

Im Frühjahr 1945 steuert das deutsche NS-Regime dem Untergang entgegen.
Während im Westen die US-Amerikaner zur Elbe vorrücken, sammelt die Sowjetunion im Osten ihre Kräfte für die Offensive gegen die Reichshauptstadt.
Für die "Berliner Operation" zieht die Rote Armee 2,5 Millionen Soldaten, 41.000 Geschütze und fast 6300 Panzer zusammen.
Zwei Armeegruppen hat Stalin für den Angriff auserkoren: die 1. Weißrussische Front unter Georgi Schukow und die 1. Ukrainische Front unter Iwan Konew.
Die letzte große Militäroperation gegen Nazi-Deutschland beginnt in den frühen Morgenstunden des 16. April 1945, rund 80 Kilometer östlich von Berlin.
9000 Geschütze der Roten Armee eröffnen bei Küstrin an der Oder mit einem gewaltigen Trommelfeuer den Sturm auf die Reichshauptstadt.
Im Schutze des Feuerhagels stoßen die Einheiten der 1. Weißrussischen Front Marschall Schukows aus ihrem Brückenkopf vor.
Obwohl der Krieg längst verloren ist, leistet die Wehrmacht noch immer verzweifelten Widerstand.
Den Weg nach Berlin blockieren 130.000 Mann der deutschen 9. Armee unter General Theodor Busse.
Der Großverband besteht in der Mehrheit aus Resten aufgeriebener Einheiten, ...
... die hastig mit Leichtverwundeten, unerfahrenen Rekruten und Volkssturmkompanien aufgefüllt werden.
Überall mangelt es an Treibstoff, Ausrüstung und Munition.
Doch trotz ihrer gewaltigen Übermacht kommen Schukows Truppen am Morgen des 16. April nur mühsam voran.
Denn in der Nacht haben sich die Deutschen still und heimlich aus den vorderen Stellungen zurückgezogen.
An den steilen Hängen der Seelower Höhen, die sich bis zu 80 Meter hoch über dem Oderbruch erheben, läuft sich der Angriff fest.
Schukow weiß, dass Stalin die Eroberung Berlins Konew überträgt, wenn ihm jetzt nicht der Durchbruch gelingt.
Als er auch noch erfährt, dass sein Rivale weiter im Süden die Neiße überquert hat und bereits auf die Spree zusteuert, verfällt er in Hektik.
Ohne Rücksicht auf Verluste befiehlt Schukow Angriff auf Angriff auf die Seelower Höhen.
Als er auch noch seine Reserven in den Kampf wirft, bricht der deutsche Widerstand zusammen.
Am Vormittag des 18. April erreichen seine Panzerspitzen die Reichsstraße 1. Der Weg nach Berlin ist offen.
Busses 9. Armee zieht sich fluchtartig Richtung Halbe zurück.
In Berlin bereitet sich die Bevölkerung derweil auf die Ankunft der Roten Armee vor.
Weil Propagandaminister Joseph Goebbels eine Evakuierung verboten hat, leben noch ungefähr 2,5 Millionen Menschen in der Metropole.
Frauen werden Übungen im Pistolenschießen angeboten, die Männer zum Bau von Barrikaden abkommandiert.
Dazu werden Straßenbahnwagen und Güterwaggons mit Trümmerschutt gefüllt und in den Straßen platziert.
Gemäß den Plänen wird Berlin in acht Verteidigungsabschnitte unterteilt. Die innere Verteidigungszone trägt den Namen "Zitadelle" und umfasst alle wichtigen Regierungsgebäude. Hier soll bis zum letzten Mann Widerstand geleistet werden.
Doch die von der Propaganda hochstilisierte "Festung Berlin" ist nicht mehr als eine Farce.
Trotz der sich abzeichnenden Niederlage hat das Nazi-Regime in den vergangenen Jahren darauf verzichtet, die Hauptstadt zu befestigen.
Zudem mangelt es an Truppen.
Für die Verteidigung der riesigen Metropole stehen nur 60 Panzer und ein buntes Sammelsurium an Einheiten bereit.
Neben ausländischen Trupps der Waffen-SS, Polizeieinheiten und Flakmannschaften ...
... besteht der Großteil der mehr als 80.000 Verteidiger aus schlecht ausgerüsteten Volkssturmleuten und minderjährigen Hitlerjungen.
Unerwartete Verstärkung erhält Berlin durch das 56. Panzerkorps, welches im Zuge der Kämpfe in die Stadt gedrängt wird.
Als dessen Befehlshaber General Helmuth Weidling erfährt, dass er wegen Feigheit erschossen werden soll, besteht er auf einer Audienz im Führerbunker. Prompt ernennt Hitler ihn zum Stadtkommandanten.
Am 21. April überschreiten Schukows Einheiten die Stadtgrenze bei Marzahn. Berlin ist nun Frontstadt.
Sowjetische Granaten schlagen in der Innenstadt ein. Das Brandenburger Tor wird getroffen. Im Schloss und am Reichstag brechen Feuer aus.
Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Fabriken und Geschäfte schließen.
In seinem Führerbunker unterhalb der Reichskanzlei fantasiert Hitler weiterhin von der Kriegswende.
So befiehlt er der bei Eberswalde liegenden Armeegruppe unter SS-General Felix Steiner einen Gegenangriff in die Nordflanke von Schukows Truppen.
Doch die Armeegruppe ist dezimiert, Steiner lässt seine Soldaten nicht zum Angriff antreten.
Als Hitler am folgenden Tag davon erfährt, überkommt ihn ein Wutanfall. Eine Flucht nach Bayern lehnt der Diktator ab.
Wenig später setzt Hitler seine Hoffnungen auf General Walther Wenck, der mit seiner 12. Armee an der Elbe steht.
Doch Wenck hat andere Pläne. Mit seinem Entsatzangriff will er nicht Berlin retten, sondern einen Fluchtweg für die Reste von Busses 9. Armee nach Westen öffnen.
Während Schukow zwei Armeen gegen Lichtenberg und Köpenick schickt, beginnen seine restlichen Einheiten die Stadt in nördlicher Richtung zu umfassen.
Auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof geraten Schukows Panzer in heftige Kämpfe mit Soldaten der SS-Division Nordland.
Stadtkommandant Weidling verteilt seine wenigen erfahrenen Einheiten auf die einzelnen Verteidigungsabschnitte, doch bewirkt damit wenig.
Volkssturm, Hitlerjugend und reguläre Kampftruppen kämpfen zwar Seite an Seite, doch unter verschiedenen Kommandeuren, die häufig widersprüchliche Befehle erteilen.
Eine zusammenhängende Verteidigung existiert nirgends.
Zwar kämpfen einige Widerstandsnester fanatisch, doch an etlichen Stellen ergreifen die Verteidiger schnell die Flucht oder ergeben sich.
Je näher die Rote Armee dem Stadtzentrum kommt, desto brutaler agiert das Naziregime.
SS-Patrouillen und Feldjäger durchkämmen die Straßen nach Deserteuren. Männer, die im Verdacht stehen, ihre Einheit verlassen zu haben, werden sofort hingerichtet.
Während sich am 25. April Rotarmisten und Amerikaner an der Elbe bei Torgau die Hände reichen, ...
... vereinigen sich Konews und Schukows Vorauseinheiten bei Ketzin. Berlin ist eingekesselt.
Von allen Seiten strömen die Rotarmisten nun in die Stadt und werfen die schwachen Verteidigungseinheiten zurück.
Die sowjetischen Panzer zerschießen die Häuser lieber gleich, statt sie nach feindlichen Scharfschützen zu durchkämmen.
Barrikaden werden mit Nahschüssen in die Luft gejagt.
Sobald ein Viertel befreit ist, rückt die Artillerie nach und bringt ihre Geschütze und Raketenwerfer, die sogenannten Stalinorgeln, in Stellung.
Meter um Meter nehmen sie die inneren Bezirke unter heftigen Beschuss.
Am Ende der Schlacht sind mehr als 1,8 Millionen Granaten auf die Stadt niedergegangen.
Wegen des starken Artilleriefeuers verbringt die Zivilbevölkerung die meiste Zeit in Kellern, Luftschutzräumen und U-Bahnhöfen.
Die Wasser- und Gasversorgung ist zusammengebrochen.
Viele Menschen sterben oder werden schwer verletzt, wenn sie an den handbetriebenen Straßenpumpen nach Wasser anstehen.
Die sowjetischen Sturmtruppen behandeln die Einwohner Berlins oftmals kühl und distanziert.
Doch mit den nachrückenden Einheiten kommt es auch immer häufiger zu Plünderungen und Übergriffen.
Die Charité und das Kaiserin-Auguste-Victoria-Krankenhaus schätzen später, dass in der Stadt zwischen 95.000 und 130.000 Frauen einer Vergewaltigung zum Opfer fallen - viele von ihnen sogar mehrmals.
Insgesamt gibt es in Berlin aber weniger Gewalt gegen Zivilisten als noch während des Feldzuges in Ostpreußen.
Die sowjetische Führung bemüht sich schnell, eine Ordnung in der Stadt zu etablieren.
Während die Kämpfe noch toben, laufen in den eroberten Straßenzügen bereits die Aufräumarbeiten.
Aus sowjetischen und erbeuteten deutschen Beständen erhält die Bevölkerung Lebensmittel.
Generaloberst Nikolai Bersarin wird am 28. April zum Stadtkommandanten ernannt.
Berlin hat damit für vier Tage einen deutschen und einen sowjetischen Befehlshaber.
Im Morgengrauen des 30. April setzen Schukows Truppen zum Sturm auf den Reichstag an.
Die "Höhle der faschistischen Bestie", wie sie Stalin nennt, ...
... wird von einer Mischung aus skandinavischen und französischen SS-Freiwilligen, Hitlerjungen und einigen Matrosen verteidigt.
Hitler weiß nun, dass das Ende nahe ist.
Am Nachmittag verabschiedet sich der Diktator von den Insassen des Führerbunkers ...
... und zieht sich in seine Privaträume zurück, wo er sich mit Eva Braun, die er Stunden zuvor geheiratet hat, das Leben nimmt.
Während am Abend die rote Fahne auf den Ruinen des Reichstages weht, ...
... trifft Goebbels als neuer Reichskanzler die Entscheidung, Verhandlungen über einen Waffenstillstand aufzunehmen.
Unterhändler werden zu den sowjetischen Linien geschickt. Doch Stalin lässt ausrichten, dass nur eine bedingungslose Kapitulation infrage kommt.
Daraufhin begeht auch das Ehepaar Goebbels, nachdem es seine sechs Kinder vergiftet hat, Selbstmord.
In der Nacht versuchen kleinere Kampfgruppen aus der Stadt auszubrechen.
An der Charlottenbrücke am Olympiastadion und der Weidendammer Brücke im Bezirk Mitte kommt es zu schweren Gefechten.
Nur wenige schaffen es durch die feindlichen Linien.
Mehr Glück hat General Busse. Etwa 25.000 Überlebende seiner 9. Armee kommen mit mehreren tausend Flüchtlingen am 1. Mai aus den Wäldern bei Beelitz, wo sie auf die 12. Armee treffen.
Wencks Männer benutzen jedes noch intakte Fahrzeug, um die Soldaten zur Elbe zu befördern, damit sie in US-Kriegsgefangenschaft geraten.
Für die Verteidiger der Stadt scheint die Lage nun absolut hoffnungslos.
Weidling, der nun die alleinige Verantwortung über die Stadt trägt, sieht keine andere Möglichkeit und bietet in der Nacht zum 2. Mai die bedingungslose Kapitulation an.
Eine Stunde später verkünden Lautsprecherwagen in der Stadt das Ende der Kämpfe.
In den nächsten Tagen kommt es noch zu vereinzelten Schießereien, doch offiziell ist die Schlacht um Berlin beendet.
Die Sowjetunion bezahlt für den Sieg einen hohen Preis.
Die Rote Armee zählt mehr als 350.000 Tote und Verletzte in ihren Reihen.
Die Verluste auf deutscher Seite sind nicht genau zu ermitteln.
Schätzungsweise werden in den zwei Wochen 320.000 Soldaten in und um Berlin getötet oder verwundet. Auch Zehntausende Zivilisten finden in der Stadt den Tod.
Etwa 480.000 Deutsche geraten in Berlin und Umgebung in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Die Stadt ist nach den intensiven Häuserkämpfen eine Trümmerlandschaft.
Mehr als eine Million Menschen haben kein Dach mehr über dem Kopf.
95 Prozent der Straßenbahnschienen sind zerstört.
Am 7. Mai unterzeichnet Generaloberst Alfred Jodl in Reims die Gesamtkapitulation aller deutschen Streitkräfte.
Auf Wunsch der Sowjetunion wird die Zeremonie in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai in Berlin-Karlshorst im Beisein von Schukow wiederholt.
Damit ist der Zweite Weltkrieg in Europa endgültig zu Ende.
Hitlers "Tausendjähriges Reich" ist bereits nach zwölf Jahren Geschichte. (jpe)