat Ramadan beendet, wieder in ihre Wohnung ziehen.
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Dafür hat sie schon alles aufgeräumt und vorbereitet.
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"Wohin können wir gehen, wenn wir diesen Ort verlassen? Ich will nichts, ich will nur mein Haus“, sagt Hatice Dogru. (kse/rts)
Zwischen frischen Gräbern Bestatter-Familie lebt nach Beben auf türkischem Friedhof
Ali Dogru ist Bestatter auf einem Friedhof in der türkischen Stadt Iskenderun. Normalerweise begräbt er täglich fünf Tote. In den Tagen nach dem verheerenden Erdbeben waren es mehr als 1200. Auch seine Söhne haben viele der Leichen sehen müssen. Denn weil ihr Haus beschädigt ist, zog die Familie auf den Friedhof.
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