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Nicht erst seit dem "Heidemord" bei der missglückten Wiederwahl der SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis weiß man: In der schleswig-holsteinischen Politik wird mit extrem harten Bandagen gekämpft.
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Nicht erst seit dem "Heidemord" bei der missglückten Wiederwahl der SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis weiß man: In der schleswig-holsteinischen Politik wird mit extrem harten Bandagen gekämpft.

Lügen, Intrigen, fiese Tricks: Das prägt auch den Landtagswahlkampf im Jahr 1987. Und er wird in einer der größten politischen Affären der Bundesrepublik gipfeln: dem "Waterkantgate" , auch als "Barschel-Affäre" bekannt.
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Lügen, Intrigen, fiese Tricks: Das prägt auch den Landtagswahlkampf im Jahr 1987. Und er wird in einer der größten politischen Affären der Bundesrepublik gipfeln: dem "Waterkantgate" , auch als "Barschel-Affäre" bekannt.

Im Herbst 1987 versucht der CDU-Amtsinhaber Uwe Barschel (im Bild mit Frau Freya und Kindern) auf Biegen und Brechen die Macht in Kiel zu behalten. Seit 37 Jahren regiert hier die Union.
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Im Herbst 1987 versucht der CDU-Amtsinhaber Uwe Barschel (im Bild mit Frau Freya und Kindern) auf Biegen und Brechen die Macht in Kiel zu behalten. Seit 37 Jahren regiert hier die Union.

Mit Björn Engholm schickt sich nun ein Sozialdemokrat an, die Regentschaft zu übernehmen. Und seine Chancen stehen nicht schlecht.
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Mit Björn Engholm schickt sich nun ein Sozialdemokrat an, die Regentschaft zu übernehmen. Und seine Chancen stehen nicht schlecht.

Barschels Wahlkampfteam greift zum Äußersten. Engholm und die SPD werden mit so viel Schmutz beworfen, wie nur aufzutreiben ist. Engholm, der "Kommunisten und Neonazis als Lehrer und Polizisten" beschäftigen wolle, habe ein "Gummirückgrat".
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Barschels Wahlkampfteam greift zum Äußersten. Engholm und die SPD werden mit so viel Schmutz beworfen, wie nur aufzutreiben ist. Engholm, der "Kommunisten und Neonazis als Lehrer und Polizisten" beschäftigen wolle, habe ein "Gummirückgrat".

Mit der SPD würden "Abtreibungen bis zur Geburt" erlaubt werden, die Sozialdemokraten hätten vor, Sex mit Kindern zu legalisieren. Allesamt unhaltbare Behauptungen.
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Mit der SPD würden "Abtreibungen bis zur Geburt" erlaubt werden, die Sozialdemokraten hätten vor, Sex mit Kindern zu legalisieren. Allesamt unhaltbare Behauptungen.

Doch damit nicht genug. Die Union holt den Springer-Journalisten Reiner Pfeiffer ins Team, offiziell als Medienbeobachter.
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Doch damit nicht genug. Die Union holt den Springer-Journalisten Reiner Pfeiffer ins Team, offiziell als Medienbeobachter.

Dabei ist er tatsächlich für die ganz niederträchtigen Aktionen zuständig. Er schwärzt Engholm anonym beim Finanzamt an, die Steuerhinterziehungsvorwürfe sind aber unhaltbar. Doch nicht genug.
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Dabei ist er tatsächlich für die ganz niederträchtigen Aktionen zuständig. Er schwärzt Engholm anonym beim Finanzamt an, die Steuerhinterziehungsvorwürfe sind aber unhaltbar. Doch nicht genug.

Als "Dr. Wagner" ruft er bei Engholm an und versucht ihn zu verunsichern, indem er andeutet, der SPD-Mann könne an Aids erkrankt sein. Zudem engagiert er Privatdetektive, die pikante Details aus Engholms Privatleben ausbaldowern sollen.
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Als "Dr. Wagner" ruft er bei Engholm an und versucht ihn zu verunsichern, indem er andeutet, der SPD-Mann könne an Aids erkrankt sein. Zudem engagiert er Privatdetektive, die pikante Details aus Engholms Privatleben ausbaldowern sollen.

Das Komplott fliegt auf. Der "Spiegel" bekommt Wind von der Geschichte und berichtet am 7. September - eine Woche vor der Landtagswahl - von der Steueranzeige und den Bespitzelungen. Titel: "Waterkantgate: Spitzel gegen den Spitzenmann".
10 / 28 (Foto: picture alliance / dpa)

Das Komplott fliegt auf. Der "Spiegel" bekommt Wind von der Geschichte und berichtet am 7. September - eine Woche vor der Landtagswahl - von der Steueranzeige und den Bespitzelungen. Titel: "Waterkantgate: Spitzel gegen den Spitzenmann".

Kurz darauf wird klar: Pfeiffer aus Barschels Wahlkampfteam ist dafür verantwortlich. Der "Spiegel" behauptet in einer Vorabgeschichte der Ausgabe von 14. September auch, dass Barschel von allem wusste und die Aufträge dazu gegeben hat.
11 / 28 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Kurz darauf wird klar: Pfeiffer aus Barschels Wahlkampfteam ist dafür verantwortlich. Der "Spiegel" behauptet in einer Vorabgeschichte der Ausgabe von 14. September auch, dass Barschel von allem wusste und die Aufträge dazu gegeben hat.

Der Urnengang endet im Lichte dieser Enthüllungen mit einem Patt. CDU und FDP sowie SPD und der Südschleswigsche Wählerverband kommen auf die gleiche Anzahl von Sitzen.
12 / 28 (Foto: picture-alliance / dpa)

Der Urnengang endet im Lichte dieser Enthüllungen mit einem Patt. CDU und FDP sowie SPD und der Südschleswigsche Wählerverband kommen auf die gleiche Anzahl von Sitzen.

Barschel sieht sich zur Flucht nach vorne genötigt. Am 18. September 1987 lädt er zur Pressekonferenz und gibt sein "Ehrenwort", dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe haltlos sind.
13 / 28 (Foto: picture alliance / dpa)

Barschel sieht sich zur Flucht nach vorne genötigt. Am 18. September 1987 lädt er zur Pressekonferenz und gibt sein "Ehrenwort", dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe haltlos sind.

Die Zweifel daran bleiben. Am 2. Oktober 1987 muss Barschel zurücktreten. Und noch eine Woche später …
14 / 28 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die Zweifel daran bleiben. Am 2. Oktober 1987 muss Barschel zurücktreten. Und noch eine Woche später …

… erfährt die Affäre eine dramatische Wendung. Barschel wird tot in der Badewanne seines Zimmers im "Hotel Beau-Rivage" in Genf aufgefunden.
15 / 28 (Foto: picture-alliance/ dpa)

… erfährt die Affäre eine dramatische Wendung. Barschel wird tot in der Badewanne seines Zimmers im "Hotel Beau-Rivage" in Genf aufgefunden.

Das Foto des toten Politikers, das erstmals auf dem Titel des "Stern" erscheint, ist auch 25 Jahre später vielen noch im Gedächtnis.
16 / 28 (Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Foto des toten Politikers, das erstmals auf dem Titel des "Stern" erscheint, ist auch 25 Jahre später vielen noch im Gedächtnis.

Die Spekulationen schießen ins Kraut. War es Mord? Selbstmord? Hängt der missglückte Wahlkampf damit zusammen? Ist die CIA in seinen Tod verwickelt, welche Rolle spielen angebliche Waffengeschäfte? CDU-Schwarzgelder? Steckt die Stasi dahinter?
17 / 28 (Foto: picture alliance / dpa)

Die Spekulationen schießen ins Kraut. War es Mord? Selbstmord? Hängt der missglückte Wahlkampf damit zusammen? Ist die CIA in seinen Tod verwickelt, welche Rolle spielen angebliche Waffengeschäfte? CDU-Schwarzgelder? Steckt die Stasi dahinter?

Erwiesen ist nichts davon. Laut Obduktion stirbt Barschel an einer Medikamentenvergiftung. Die Schweizer Ermittler gehen von Suizid aus. Eine Reihe von Fehlern der Beamten vor Ort, lassen an dieser Theorie zweifeln.
18 / 28 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Erwiesen ist nichts davon. Laut Obduktion stirbt Barschel an einer Medikamentenvergiftung. Die Schweizer Ermittler gehen von Suizid aus. Eine Reihe von Fehlern der Beamten vor Ort, lassen an dieser Theorie zweifeln.

Auch Barschels Familie (im Bild Bruder Eike und die Witwe Freya Barschel) hält weiter an der Mordtheorie fest. Bis heute bleibt unklar, ob ein Fremder seine Finger mit im Spiel hatte.
19 / 28 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Auch Barschels Familie (im Bild Bruder Eike und die Witwe Freya Barschel) hält weiter an der Mordtheorie fest. Bis heute bleibt unklar, ob ein Fremder seine Finger mit im Spiel hatte.

Vage ist auch bis heute das Wissen über die Vorgänge im Wahlkampf 1987. Ein erster Untersuchungsausschuss nimmt sich nach Barschels Tod des Themas an.
20 / 28 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Vage ist auch bis heute das Wissen über die Vorgänge im Wahlkampf 1987. Ein erster Untersuchungsausschuss nimmt sich nach Barschels Tod des Themas an.

Ergebnis: Vieles, was Pfeiffer als Mann fürs Grobe erledigte, soll auch Barschel bewusst gewesen sein. Zumindest sei das wahrscheinlich. Das "Ehrenwort" Barschels entpuppt sich als Lüge – zunächst.
21 / 28 (Foto: picture alliance / dpa)

Ergebnis: Vieles, was Pfeiffer als Mann fürs Grobe erledigte, soll auch Barschel bewusst gewesen sein. Zumindest sei das wahrscheinlich. Das "Ehrenwort" Barschels entpuppt sich als Lüge – zunächst.

Sechs Jahre später gibt es neue Informationen. Demnach bekam Pfeiffer (l.) 1988 und 1989 über Geld von der SPD, bezahlt haben es ihm SPD-Landeschef Günther Jansen (r.) und Fraktions-Pressesprecher Klaus Nilius.
22 / 28 (Foto: picture-alliance / dpa)

Sechs Jahre später gibt es neue Informationen. Demnach bekam Pfeiffer (l.) 1988 und 1989 über Geld von der SPD, bezahlt haben es ihm SPD-Landeschef Günther Jansen (r.) und Fraktions-Pressesprecher Klaus Nilius.

Bekannt wird das 1993 als "Schubladenaffäre", weil Jansen die insgesamt rund 40.000 DM in seiner Küchenschublade aufbewahrte, bevor er sie übergab.
23 / 28 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Bekannt wird das 1993 als "Schubladenaffäre", weil Jansen die insgesamt rund 40.000 DM in seiner Küchenschublade aufbewahrte, bevor er sie übergab.

Jansens Version: Aus Mitleid für Pfeiffer, der nach der Barschel-Affäre keinen Fuß mehr auf den Boden bekam, habe er Spenden gesammelt und an den Journalisten weitergereicht.
24 / 28 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Jansens Version: Aus Mitleid für Pfeiffer, der nach der Barschel-Affäre keinen Fuß mehr auf den Boden bekam, habe er Spenden gesammelt und an den Journalisten weitergereicht.

Die CDU vermutet einen anderen Hintergrund: Ist Pfeiffer von Anfang an ein von der SPD eingesetzter Agent Provocateur? Ist Barschel doch unbeteiligt gewesen?
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Die CDU vermutet einen anderen Hintergrund: Ist Pfeiffer von Anfang an ein von der SPD eingesetzter Agent Provocateur? Ist Barschel doch unbeteiligt gewesen?

Ein neuer Ausschuss entlastete Barschel zumindest teilweise. Und auch für Björn Engholm hat die Enthüllung Konsequenzen. Er muss - mittlerweile Regierungschef in Kiel - seinen Stuhl räumen, die Bundes-SPD verliert ihren Chef und Kanzlerkandidaten.
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Ein neuer Ausschuss entlastete Barschel zumindest teilweise. Und auch für Björn Engholm hat die Enthüllung Konsequenzen. Er muss - mittlerweile Regierungschef in Kiel - seinen Stuhl räumen, die Bundes-SPD verliert ihren Chef und Kanzlerkandidaten.

Abgeschlossen ist die Affäre damit nicht. Zu viele Fragen sind bis heute offen. Und so liegt die Barschel-Affäre noch immer wie ein dunkler Schatten über der schleswig-holsteinischen Politik.
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Abgeschlossen ist die Affäre damit nicht. Zu viele Fragen sind bis heute offen. Und so liegt die Barschel-Affäre noch immer wie ein dunkler Schatten über der schleswig-holsteinischen Politik.

Immer wieder wird sie als Mittel eingesetzt, um den politischen Gegner zu desavouieren. Bis lückenlos bekannt ist, was im Herbst 1987 geschah, wird das auch so bleiben. Also womöglich für immer.
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Immer wieder wird sie als Mittel eingesetzt, um den politischen Gegner zu desavouieren. Bis lückenlos bekannt ist, was im Herbst 1987 geschah, wird das auch so bleiben. Also womöglich für immer.

Freitag, 07. September 2012

Schmutzige Tricks im hohen Norden Die Barschel-Affäre

Die Affäre um den Kieler CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel ist ein Lehrbeispiel dafür, mit welch fiesen Mitteln in Deutschland mitunter Politik betrieben wird. Ein ohnehin hitziger Wahlkampf gipfelt in einem der größten Skandale der deutschen Geschichte. Am Ende stirbt Barschel in der Badewanne eines Genfer Hotels. Seine Todesumstände sind bis heute nicht zweifelsfrei aufgeklärt worden.
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